Carolinea 74
148 Carolinea 74 (2016) Schutzbedürftigkeit Um den Erhalt und die ökologische Funktion zu gewährleisten, ist eine Ausweisung als Natur- schutzgebiet dringend geboten, auch wenn Teile des Areals bereits als FFH-Gebiet benannt wur- den. Das hier geltende allgemeine Verschlechte- rungsverbot kann durch entsprechende Konkreti- sierungen in einer Verordnung präzisiert und z.B. zur Abwehr von Störungen – die nicht als Projekt im Sinne von § 34 BNatSchG gelten und somit im FFH-Gebiet auch nicht abgewehrt werden können – ausgebaut werden. Dem entsprechend sieht das BNatSchG auch in § 32 Absatz 2 vor, FFH-Gebiete zu geschützten Teilen von Natur und Landschaft zu erklären. Darüber hinaus gibt die Ausweisung eines Na- turschutzgebietes die Möglichkeit, Lebensräu- me, die nicht nach der FFH-Richtlinie geschützt sind, z.B. Nasswiesen, Hecken oder bestimmte Hochstaudenfluren, aber in Baden-Württemberg wichtige Nahrungs-, Nist- und Lebensfunktionen haben, zu schützen und zu entwickeln. Dort le- bende hochgradig gefährdete Arten können da- durch erhalten werden. Der Schutz nach § 30 BNatSchG / § 33 NatSchG wird durch die Ausweisung eines Naturschutzge- bietes ebenfalls konkretisiert und erheblich ver- bessert. Anstelle des Verbots der „erheblichen Beeinträchtigung“ treten klare Regeln. Gefährdung durch Freizeitnutzung Der angrenzende Straßenverkehr bewirkt akus tische Störungen bis weit in das Gebiet hinein, die die Brutvögel von einer Revieranlage in an- sonsten geeigneten Lebensräumen abhalten. Eine weitergehende Entwicklung in dieser Rich- tung würde in Zukunft die Habitatqualität ernst- haft beeinträchtigen. Bedingt durch die Ortsnä- he wird das Gebiet gerne von Spaziergängern, gegebenenfalls mit freilaufenden Hunden, zu Erholungszwecken aufgesucht. Das Laufenlas- sen von Hunden kann dazu führen, dass Tiere des Offenlands und des Waldes beunruhigt Abbildung 15. Blühender Heilziest ( Stachys officinalis ), die Nahrungspflanze der stark gefährdeten Späten Ziest- Schlürfbiene ( Rophites quinquespinosus ). Der späte Blühzeitpunkt ist am abgetrockneten Gras sehr gut zu erken- nen. – Foto: W. S chuhmacher .
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=