Carolinea 74

124 Carolinea 74 (2016) dera helix , Araliaceae), Edelkastanie ( Castanea sativa , Fagaceae) oder Passionsblume ( Passiflo- ra spec., Passifloraceae) an. Die Haltung sollte warm, am besten über 25 °C erfolgen. Die Puppe vermag nicht in eine Diapause zu gehen, und die Raupe verträgt angeblich selbst die winterlichen Temperaturen im Mittelmeerraum nicht ( H ensle in litt. 1.10.2016, Lepiforum). Im Gegensatz zu anderen Insekten nimmt der Oleanderschwärmer die im Oleander reichlich enthaltenen toxischen Herzglykoside (Cardeno- lide) nicht oder nur in sehr geringer Menge auf ( R othschild et al. 1970, A be et al. 1996). Physio- logisch hemmen diese Gifte die Natrium-Kalium- Pumpe (Na + K + -ATPase); manche Insekten, die Pflanzen mit diesen Giften fressen, haben des- wegen eine resistente Natrium-Kalium-Pumpe wie beispielsweise der Monarchfalter ( Danaus plexippus , Nymphalidae). Wie neuere Untersu- chungen von P etschenka & D obler (2009) und P etschenka et al. (2013) zeigen, besitzt der Ole- anderschwärmer eine solche Resistenz nicht. Er umgeht die Giftwirkung, indem sein Perineurium („Blut-Hirn-Schranke“) sowohl eine Diffusions- barriere für polare Herzglykoside darstellt, als auch eine aktive Schranke für nicht-polare Herz- glykoside besitzt, was die hohe Resistenz der Raupen gegen die im Oleander enthaltenen Car- denolide erklärt ( P etschenka et al. 2013). Freilich besitzt die Larve selbst durch das in ihrem In- testinaltrakt enthaltene Pflanzenmaterial wahr- scheinlich trotzdem eine hohe Giftigkeit für Prä- datoren, da dieses deutlich über 50 % der Masse einer lebenden Raupe ausmacht. In Baden-Württemberg tauchte der Oleander- schwärmer als Wanderfalter – manchmal auch als „Irrgast“ bezeichnet – in der Vergangenheit nur sehr selten auf. In der Zeit vor der Jahr- tausendwende lagen die Beobachtungen oft viele Jahre, manchmal Jahrzehnte auseinander ( T raub 1994). Nachdem zum Erscheinungszeit- punkt des Grundlagenwerkes „Die Schmetter- linge Baden-Württembergs“ (Hrsg. G. E bert ) der letzte Fund auf das Jahr 1964 datierte ( G atter 1979), schrieb T raub (1994: 173ff.) „Es hat den Anschein, als würden die nordwärts gerichteten Wanderflüge von Daphnis nerii inzwischen weit- aus seltener stattfinden, als dies im vergangen Jahrhundert der Fall war. Eine hypothetische Erklärung dazu geben G atter & G atter (1977), indem sie auf die verheerenden Dürrekatastro- phen in der Sahel-Zone ab 1969 hinweisen. Da- durch verschiebt sich der Südrand der Sahara um 450 km südwärts. »Es wäre durchaus denk- bar, daß diese Trockenheit und die damit verbun- dene Verbreiterung der Wüste mit eine Ursache ist für die schwachen Einflüge tropischer Wan- derfalter nach 1968«“. Abbildungen 2-4. 2. Eingetrocknete Kotballen des Oleanderschwärmers auf den Bodenplatten unterhalb der Pflan- zen. Sie waren schon tagelang vor der Entdeckung der Raupe aufgefallen. 3. Frischer roter Kot des Oleander- schwärmers, nachdem die Raupe an Blüten gefressen hatte. – Foto: A xel S teiner . 4. Frischer grüner Kot des Oleanderschwärmers, wenn die Raupe an Blättern gefressen hatte. Abbildung 5. Tagesversteck der Raupe amTag der Über- gabe des Tieres an das Naturkundemuseum Karlsruhe.

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