Carolinea 74

T rusch : 175 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe 119 in Deutschland. Darüber hinaus machte er sich als Gründer der „Deutschen Gesellschaft für an- gewandte Entomologie“ sowie der „Zeitschrift für angewandte Entomologie“ (1914) und des „An- zeigers für Schädlingskunde“ (1925) verdient. In seiner Karlsruher Zeit beschäftigte er sich inten- siv mit der Massenvermehrung von Maikäfern im Kammerforst bei Bruchsal und im Bienwald (Pfalz). Er entwickelte systematische Vorgehens- weisen zur technischen Schädlingsbekämpfung und forderte die Einrichtung eines Waldlabora- toriums, um der Schädigung der Wälder durch Maikäfer, aber auch durch andere Schadinsekten Herr zu werden. Wie aktuell sein Engagement nach wie vor ist, lässt sich an der Maikäferplage in Karlsruhe im Frühsommer 2015 ablesen. Schon früh interessierte sich K arl E scherich für Insekten und besaß bereits als Jugendlicher eine beachtliche Käfersammlung. Viel breiter angelegt war später sein Interesse an wissen- schaftlichen Fragestellungen überhaupt. Das Buch „Die Ameise. Schilderung ihrer Lebenswei- se“ veröffentlichte er im Jahr 1906 und erlangte damit weltweit Anerkennung in der Fachwelt. Auf seiner Reise nach Abessinien (1906) begegnete er zum ersten Mal Termiten, mit denen er sich von da an systematisch beschäftigte. Das Buch „Die Termiten oder weißen Ameisen“ aus dem Jahr 1909 fand wie das Ameisenbuch große Auf- merksamkeit. Nach seiner Forschungsreise nach Ceylon veröffentlichte er 1911 das Buch „Termi- tenleben auf Ceylon“, das sich durch besonders beeindruckende fotografische Abbildungen aus- zeichnet. Auf seinen Reisen entdeckte er ca. 100 neue Arten, von denen 45 seinen Namen tragen. Darunter befanden sich nicht nur Käfer, sondern u.a. auch Schmetterlinge (z.B. der Graszünsler Cynaeda escherichi ), Ameisen, Termiten, Wür- mer und ein Fisch. Im Jahr 1911 fand der große Wendepunkt in der wissenschaftlichen Laufbahn von E scherich statt. Während einer Studienreise durch die Ver- einigten Staaten besichtigte er Einrichtungen zur angewandten Entomologie und deren Orga- nisation. Die dabei gesammelten Erfahrungen fasste er nach seiner Rückkehr in der Schrift „Die angewandte Entomologie in den Vereinigten Staaten“ (1913) zusammen und sorgte damit für Furore. Diese Darstellung markierte den Beginn einer sich rasch ausbreitenden und qualitativ hoch stehenden wissenschaftlichen Bewegung in Deutschland. Das Programm seiner künftigen Arbeit fasste er selbst so zusammen: „Forstzoo- logie ist zum großen Teil Waldhygiene und muss nach den Grundsätzen der menschlichen Hygie- ne betrieben werden – mit dem Endziel der Vor- beugung organischer Katastrophen durch immer weitergehende Ausschaltung bzw. Einengung von deren Ursachen.“ Für E scherich ergab sich die hohe Bedeutung der angewandten Entomologie aus der Tatsache, dass sie „sowohl für den wissenschaftlichen Fort- schritt wie auch für die Ernährung, Gesundheit undWirtschaft“ unverzichtbar sei. Damit die ange- wandte Entomologie diesen hohen Ansprüchen gerecht werden konnte, forderte er eine grundle- gende Neuordnung der Entomologie-Lehre, in der eher Zusammenhänge als bloßes Faktenwissen im Mittelpunkt stehen sollten. Außerdem setzte er sich dafür ein, dass an allen landwirtschaftlichen Hochschulen in Deutschland Lehrstühle für an- gewandte Zoologie eingerichtet wurden. Mit dem vierbändigen Werk „Die Forstinsekten Mitteleuro- pas“ (1913 – 1941) schuf er das Grundlagenwerk der Forstentomologie. Zur Erinnerung an ihren Gründer verleiht die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DG- aaE) seit 1954 die Karl-Escherich-Medaille für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der praxisbezogenen Entomologie. Lebensweg 18.9.1871 K arl L eopold E scherich wird als Sohn des Tonwarenfabrikanten H ermann N ikolaus E scherich und dessen Frau K atharina F reiin von S tengel in Schwandorf (Ober­ pfalz) geboren. 1892 Tod des Vaters, Studium der Me- dizin und Zoologie in München und Würzburg bei S emper , B overi , H ertweg und L eukart 1894 Promotion zum Dr. med. (mit ei- ner anatomischen Arbeit über das Genitalsystem der Käfer) und Ap- probation als Arzt; im Auftrag des Zoologen B overi baut E scherich neben dem Medizinstudium eine systematische Insektensamm- lung auf. 1894 – 1896 Militärdienst in München, ab März 1895 als Arzt 1896 Fortsetzung des Studiums der Entomologie in Leipzig 1897 Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die Gattung Lytta (zu der z.B. die sog. „Spanische Flie- ge“ gehört, Familie Ölkäfer); Assi-

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