Carolinea 74
126 Carolinea 74 (2016) Aktuelle Funde Dieses Bild findet ungefähr seit der Jahrtausend- wende keine Bestätigung mehr. Recherchiert man beispielsweise die Meldungen für D. nerii im Wanderfalterforum von Science4you ( H irnei - sen & H ensle 2016), welches etliche Meldungen zu Wanderfaltern zusammenführt, so findet man für das Gebiet Baden-Württembergs vom Ole- anderschwärmer Funde aus folgenden Jahren: 1998 bei Heidelberg, 2003 bei Villingen-Schwen- ningen, 2005 im Gebiet der TK 25 Blumberg und Engen, 2007 bei Tübingen und 2014 bei Walds- hut-Tiengen. Für 2016 erhält man dann gleich fünf Funde, nämlich von Freiburg, Konstanz, aus dem Allgäu, vom Gebiet zwischen Blumberg und Engen sowie wiederum bei Heidelberg. Darüber hinaus gibt es Meldungen des Ole- anderschwärmers in der Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs (LDS-BW, www.schmetterlinge-bw.de ) für den 21. Sep- tember 1998 aus Karlsruhe-Grünwinkel (M. & K. K ohlmann ) , für den 20. September 2009 aus Hei- ligkreuzsteinach-Hilsenhain (TK 25 Weinheim; J utta B astian ), für den 13. September 2013 aus Oberaspach (TK 25 Ilshofen, R ainer K ontermann ) und vom Oktober 2014 aus Heidelberg. Dort do- kumentierte ein Bekannter von G isela K rewing - R ambausek , die den Fund dankenswerter Weise meldete, einen Oleanderschwärmer in der Rohr- bacherstraße; der Falter flog vom Garten aus in eine Wohnung im 2. Stock. Das Jahr 2016 erweist sich als ein überdurch- schnittliches Einflugjahr (s.o.), wie ein Blick in das Wanderfalterforum über die Baden-Würt tembergischen Landesgrenzen hinaus ebenfalls zeigt. Aus Bayern lagen bis Ende Oktober 2016 bereits 15 Meldungen vor, einzelne Funde gab es ferner in Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg- Vorpommern und Niedersachsen, insgesamt 30 Meldungen. Die nördlichsten diesjährigen Funde in Deutschland stammen aus Ostfriesland und Nordvorpommern. Im Internet wird auch an an- deren Stellen von Funden aus Bayern ( B itter - mann in litt. 6.10.2016, Lepiforum sowie http:// abe-entomofaunistik.org/content/nachtfalter-ma- kro) und der Schweiz ( S tricker in litt. 6.10.2016, Lepiforum) berichtet, so dass man von einer re- gelrechten Einwanderungswelle sprechen kann. Bei allen diesen Meldungen handelt es sich ver- mutlich nur um die „Spitze des Eisbergs“, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fund der Art auch in Entomologenkreisen bekannt wird, ist nicht sehr groß. Sicherlich werden etliche Rau- pen, wenn sie an Oleanderpflanzen entdeckt werden, als „Schädlinge“ durch die Besitzer der Pflanzen vernichtet, da sie erhebliche Spuren bis hin zu Kahlfraß an den Blüten, die manch- mal bevorzugt gefressen werden, und auch den Blättern dieser Zierpflanzen hinterlassen. Der tatsächliche Umfang des diesjährigen Oleander- schwärmer-Einflugs ist sicherlich viel größer, als oben dargestellt werden konnte. Die beiden aktuellen Funde aus der Oberrhein ebene, die dem Naturkundemuseum Karlsruhe gemeldet wurden, sollen im Folgenden etwas ausführlicher beschrieben werden. An einer blühenden, sechs Jahre alten Olean- derpflanze (Abb. 1) fand D aniela A ms aus Rastatt- Rheinau im Hof ihres Hauses in der Plittersdorfer Straße die fast erwachsene Raupe des Oleander- schwärmers (Abb. 5-6). Sie wurde am 27. Sep- tember 2016 beim Abschneiden von alten Blüten- ständen entdeckt, nachdem der Melderin zuvor schon lange die großen Kotballen aufgefallen waren, welche die Raupe auf den Steinplatten hinterließ (Abb. 2). Die Herkunft dieser auffälligen „Krümel“ blieb für sie jedoch zunächst rätselhaft, und sie wurden für Produkte der Oleanderpflanze („Samen“) gehalten. Der frische Kot ist rot, wenn die Raupennahrung aus Oleanderblüten bestand (Abb. 3), derjenige von Blättern grün (Abb. 4). Am Boden trocknen die Kotballen schnell zusammen und werden dunkel (Abb. 2). Diese Raupe wurde ab dem 29. September im Naturkundemuseum bis zu ihrer Verpuppung am 2. Oktober 2016 mit Oleanderblüten und Blättern gefüttert (Abb. 9-10). Dann verschwand sie zur Verpuppung. Da sie sich in einer Falte des Ga- zebeutels verpuppte, der eine Flucht verhindern sollte, wurde nach zweiwöchiger Ruhe die Puppe vorsichtig auf Moos gebettet und regelmäßig mit Wasser angesprüht. Ab dem 29. Oktober waren die sich ausfärbenden Flügel durch die Puppen- hülle erkennbar, und einen Tag vor dem Schlupf wurde die Puppe sehr weich. Der Falter hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits von der Puppenhaut (der späteren Exuvie) separiert, auch waren die Hinterleibssegmente nun gedehnt (Abb. 11). In der Nacht zum 3. November 2016 schlüpfte schließ- lich ein männlicher Schmetterling (Abb. 12-13); er saß bereits um 8:00 Uhr morgens mit völlig ausge- härteten Flügeln im Aufzuchtgefäß. Während der gesamten Aufzucht wurde die Raupe und Puppe bis zum Schlupf in einem warmen Zimmer mit Tag- und Nachttemperaturen über 20 °C gehalten. Einen weiteren Oleanderschwärmer-Raupenfund, ca. 50 km südlich des soeben beschriebenen, gab
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