Carolinea 74

Nachruf 161 die die Schutzgebietsausweisungen auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage stellten. Aber auch die Ausweisung von Schutzgebieten am Unteren Neckar und die der Sandhausener Dünen wirkten in die Zukunft, ebenso wie zahl- reiche Ausweisungen in der Kulturlandschaft des Kraichgaus mit ihren typischen Landschafts- auschnitten von den Bachauen der Täler bis zu den orchideenreichen Kalkmagerrasen der Abhänge (Schützinger Spiegel, Weissacher Tal, Beim Roten Kreuz u.a.). Besonders wichtig war ihm neben der fachlichen Begründung des Schutzzwecks die eindeutige kartografische Darstellung der auszuweisenden NSG, die einen rechtlich wesentlichen Bestand- teil der Verordnungen ausmacht. Damalige Mit- arbeiter erinnern sich noch an seinen scharfen – wohl durch die Architekturkenntnisse besonders geschulten – Blick für Unklarheiten und Fehler in den Karten. Mit der Infrarot-Stereo-Befliegung wichtiger Landschaften (z.B. Grinden und Moore im Schwarzwald) legte er erste Grundlagen für die heute gängigen im Naturschutz genutzten geografischen Informationssysteme. Ein von ihm ins Leben gerufenes Projekt, das er mit viel Engagement betrieb und für das ganze Land organisierte und leitete, war die Wieder- ansiedlung des Weißstorchs in Baden-Würt­ temberg, die von 1981 bis 1997 sehr erfolgreich verlief und den Storchbrutbestand im Land auf ungeahnte Höhen brachte. Das Projekt umfasste nicht nur die Aufzucht und Anpaarung junger Störche in einer entsprechenden Einrichtung, die er als Architekt selbst plante, und die Auswil- derung der Storchpaare in geeigneten Gebieten Baden-Württembergs, sondern auch die Bemü- hungen um Verbesserungen der Lebensräume für Störche und um die Beseitigung der Gefähr- dungen, insbesondere den Stromtod auf ungesi- cherten Masten, nicht nur im Land, sondern auch auf den Zugwegen. Daneben verdienen auch seine Unterstützung des Wanderfalkenschutzes und sein Einsatz für die Graureiherkolonien Er- wähnung. Abbildung 3. G ünther M üller an seinem Arbeitsplatz im Naturkundemuseum, wo er sich hauptsächlich mit Vogel- federn beschäftigte. – Foto: SMNK (V. G riener ).

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