Carolinea 74

S chweitzer et al.: Neues Naturschutzgebiet im Regierungsbezirk Karlsruhe 143 sind in Baden-Württemberg als Brutvögel ver- schollen oder ausgestorben. Der außergewöhn- liche Artenreichtum des Gebietes unterstreicht seine besondere, überregionale Bedeutung für den Schutz der Avifauna. Amphibien Aus der Klasse der Amphibien ist im Gebiet un- ter anderem der Feuersalamander ( Salamandra salamandra ) vertreten. Er zählt zu den größten heimischen Schwanzlurchen und ist auf saubere und kühle Quellbäche angewiesen. Er wird in der Roten Liste Baden-Württembergs als gefährdet geführt. Die ehemals weitverbreiteten Arten Erd- kröte ( Bufo bufo ) und Grasfrosch ( Rana tempora- ria ) haben in den letzten Jahren einen deutlichen Bestandsrückgang zu verzeichnen, so dass sie in die Vorwarnliste der Roten Liste des Landes Baden-Württemberg aufgenommen wurden ( L aufer 1998) . Auch der Bergmolch ( Ichthyosau- ra alpestris ) und der Fadenmolch ( Lissotriton helveticus) finden einen geeigneten Lebensraum im NSG Pfinzquellen. Alle fünf Arten sind nach BNatSchG besonders geschützt. Reptilien Von den elf in Baden-Württemberg heimischen Reptilienarten konnten im Pfinzquellgebiet fünf Arten nachgewiesen werden. Alle fünf Arten ste- hen nach BNatSchG unter besonderem Schutz. Gleichzeitig streng geschützt und Arten des An- hangs IV der FFH-Richtlinie sind die Schlingnat- ter ( Coronella austriaca ) und die Zauneidechse ( Lacerta agilis ). Die Schlingnatter, wie auch die Ringelnatter ( Natrix natrix ), ist laut der Roten Liste Baden-Württembergs gefährdet ( L aufer 1998) . Sie fallen vor allen Dingen der fortschrei- tenden Zerstörung und der Zerschneidung der Lebensräume zum Opfer. Heuschrecken In dem Gebiet kommen 19 Heuschrecken-Arten vor. Davon sind zwei Arten nach Roter Liste stark gefährdet: die Sumpfschrecke ( Stethophyma grossum; Abb. 8) und der Warzenbeißer ( Decti- cus verrucivorus; Abb. 9); vier Arten werden auf der Vorwarnliste Baden-Württembergs geführt ( D etzel 1998) . Die Sumpfschrecke bevorzugt als Lebensraum feuchte Grünlandstandorte wie Seggenriede und vor allem Nasswiesen. Durch die Trockenlegung und Intensivierung von Feuchtlebensräumen ist die ehemals verbreitete Art heute sehr selten geworden. Im Bereich des NSG „Pfinzquellen“ konnte sie nur an wenigen Fundpunkten nach- gewiesen werden, z.B. in den Feuchtwiesen im Gewann Langwiesen, im Verlauf des Quellge- wässers von Pfinzweiler Richtung Solarpark und auch in den feuchteren Wiesen südlich von Ittersbach. Auffällig sind die Laute der Sumpf- schrecke, denn sie zirpt nicht, sondern erzeugt Laute, die wie ein Knipsen klingen. Lebensraum des Warzenbeißers waren ur- sprünglich die Streuwiesen. Hier konnten die Sonnenstrahlen im Frühjahr ungehindert auf den lückig bewachsenen Boden treffen, ihn aufheizen und so ideale Voraussetzungen für das Gelege und die Larven schaffen. Da Streuwiesen heut- zutage nur noch eine historische Landnutzungs- form darstellen, findet der Warzenbeißer immer weniger geeignete Lebensstätten. In gedüngten Wiesen wird die Vegetation zu dicht, der Boden Abbildung 8. Die Sumpfschrecke ( Stethophyma gros- sum ) findet man in frischen bis feuchten Wiesen. – Foto: P. Z immermann . Abbildung 9. Der Warzenbeißer ( Decticus verrucivorus ) bevorzugt lückige, magere Wiesen. – Foto: P. Z immer - mann .

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