Carolinea 74

S chweitzer et al.: Neues Naturschutzgebiet im Regierungsbezirk Karlsruhe 147 einen Anteil von ca. 73 ha, also rund 25 % der Gesamtfläche ein. Besonders dieser Wiesentyp befindet sich derzeit als Grünlandnutzungsform in Baden-Württemberg massiv im Rückgang. Auf den verschiedenen Wiesentypen finden sich teils bemerkenswerte Orchideenbestände, wie zum Beispiel das gefährdete Kleine Knabenkraut ( Or- chis morio ) oder das in den eher feuchteren Wie- senbereichen anzutreffende Breitblättrige Kna- benkraut ( Dactylorhiza majalis; Abb. 14). Die Nasswiesen und Hochstaudenfluren im Ge- wann Langwiesen nördlich von Langenalb wei- sen eine überregional und mittlerweile auch lan- desweit bemerkenswerte Avifauna auf und sind für die Avizönose des Gebietes von unschätz- barem Wert. So erreicht der landesweit gefähr- dete Baumpieper ( Anthus trivialis ) hier eine überregional bedeutende Brutdichte von 13 Brut- paaren. Hier finden sich auch die einzigen Brut- reviere von Braunkehlchen ( Saxicola rubetra ), Grauammer ( Emberiza calandra ) und Wiesen- pieper ( Anthus pratensis ) ( D euschle 2015 ). Der Bereich zeichnet sich durch eine extensive Nut- zung, sehr gut entwickelte Hochstaudenfluren und eine außergewöhnliche Störungsarmut aus. Die Wiesen südlich der Ortschaft Ittersbach wei- sen einen bemerkenswert großen Reichtum an seltenen Pflanzenarten auf. Sie stechen selbst bei einem so vielfältigem Gebiet wie dem NSG „Pfinzquellen“ durch ihren großen Artenreich- tum ins Auge. Hier wären neben dem Vorkom- men verschiedener Orchideenarten der Gattung Orchis und Dactylorhiza verschiedene Vergiss- meinnicht-Arten, der Heilziest ( Stachys officina- lis; Abb. 15) und die besonders geschützte Arz- nei-Schlüsselblume ( Primula veris ) zu nennen, die sich hier in bemerkenswert großen Bestän- den finden lassen. Das Waldgebiet nördlich der K 4547 besticht durch seine älteren Laub- und Nadelbaumbe- stände. Gerade die Alteichenbestände sind ein unersetzlicher Lebensraum für viele höhlenbe- wohnende Wald- und Totholzarten. Bemerkens- wert ist hier das Vorkommen aller acht in diesem Lebensraum erwartbaren heimischen Spechtar- ten. Auch konnte hier als Zufallsfund der Säge- bock nachgewiesen werden, zahlreiche weitere totholzbewohnende Käfer wären hier bei ge- nauerer Untersuchung zu erwarten. Lineare Gehölzstrukturen im Offenland, wie der Auwald entlang der Pfinz, sind als Leitstrukturen für Fledermäuse von außerordentlicher Bedeu- tung und verbinden deren Teillebensbereiche miteinander. Nur aufgrund einer solchen strukturreichen Landschaft, wie sie noch im Pfinzquellgebiet be- steht, können eine so hohe Vielfalt an Lebens- räumen und eine solche Artenvielfalt zustande kommen. Nicht nur die zahlreichen Wiesen bzw. heutzutage selten gewordenen Wiesentypen, wie die Pfeifengras-Streuwiesen oder die Nass- wiesen und Kleinseggenriede haben eine große Bedeutung im Gebiet, sondern auch die vorhan- denen gewässerbegleitenden Auwaldstreifen sowie verschiedene Gehölzformen spielen eine wichtige Rolle und bieten vielen Tierarten einen unersetzlichen Lebensraum. Damit repräsentiert das Naturschutzgebiet „Pfinzquellen“ einen Ausschnitt einer typischen Landschaft aus dem Nordschwarzwald in der sich extensive Wiesennutzung erhalten hat – mit positiven Ergebnis für Natur- und Artenschutz. Abbildung 14. Das Breitblättrige Knabenkraut ( Dac- tylorhiza majalis ), welches auf feuchteren Wiesen zu finden ist. – Foto: W. S chuhmacher .

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