Carolinea 74
142 Carolinea 74 (2016) gefährdete Vogelarten. So gilt das in Baden- Württemberg vom Aussterben bedrohte Braun- kehlchen ( Saxicola rubetra ; Abb. 7) als Leitart von extensiv genutztem, ökologisch wertvollem feuchtem Grünland. Es wird hier stellvertretend für weitere stark gefährdete Wiesenbrüter-Arten vorgestellt, deren Bestände ebenfalls alarmie- rend abnehmen. In der aktuellen Fassung der Roten Liste der Brutvogelarten Baden-Württem- bergs musste für den Zeitraum von 1980-2005 eine Abnahme der Braunkehlchenbestände um über 50 % festgestellt werden ( H ölzinger et al . 2007 ); es ist anzunehmen, dass die Bestände seitdem weiter abgenommen haben. Europaweit wird eine Einbuße von über 70 % geschätzt, ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Der Be- stand des Braunkehlchens im Pfinzquellgebiet stellt das einzige Brutvorkommen im gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe dar und ist deshalb überregional bedeutsam. Als Brutbiotop bevor- zugt das Braunkehlchen Feuchtwiesen und be- nötigt sowohl eine vielfältige Krautschicht zur Nahrungssuche als auch höhere Einzelstruk- turen als Sitzwarte. Diese Strukturen findet es vor allem in den Feuchtbereichen der Gewanne Langwiesen und Hasselwiesen auf Langenalber Gemarkung. Das Braunkehlchen zählt zu den Wiesenbrütern und ist besonders durch die Intensivierung der Grün- landnutzung gefährdet. Häufigere bzw. frühere Mahdtermine machen durch das Zerfahren der am Boden befindlichen Nester den Bruterfolg zu- nichte. Der Schutz von extensiv genutztem Grünland un- ter Einhaltung von angepassten Mahdterminen und das Belassen von Altgrasstreifen und un- terschiedlich stark strukturierten Randbereichen sind als Gegenmaßnahmen am besten geeignet. Ein Verzicht auf Schleppen bzw.Walzen der Wie- sen erhält sogenannte Wiesenbulten, die dem Braunkehlchen als Niststandort dienen können. Auch andere Wiesenbrüter wie die ebenfalls vom Aussterben bedrohte Bekassine ( Gallinago gal- linago ) könnten im Pfinzquellgebiet noch einen Lebensraum sowie Brutmöglichkeiten finden. Ein Brutvorkommen der Bekassine wäre äußerst be- merkenswert, denn es gibt landesweit nur noch 20-30 Brutpaare. Für das Gebiet der Pfinzquel- len besteht ein Brutverdacht, der noch nicht bestätigt werden konnte. Die Bekassine benö- tigt extensiv genutztes Feuchtgrünland mit zeit- lich angepassten Mahdterminen. Strukturiertes Grünland mit unterschiedlich hoher Vegetation bietet bei der Aufzucht der Jungen ausreichend Schutz und Nahrungsangebote. Eine intensiv ge- düngte Wiese ist für die nestflüchtenden Küken zu dicht und zu hoch gewachsen und daher als Lebensraum nicht geeignet. Zu früh angesetzte Mahdtermine verhindern zudem den Abschluss der Brut durch die Zerstörung der Nester. Wie das Braunkehlchen findet auch die Bekassine in Baden-Württemberg außerhalb von Schutzge- bieten kaum noch für ihre Lebensweise geeig- nete Bedingungen. Die Wiesen südlich von Ittersbach sind vor allem für Höhlenbrüter von besonderer Bedeutung. So konnte hier das einzige Vorkommen des in der Vorwarnliste geführten Gartenrotschwanzes ( Phoenicurus phonicurus ) im Gebiet mit drei Re- vieren nachgewiesen werden ( D euschle 2015 ). Durch den Insektenreichtum der mageren Wie- sen und den Reichtum an alten Streuobstbestän- den bietet dieser Bereich vor allem den Arten der Streuobstwiesen, wie Grünspecht ( Picus canus ), die auf der Vorwarnliste geführten Arten Dorn- grasmücke ( Sylvia communis ) und Neuntöter ( Lanius collurio), sowie dem stark gefährdeten Wendehals ( Jynx torquilla ) einen unersetzbaren Lebensraum. Auf dem weiten Gelände finden elf Greifvogel arten ihr Jagdrevier. Dazu gehören beispiels- weise der Rot- und der Schwarzmilan ( Milvus milvus, M. migrans ), der Wanderfalke ( Falco peregrinus ) und der gefährdete Wespenbussard ( Pernis apivorus ). Die offene Landschaft kommt nicht nur den Greifvögeln für ihre Jagd sehr entgegen, son- dern wird auch von vielen anderen seltenen und gefährdeten Vögeln auf ihrem Durchzug oder als Winterquartier aufgesucht und hoch geschätzt. So kann man besonders in den Wintermonaten unter anderem die Gebirgsstelze ( Motacilla cine- rea ), den Erlenzeisig ( Carduelis spinus ) und den Bergfink ( Fringilla montifringilla ), aber auch die in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Kornweihe ( Circus cyaneus ) als Wintergast be- wundern. Als Durchzügler kommen zum Beispiel die in Baden-Württemberg vom Aussterben be- drohten Arten Heidelerche ( Lullula arborea ) und Großer Brachvogel ( Numenius arquata ) ins Ge- biet. Insgesamt wurden zwölf Vogelarten gesichtet, die laut der Roten Liste Baden-Württembergs vom Aussterben bedroht sind, sieben werden als stark gefährdet und acht als gefährdet eingestuft. Drei auf dem Zug beobachtbare Arten, der Orto- lan ( Emberiza hortulana ), der Kampfläufer ( Phi- lomachus pugnax ) und der Kranich ( Grus grus ),
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