Carolinea 74

144 Carolinea 74 (2016) kühlt aus und geht als Lebensraum für die Art verloren. Auf der Vorwarnliste steht unter anderem der Wiesengrashüpfer ( Chorthippus dorsatus ). Er findet ebenfalls in feuchten Wiesen einen Rück- zugsort und wird durch eine intensivierte land- wirtschaftliche Nutzung bedroht. Tag- und Nachtfalter Nach bisherigem Kenntnisstand finden 46 Tag- und 204 Nachtfalterarten im Gebiet ihren Le- bensraum. Davon werden 27 Arten in der Roten Liste und in der Vorwarnliste Baden-Württem- bergs geführt, 19 gelten nach BNatSchG als besonders geschützt und drei gleichzeitig als streng geschützt ( E bert & R ennwald 1991 , E bert 1997, E bert et al. 2008). Die überaus geeigneten Lebensbedingungen und die Strukturvielfalt im Pfinzquellbereich spiegeln sich in der hohen Ar- tenvielfalt wieder. Viele Falterarten sind sowohl als Raupe als auch als Imago an bestimmte Futterpflanzen ge- bunden, daher spiegelt das Artenspektrum der Schmetterlinge meist die standörtlichen Verhält- nisse und Vegetationszusammensetzung eines Gebiets wider. Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen des Dunklen ( Maculinea nau- sithous; Abb. 10) und des Hellen Wiesenknopf- Ameisenbläulings ( M. teleius ), welche einen bemerkenswerten, fast identischen Lebenszy- klus aufweisen. Beide werden in der FFH-Richt- linie im Anhang II und IV geführt und sind nach BNatSchG streng geschützt. Die Weibchen des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings legen ihre Eier häufig zwischen die noch völlig grü- nen, der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zwischen die bereits weiter entwickelten Einzel- blüten des ebenfalls im Gebiet vorkommenden Großen Wiesenknopfes ( Sanguisorba officina- lis ). Dieser dient der frisch geschlüpften Raupe sowohl als Versteck, als auch als Futterpflanze. Nach ungefähr zwei bis drei Wochen kriechen die Raupen aus dem Versteck und lassen sich auf den Boden fallen. Dort werden sie z.B. von der Rotgelben Knotenameise ( Myrmica rubra ) entdeckt und in das Nest eingetragen, wo sie sich ab sofort von den Ameisenlarven ernähren. Nach der später folgenden Verpuppung und Pup- penruhe müssen die frisch geschlüpften Falter schnellstmöglich den Ameisenbau verlassen, da sie jetzt als Feind erkannt werden können. Die- se spezielle Abhängigkeit der Fortpflanzung der Bläulinge von ihren Wirtsorganismen ist auch gleichzeitig ein bedeutender Gefährdungsfaktor. Werden Wiesen zu früh gemäht und kann somit der Große Wiesenknopf keine Blüten entwickeln, so kann der Bläuling hier auch keine Eier able- gen.Werden die Wiesen zum Zeitpunkt der Eiab- lage gemäht, werden die Raupen zwangsläufig mit abgemäht und können sich nicht weiterent- wickeln. Zur erfolgreichen Reproduktion sind sie auf ein Vorkommen des Großen Wiesenknopfes und auf Kolonien geeigneter Wirtsameisenarten angewiesen. Somit stellt ein Ausbleiben dieser Arten eine große Bedrohung für den Schmetter- ling dar. Große Bestände beider Wiesenknopf- Ameisenbläulinge finden sich z.B. am Ortsrand von Langenalb nördlich des Frauenalber Pfades. Auch auf der Gemarkung Pfinzweiler finden sich gute Bestände der Art. Sie nutzen hier den Be- reich zwischen den drei Quellzuflüssen nördlich Feldrennach bis zum Pfinzhof als Flugrevier und Verbindungskorridor zwischen den einzelnen Nahrungs- und Fortpflanzungsstandorten. Ebenfalls bemerkenswert ist das Vorkommen dreier Feuerfalter: Großer Feuerfalter ( Lycaena dispar ), Kleiner Feuerfalter ( Lycaena phlaeas; Abbildung 10. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläu- ling ( Maculinea nausithous ) benötigt Wiesenknopf ( Sanguisorba officinalis ) und Ameisen für seine Larval- entwicklung. – Foto: P. Z immermann .

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