Carolinea 74
T rusch : 175 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe 117 1894 Antritt einer Assistentenstelle an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei H ans B unte im Be- reich der Brennstoffchemie 1896 Habilitation mit einer Arbeit über die Verbrennung von Kohlenwas- serstoffen 1898 Ernennung zum außerordent- lichen Professor für Technische Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1901 Heirat mit der Chemikerin C lara I mmerwahr 1905 Veröffentlichung des Lehrbuchs „Thermodynamik technischer Gasreaktionen“, in dem er die Grundlagen für seine späteren thermochemischen Arbeiten legt 1906 Ernennung zum Nachfolger von M ax L e B lanc in Karlsruhe 1908 Die Synthese von Wasserstoff und Luftstickstoff zu Ammoniak gelingt.Während des Ersten Welt- kriegs wird dieses Verfahren der Ammoniaksynthese in der deut- schen Stickstoffindustrie verwirk- licht. 1911 Berufung als Leiter an das kurz zuvor gegründete Kaiser-Wil- helm-Insitut für physikalische Chemie in Berlin 1914 Zu Kriegsbeginn stellt H aber sei- ne Arbeit der Obersten Heereslei- tung zur Verfügung. Ab Ende 1914 arbeitet er als Leiter der „Zentral- stelle für Fragen der Chemie“ im Kriegsministerium unter anderem an der Entwicklung von Gas- kampfstoffen. Den völkerrechts- widrigen Einsatz von Giftgas an der Front regt er selbst an. Er wird nach dem Kriege von den Sieger- mächten als Kriegsverbrecher ge- brandmarkt und auf die Liste der auzuliefernden Personen gesetzt. 22.4.1915 H aber überwacht den ersten deutschen Gasangriff bei Ypern. Selbstmord seiner Frau C lara I mmerwahr -H aber 1919 Auszeichnung mit dem Chemie- Nobelpreis für die Ammoniaksyn- these 1926 Maßgebliche Beteiligung an der Gründung des „Japan-Insituts“, Ziel des Instituts: Aufbau und Pflege enger wissenschaftlicher und kultureller Beziehungen zwi- schen Deutschland und Japan 1933 Aufgrund seiner jüdischen Ab- stammung gerät H aber nach der Machtübernahme der Nationalso- zialisten unter politischen Druck und legt die Leitung des Instituts nieder. 29.1.1934 Nachdem F ritz H aber noch an der Universität von Cambridge (England) aufgenommen wurde, stirbt er – bereits schwerkrank – auf einer Erholungsreise in Basel. Physik: H einrich H ertz (1857 – 1894) Der Physiker H einrich R udolf H ertz forschte und lehrte zwischen 1885 und 1889 in Karlsruhe. Er ist durch seine wegweisenden Forschungen zu den Radiowellen das wohl bekannteste Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe. Ihm zu Ehren wird seit 1930 die Einheit der Fre- quenz als „Hertz“ (Hz) bezeichnet. Eine Schwin- gung pro Sekunde entspricht 1 Hz. Heute, fast 130 Jahre nach H ertz ’ Entdeckung, gehört die Kommunikation von unterwegs – zu jeder Zeit und an jedem Ort – zu unserem Alltag. Möglich macht dies die von H einrich H ertz in Karlsruhe erstmals nachgewiesene Existenz und Ausbrei- tung elektromagnetischer Wellen. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Ergebnis der Grundlagenforschung, für das es zunächst keine Anwendung gab, zu hoher wirtschaftlicher Be- deutung gelangte. Im Jahr 1873 formulierte der schottische Phy- siker J ames C lerk M axwell die mathematischen Grundlagen des Elektromagnetismus. Er sagte die Existenz von sich ausbreitenden Wellen vo- raus, die heute als Funkwellen – oder genauer als elektromagnetische Wellen – bekannt sind. Doch erst am 13. November 1886 gelang dem deutschen Physiker H einrich H ertz an der Hoch- schule Karlsruhe der experimentelle Nachweis dieser Wellen. H ertz verwendete hierzu zwei 25 cm lange Stäbe als Sende- und Empfangsantenne. Laut M axwell sollte die erste Antenne Funkwellen aussenden, wenn in ihr ein schwingender Strom angeregt wird. Diese Wellen sollten nun in der zweiten Antenne einen schwingenden Strom mit gleicher Frequenz anregen. H ertz ließ in der Mitte der Empfangsantenne eine kleine Lücke
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