Carolinea 74

114 Carolinea 74 (2016) deckungen zur Erforschung der Flora Badens bei. Ihm zu Ehren benannte der Bryologe W ilhelm P hilipp S chimper eine Laubmoosgattung Braunia . A lexander B raun war der Hauptvertreter der idealistischen vergleichenden Morphologie der Pflanzen. Auf der Grundlage seiner naturphilo- sophischen Anschauungen entwickelte er die Lehre von der Blattstellung der Pflanzen, die auf früheren Theorien von K arl F riedrich S chimper aufbaute. Dieser Betrachtungsweise liegen seine pflanzensystematischen und blütenmorpholo- gischen Arbeiten zugrunde. B raun s Arbeiten zu den Koniferenzapfen und zur Blattstellungsthe- orie gelten noch heute als Großleistungen der induktiven Forschung in Phytographie und Sys­ tematik. Zur Anordnung der Pflanzen des Botanischen Gartens in Berlin stellte er ein natürliches Sys­ tem auf, welches 1864 (durch A scherson ) veröf- fentlicht wurde. In seiner Systematik versuchte er die Anordnung der Pflanzen auf vergleichend morphologischer Basis in Beziehung zu der his­ torischen Entwicklung des Pflanzenreichs zu stellen. Als eine Grundlage der Systematik der Blütenpflanzen wurde es der Ausgangspunkt für spätere Systeme und Stammbäume. B raun s mikroskopischen Untersuchungen an Kryptoga- men, insbesondere Algen, entsprangen wichtige Beiträge zur Entwicklung der Zelltheorie und zur Erweiterung des Zellbegriffes der Pflanzenzelle. Lebensweg 10.5.1805 als A lexander C arl H einrich ge- boren in Regensburg. Eltern: A lexander B raun , (Thurn- und Taxis’scher Postinspektor) und H enriette B raun , geb. M ayer 1811 erstes Herbarium mit sechs Jah- ren in Freiburg 1816 Besuch des Lyceums in Karlsru- he, Schüler C arl C hristian G me - lins , der ihn auf Grund seiner Be- gabung besonders fördert 1821 erste wissenschaftliche Publika- tion mit 16 Jahren über Leber- moose 1824 – 1827 Studium der Medizin und Natur- wissenschaften, besonders Bota- nik, in Heidelberg 1827 – 1830 Studium in München, Philoso- phie, Studiengenossen sind L ouis A gassiz , G eorg E ngelmann und K arl -F riedrich sowie P hilipp S chimper 1829 Dissertation über Orobanche (Tü- bingen) 1830 Beitritt in die Deutsche Akademie der Naturfoscher Leopoldina 1831 Ordnet in Karlsruhe seine Samm- lungen, unternimmt Exkursionen in die Pfalz mit Mooskundler Apo- theker B ruch , Zweibrücken 1832 Fortsetzung der botanischen Stu- dien in Paris, erlebt noch G eorges C uvier , trifft A lexander von H um - boldt und verkehrt mit J oseph D e - caisne 1833 Ruf als Professor für Botanik und Zoologie an das Polytechnikum Karlsruhe; den Ruf nach Zürich lehnt er trotz guter Bezahlung ab. 1837 Direktor des Großherzoglichen Naturalienkabinetts 1835 Heiratet M athilde Z immer (*1811); sie stirbt 1843 bei der Geburt des sechsten Kindes. 1844 Zweite Heirat in Karlsruhe mit A dèle M essmer (1818 – 1877); aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor 1846 Ruf als ordentlicher Professor der Botanik nach Freiburg im Breis- gau, gleichzeitig Direktor des Bo- tanischen Gartens 1850 Ruf als Ordinarius für Botanik an die Universität Gießen (vermittelt durch J ustus von L iebig ); die Uni- versitäten Erlangen und Marburg, die sich gleichzeitig um B raun be- mühten, blieben erfolglos. 1851 Wechsel nach Berlin an die „erste Universität des Landes“ als Direk- tor des „Botanischen und Univer- sitäts-Gartens und königlichen Herbariums“ auf persönliche Ver- mittlung des Geologen L eopold von B uch 1851 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften 1853 Adjunkt der Leopoldina 1869 Mitbegründer der Berliner Gesell- schaft für Anthropologie, Ethno- logie und Urgeschichte; dort bis zu seinem Tode 1877 stellvertre- tender Vorsitzender 1871 Stellvertretender Präsident der Leopoldina 29.3.1877 stirbt in Berlin

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