Carolinea 74

T rusch : 175 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe 107 „national-sozialistische Erhebung“ in seinen Zei- len spürt man die trügerische Hoffnung , nach der Weltwirtschaftskrise nun bessere Zeiten vor sich zu haben. Der NWV erhält dann 1934 immerhin das Amalienschlößchen (erbaut: 1801/1802) im Nymphengarten hinter den Badischen Landes- sammlungen für Naturkunde, direkt neben dem Erbgroßherzoglichen Palais (heute Sitz des Bun- desgerichtshofs) als Vortragsstätte. Dieses Ge- bäude wurde im September 1944 durch Flieger- bomben zerstört. Es wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. M ax A uerbach (siehe Ausstellungstexte), der seit 1935 1. Vorsitzender des NWV und ein Jahr zu- vor Direktor der Badischen Landessammlungen für Naturkunde geworden war, nimmt 1935 die Trennung von Naturkundemuseum und Ver- ein von der Technischen Hochschule Karlsruhe vor. Das Naturkundemuseum war zu einem An- hängsel der Hochschule verkommen, worunter insbesondere die Sammlungen litten, und auch die Zeitschrift hing mit dem Schriftentausch des NWV an der dortigen Bibliothek. So stellte der Verein mit dem 31. Band die Herausgabe seiner bislang unregelmäßig erschienenen „Verhand- lungen“ ein und begann an den Landessamm- lungen „eine nun jedes Jahr regelmäßig … herauskommende Zeitschrift“ zu schaffen, die „Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Süd- westdeutschland“. Diese Zeitschrift erschien mit neuer Zählung ab 1936 (Band 1) bis 1980 (Band 39). Der Schriftentausch wurde nun von den Ba- dischen Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe zu Gunsten des dort liegenden Biblio­ theksbestandes aufgenommen. Nachkriegszeit und Gegenwart Alles was der NWV bisher errungen hatte, wur- de durch den zweiten Weltkrieg, insbesondere durch die Bombennacht vom 2. auf den 3. Sep- tember 1942, bei der die Badischen Landes- sammlungen für Naturkunde nahezu vollständig zerstört wurden, fast auf den Nullpunkt zurückge- worfen. Darüber hinaus war durch die Währungs- reform das Bar- und Wertpapiervermögen des NWV vernichtet worden. Unter großen Mühen gelang es, den abgerissenen Schriftentausch wieder aufzunehmen. Nach dem Krieg fand die erste Hauptversammlung am 10. November 1946 statt, der erste Vortrag wurde am 13. Juni 1947 von Prof. S chwarzmann gehalten. Ihm ge- bührt das Verdienst, den Verein nach dem zwei- ten Weltkrieg wiederbelebt zu haben, indem er durch unermüdliche Werbetätigkeit die Mitglieder wieder sammelte und in rastloser Arbeit bei den einschlägigen Behörden und der Militärregierung die Voraussetzungen für dasWiederaufleben des alten Vereins schuf ( H enninger 1951). H enninger (l.c.) berichtet in seiner Funktion als Schriftfüh- rer über die Tätigkeiten des NWV in den Jahren 1946 bis 1950: „Verloren gingen … 580 Expl. der alten Verhandlungen unseres Vereins (Bd. 1-29) sowie der ganze … Bestand von Band 6 der Bei- träge …“. Dies ist der Grund dafür, dass Exem- plare dieser Druckwerke heute sehr selten und auf dem antiquarischen Buchmarkt praktisch nicht zu finden sind. Glücklicherweise konnte aber die Bibliothek des NWV selbst beim Brand des Sammlungsgebäudes gerettet werden. In der Nachkriegszeit ging recht bald die Tradition des Zählens der Sitzungen verloren. So sind im Bericht von Schriftführer M ax R itzi über die Jahre 1951 bis 1955 in den „Beiträgen“ Band 14 (1955) zwar noch die Vortragsthemen und Vortragenden der o.g. Jahre genannt, allerdings ohne Datum und Inhaltsangaben. Für die Zeit danach finden sich nur noch zwei ähnliche Berichte, welche die Zeit bis zum Jahr 1971 abdecken. Für die Jah- re von 1972 bis 2006 wurden dann leider keine Tätigkeitsberichte des NWV mehr publiziert. Es finden sich allein noch Mitteilungen aus den da- mals ganz jungen Ornithologischen (gegründet 1965) und Entomologischen (gegründet 1967) AG, die zu dieser Zeit für Nachwuchs und neue Mitglieder im NWV sorgten (Tab. 1). Tabelle 1. Die Daten bis 1952 sind O berdorfer (1952) entnommen, danach erfolgte eine Auswertung der in den „Beiträgen“ abgedruckten Berichte. Bemerkens- wert ist der Zuwachs der Mitgliederzahlen zwischen 1965 und 1968, welcher zusammenfällt mit den Grün- dungen von Ornithologischer und Entomologischer AG. Dieser erfreuliche Trend hat sich mit der Gründung weiterer AG im neuen Jahrtausend noch erheblich ver- stärkt. Jahr Anzahl Jahr Anzahl Jahr Anzahl 1840 12 1925 212 2005 245 1843 33 1931 122 2008 251 1862 62 1940 220 2009 287 1872 101 1952 230 2010 327 1884 122 1955 229 2011 344 1890 135 1960 207 2012 358 1903 211 1965 207 2013 393 1910 268 1968 251 2014 422 1920 194 1971 285 2015 456

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