Carolinea 74

134 Carolinea 74 (2016) Der nordwestliche Teil des Gebiets gehört inner- halb der naturräumlichen Haupteinheit „Kraich- gau“ (Nr. 125) zum „Pfinzhügelland“ (Nr. 125.3), genauer zur „Pfinz-Alb-Platte“ (125.31). Der südöstliche Teil wird innerhalb der Haupteinheit „Schwarzwald-Randplatten“ (Nr. 150) der „Nörd- lichen Schwarzwald-Randplatte“ (Nr. 150.2), ge- nauer dem „Eichelberg“ (Nr. 150.22) zugeordnet ( H uttenlocher & D ongus 1967) . Das bedeutet, das Gebiet liegt im Bereich der Nordabdachung des Schwarzwalds zum Kraichgau, also dort, wo Schwarzwald und Kraichgau aufeinander stoßen ( LUBW 2010a). Der Übergang der beiden Land- schaften ist durch den Verlauf der flachwelligen, vorwiegend ackerbaulich genutzten, dicht be- siedelten Hügellandschaft des Kraichgaus zum überwiegend bewaldeten und dünn besiedelten Schwarzwald mit tief eingeschnittenen Tälern gekennzeichnet. Die Pfinz-Alb-Platte stellt eine wellige Hochflä- che mit mächtiger Lösslehmdecke dar, auf der die Quellen der drei Pfinzzuflüsse entspringen. Der Eichelberg besteht aus einer gelösten Bunt- sandsteinscholle mit einer ebenen Oberfläche. Das Gelände erstreckt sich auf einer Höhe von 340-380 m über Normalnull und liegt im Über- gangsbereich von Muschelkalk und Buntsand- stein, wobei allerdings nur noch im Südwesten einzelne Inseln aus Unterem Muschelkalk vor- handen sind. Ansonsten wird die Sockelplatte aus Mittlerem und Oberem Buntsandstein ge- bildet, der jedoch wiederum teilweise von Löss- lehm überdeckt ist. Der Obere Buntsandstein bringt einen tiefgründigen, leichten, lehmigen Sandboden mit wechselndem Steingehalt her- vor. Der vorhandene Lösslehm entsteht, in dem sich der enthaltene Kalk durch Verwitterung löst und Tonminerale gebildet werden, wodurch es zu dem bodenbildenden Prozess der Verlehmung kommt. Dieser Lösslehm liefert einen tiefgrün- digen, kalkarmen Lehmboden, welcher in nas- sen Perioden nur einen geringen ackerbaulichen Ertrag abwirft. Das Gebiet ist eine große zusammenhängende Wiesenlandschaft mit wenig Acker- und Wald- nutzung. Es wird durch das ozeanisch getönte Klima des Nordschwarzwaldes und das mehr kontinental beeinflusste Klima des Kraichgaus geprägt. Die mittlere jährliche Lufttemperatur beträgt rund 9 °C. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 800 und 850 mm pro Jahr, wobei auch Höchstwerte von 1.000 mm pro Jahr er- reicht werden können (www.climat-data.org ). Das Gebiet „Pfinzquellen“ liegt auf der submon- tanen Höhenstufe (300-500 m), auf der noch wär- mebedürftige Pflanzenarten wachsen können und es zu Ausbildungen mittlerer Feuchtestufen kom- men kann. Durch die Gemarkungen Langenalb und Feldrennach verläuft die Grenze des natür- lichen Tannenvorkommens. Die potenzielle Natür- liche Vegetation, also die Vegetation, die sich bei einem plötzlichen Ende der menschlichen Land- nutzung einstellen würde, wäre hier ein Flatter- gras-Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum milietosum) mit der Rotbuche ( Fagus sylvatica ) als dominierender Baumart ( LUBW 2013 ). Abgrenzung, Größe und Schutzstatus Die Gesamtfläche des Schutzgebietes beträgt etwa 290 ha. Die Gemarkung Langenalb besitzt mit rund 123 ha den größten Flächenanteil. Die Feldrennacher Gemarkung nimmt rund 121 ha, die Ittersbacher rund 36 ha, die Ottenhauser rund 7 ha und die Pfaffenroter rund 3 ha Fläche ein. Im Norden grenzt es an den Ortsrand von Ittersbach, im Osten an den von Feldrennach, im Süd-Osten an den von Conweiler, und im Sü- den wird es durch den Ort Langenalb begrenzt (Abb. 1). ImWesten schließt das bestehende Na- turschutzgebiet „Mistwiesen“ an. Fast drei Viertel der Fläche des Naturschutzge- bietes (rund 208 ha) liegt im FFH-Gebiet „Bocks- bach und obere Pfinz“ (Code 7117-341). Ein wei- terer Teilbereich in der Gemarkung Langenalb liegt im Landschaftsschutzgebiet „Albtalplatten und Herrenalber Berge“. In dem Gebiet liegen 14 nach § 30 BNatSchG / § 33 NatSchG gesetzlich geschützte Biotope. Sie haben eine Gesamtfläche von rund 13 ha und haben somit einen Anteil von 4,5 % an der ge- samten Schutzgebietsfläche. Historische und aktuelle Nutzung Auf dem „Topographischen Atlas des König- reichs Württemberg von 1847“ ist zu erkennen, dass die Hauptnutzungsform im 19. Jahrhundert die Ackernutzung war. Es ist auffällig, dass die Ackerländereien damals direkt an den Ortsrän- dern lagen und die weiter entfernt gelegenen Flächen die Wiesenlandschaften bildeten. Die meisten Wiesenflächen, die heute mit einem guten Erhaltungszustand kartiert wurden, wa- ren damals bereits Wiesen; es handelt sich also um alte, auch kulturhistorisch wertvolle Flächen. Die Ackerländereien wurden von Waldungen, die den Hauptflächenanteil des gesamten König- reichs einnahmen, begrenzt.

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