Carolinea 74
S chweitzer et al.: Neues Naturschutzgebiet im Regierungsbezirk Karlsruhe 141 Fauna Säugetiere Aus der Gruppe der Fledermäuse wurden acht Arten nachgewiesen. Hierunter findet sich so- wohl die größte heimische Fledermausart, das nach Anhang II der FFH Richtlinie geschützte und in der Roten Liste Baden-Württembergs als „stark gefährdet“ geführte Große Mausohr ( Myotis myotis ), als auch die Zwergfledermaus ( Pipistrellus pipistrellus ). Sie ist der kleinste hei- mische Flugsäuger, auch sie ist nach BNatSchG streng geschützt. Sie wird wie alle Fledermausar- ten im Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt und gilt laut der Roten Liste Baden-Württembergs als „gefährdet“ ( B raun & D ieterlen 2003). Strukturelemente wie z.B. Bachläufe dienen den Fledermäusen zur Orientierung und zur Über- windung größerer Strecken z.B. von den Ta- gesquartieren zu den Nahrungshabitaten. Diese wichtigen Leitstrukturen finden sich im Pfinz- quellgebiet vor allem entlang der Wasserläufe Pfinz, Feldrennacher Bach und Steigbrunnen- bach. Die südöstlich von Ittersbach gelegenen Obst- baumwiesen und Bereiche entlang der Pfinz haben sich als bedeutendes Jagdrevier der Fle- dermäuse herausgestellt ( D euschle 2015). Die baumbewohnenden Arten profitieren hier im Gebiet von den ausgedehnten Streuobstwiesen mit ihren Baumhöhlen und dem insektenreichen, extensiv genutzten Grünland. Mindestens 13 weitere Säugetier-Arten finden in den „Pfinzquellen“ einen Lebensraum. Bemer- kenswert ist hier der Fund der bundes- und lan- desweit vom Aussterben bedrohten Gartenspitz- maus ( Crocidura suaveolens ) am Feldrennacher Bach ( D euschle 2015 ). Im Gebiet finden sich wei- tere Vertreter der Kleinsäuger, wie die Gelbhals- maus ( Apodemus flavicollis ), die Waldspitzmaus ( Sorex araneus ), die Zwergspitzmaus ( Sorex mi- nutus ) oder der Maulwurf ( Talpa europaea ). Das Vorkommen der gefährdeten Wasserspitz- maus ( Neomys fodiens ) wäre am Feldrennacher Bach zu erwarten gewesen, konnte aber auf- grund des trockenen Sommers 2015 nicht bestä- tigt werden. Der Feldhase ( Lepus europaeus ) steht mitt- lerweile ebenfalls auf der Vorwarnliste Baden- Württembergs und ist deutschlandweit sogar gefährdet ( B inot et. al. 1998). Vögel In dem Naturschutzgebiet wurden 120 Vogelar- ten erfasst. Davon werden 53 Arten in der Roten Liste und in der Vorwarnliste Baden-Württem- bergs geführt ( H ölzinger et al. 2007 ). 16 Arten des Anhangs I sowie 15 Arten des Artikels 4 der Vogelschutz-Richtlinie (regelmäßig auftretende Zugvogelarten, die nicht in Anhang I aufgeführt sind) wurden nachgewiesen. Für diese 31 Vo- gelarten müssen geeignete Schutzmaßnahmen getroffenen und entsprechende Schutzgebiete ausgewiesen werden ( GÖG 2006) . Alle im NSG Pfinzquellen vorkommenden Vogelarten (mit Ausnahme der Haustaube) sind besonders ge- schützt, 37 sind gleichzeitig streng geschützt. Von den 120 festgestellten Vogelarten brüten 74 Arten im Gebiet, dies sind rund 32 % aller in Baden-Württemberg vorkommenden Brutvogel- arten (!). Erwartungsgemäß werden die Brutvo- gelarten aufgrund der Ausstattung des Gebietes von Arten des Offen- bzw. Halboffenlandes do- miniert. Die offene Wiesenlandschaft des Pfinzquell- gebiets bietet optimalen Lebensraum für viele Abbildung 7. Das Braunkehlchen ( Saxicola rubetra), ein seltener Brutvogel der Pfinzquellen. – Foto: H . D an - nenmeyer .
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