Carolinea 74

146 Carolinea 74 (2016) sen dürfen erst nach der Flugzeit der Biene (bis August) genutzt werden, um eine erfolgreiche Reproduktion der Art zu gewährleisten. Als so- genannte oligolektische Art sammelt sie nur Pol- len von einer Art, in diesem Fall dem Heilziest. Verschwindet der blühende Heilziest vollständig, z.B. durch zu frühe Mahd, so führt dies unwei- gerlich zum Ausfall und zum lokalen Aussterben der Späten Ziest-Schlürfbiene ( W estrich 1989 ). Ausgeprägte Heilziestbestände findet man auf mageren, lichten Wiesen. Auf Ittersbacher Ge- markung finden sich individuenreiche und für das Gebiet sehr bedeutende Bestände. Hier konnte 2015 auch die Späte Ziest-Schlürfbiene nachgewiesen werden. Die Tiere benötigen des Weiteren vegetationslose bis leicht bewachsene Bodenstellen, in denen sie in einer Tiefe von bis zu 15 cm ihre Nester anlegen; diese findet die Art sehr wahrscheinlich auf den dortigen Gras- wegen. Auch die gefährdete Grashummel ( Bombus ru- derarius ), die Knautien-Sandbiene ( Andrena hattorfiana ) und die Frühlings-Schmalbiene ( La- sioglossum pallens ) konnten im Gebiet nach- gewiesen werden ( D euschle 2015 ). Von den 41 nachgewiesenen Wildbienenarten sind 13 auf der Landes-Vorwarnliste bzw. Roten Liste ver- zeichnet ( W estrich et al. 2000). Für die Wild- bienen sind vor allem die Wiesen südlich von Ittersbach und die Feuchtwiesen im Gewann Langwiesen und im Gewann Heuchel von Be- deutung, hier konnte die größte Diversität an wertgebenden Arten festgestellt werden. Libellen In dem Naturschutzgebiet leben elf Libellen- Arten. Alle sind nach BNatSchG besonders geschützt ( S ternberg & B uchwald 1999) . Die Blauflügel-Prachtlibelle ( Calopteryx virgo ) erhielt ihren Namen aufgrund der blauen Flügel der Männchen und gilt in naturnahen Flussauen als Charakterart von klaren grundwassergespeisten Gerinnen. Die besiedelten Gewässer liegen häu- fig in Waldnähe. Quellnahe Bereiche innerhalb des Waldes werden dagegen von der Zweige- streiften Quelljungfer ( Cordulegaster boltonii; Abb. 13) besonders im Schwarzwald bevorzugt. Das Gebiet bietet für beide Arten optimalen Le- bensraum. Holzkäfer 48 Holzkäferarten konnten im Gebiet kartiert werden. Unter ihnen finden sich z.B. die nach BNatSchG besonders geschützten Arten Ge- wöhnlicher Rosenkäfer ( Cetonia aurata ), Bal- kenschröter ( Dorcus parallelipipedus ), Sägebock ( Prionus coriarius ), Eichen-Widderbock ( Clytus arietis ) und Gefleckter Schmalbock ( Leptura ma- culata ). Holzkäfer sind auf alte Baumbestände an- gewiesen, wie man sie z.B. in den bemerkenswert gut ausgeprägten alten Laubbaumbeständen auf Ottenhauser Gemarkung oder den alten Streu- obstbäumen auf Ittersbacher Gemarkung findet. Vielfalt, Einzigartigkeit, Repräsentanz Mit 940 Tier- und Pflanzenarten konnte eine enorme Artenvielfalt im Gebiet nachgewiesen werden. Es wurden bis heute 420 Gefäßpflan- zen-Arten, 21 Säugetier-Arten, 120 Vogel-Ar- ten, 5 Reptilien-Arten, 5 Amphibien-Arten, 250 Schmetterlings-Arten, 19 Heuschrecken-Arten, 41 Wildbienen-Arten, 48 Holzkäfer-Arten und 11 Libellen-Arten gefunden. Die Arten sind auf 20 Biotoptypen verteilt, von denen 10 auf der Roten Liste stehen. Dieser außerordentliche Artenreich- tum erklärt sich vor allem in dem Vorhandensein unterschiedlichster Biotope, wie Grünland, Nass- wiesen, Hochstaudenfluren, Äcker, Feldgehölze, Streuobstwiesen, Fließgewässer und Wälder. Die vorgenannten Lebensräume befinden sich hier in einem guten ökologischen Zustand, den es zu erhalten gilt. Die Einzigartigkeit des Gebiets besteht vor allen Dingen in der großen zusammenhängenden Wie- senlandschaft, die in der Region in dieser Qua- lität und Größe bemerkenswert ist. Sie besteht aus rund 220 ha Grünlandfläche, was 75 % des gesamten Gebiets ausmacht. Davon nehmen die mageren Flachland-Mähwiesen (FFH-Code 6510) Abbildung 13. Die Zweigestreifte Quelljungfer ( Cordu- legaster boltonii ) nutzt selbst kleinste Quellrinnsale zur Eiablage. – Foto: NATUR- Bildarchiv H afner .

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