Carolinea 74

176 Carolinea 74 (2016) beliebigen Ort in der Vergangenheit – etwa zu den Meeren des Burgess Shale –, wobei gleich- zeitig alles gelöscht wird, was sich seitdem fak- tisch ereignete. Dann starte das Video wieder und überprüfe, ob die neue Aufzeichnung ge- nauso aussieht wie das Original.Wenn jede Wie- derholung dem gleichsieht, wie sich das Leben faktisch entwickelt hat, dann müssen wir daraus schließen, dass die faktische Geschichte sich mehr oder weniger so entwickeln musste . Aber wenn das Experiment jedes Mal Ergebnisse zei- tigt, die signifikant anders aussehen als die fak- tische Geschichte des Lebens? Was könnten wir dann noch behaupten bezüglich der Voraussag- barkeit von selbstbewusstem Leben? Oder von Säugetieren? Oder von Wirbeltieren? Oder von Leben auf dem Land?“ G ould geht davon aus, dass das heutige Vorkommen der Taxa (auf allen Stufen) zufällig sei. Andere evolutionsbiologische Theoriebildungen weisen in die Richtung, dass die Evolution durch die jeweils schon erreich- ten Baupläne festgelegt wird in ihrem weiteren Verlauf. Irgendwann also hätte es zum Wirbel- tierbauplan kommen müssen , Mollusken hinge- gen, die wissenschaftliche Theorien entwickeln, könnte es niemals geben. 1. Dezember 2015 Bedeutung der Mykorrhiza – Beispiel Wald Vortrag von Prof. Dr. R einhard A gerer (Ludwig-Maximilians-Universität München) Mykorrhiza, meistens eine mutualistische Sym- biose zwischen Arten des Organismenreiches Pilze und überwiegend Wurzeln von Pflanzen, reicht zumindest 410 Millionen Jahre zurück, zu den Zeiten, als die ersten Landpflanzen be- gannen, den Globus zu kolonisieren. Da ausge- sprochen resistente und nährstoffarme Rohbö- den überwogen, ermöglichte die beträchtliche Investition an Photosyntheseprodukten in den Pilzpartner den Pflanzen den Zugang zu Was- ser und Nährstoffen, besonders zu Phosphat und Stickstoff. Pflanzen mit einer solchen Ko- operation waren offenbar beträchtlich konkur- renzfähiger als solche ohne diese Symbiose. Deshalb war allem Anschein nach diese Bezie- hung die Triebkraft für die rasche Evolution der Landpflanzen, ausgehend von moosähnlichen Organismen über Farne zu den heutigen Sa- menpflanzen. Prof. A gerer , einer der führenden Mykorrhiza-Forscher, zeigte die Bedeutung für Pilz und Baum am Beispiel der Ektomykorrhi- za, der verbreitetsten Symbiose unserer Wald- bäume. Dabei spielen strukturelle Unterschiede eine große Rolle für die Funktion, wobei die Raumbesetzung im Boden in Abhängigkeit von Konkurrenz und Nährstoffverfügbarkeit eine zentrale Rolle einnimmt. Die Kenntnis der be- teiligten Pilzverwandtschaften kann schon ge- wisse Hinweise auf deren Funktion im Ökosy- stem vermitteln. 3 Berichte der Arbeitsgemeinschaften Karlsruher Geowissenschaftliches Treffen Bericht von Herrn Dipl.-Ing. (FH) W erner W urster : Die Treffen der AG fanden an jedem 2. Dienstag eines Monats im Ristorante San Mar- co in Karlsruhe-Daxlanden statt und wurden von 10-20 Mitgliedern besucht. Im Berichtszeitraum wurde ein abwechslungsreiches Programm aus zehn Veranstaltungen mit Kurzvorträgen und De- monstration von Sammlungsobjekten sowie drei Exkursionen u.a. zum Nördlinger Ries und in die Eifel durchgeführt. Das Grillfest im Juli und die Barbarafeier im Dezember erfreuten sich beson- derer Beliebtheit. Limnologische AG Bericht von Prof. Dr. N orbert L eist : Eine Gruppe von 20 Tauchern bildet die AG und widmete sich folgenden Schwerpunkten: Fang von Kaulquap- pen des Ochsenfroschs in Karlsruher Bagger- seen im Rahmen des vom Landratsamt Karlsru- he initiierten Programms zur Ausrottung dieser als invasiv eingestuften Art. Im Berichtsjahr wur- den bei 29 Tauchgängen 3.491 Kaulquappen erbeutet. Gewinnung von Torfbohrkernen zur Pollenanalyse und der Untersuchung der Eis- zeiten am Oberrheingraben in Zusammenarbeit mit Dr. S iegfried S chloss . Bei Tauchgängen wer- den Bohrkerne aus Torfschichten gewonnen, die dann für die Pollenanalyse zur Verfügung stehen. Die Anschaffung eines für diese Arbeiten not- wendigen Unterwasserschlagbohrers wurde von H ermann N eubauer , Neubauer Automation OHG, Welver (Weltführer bei Spargelsortiermaschi- nen) ermöglicht. M ichael K ilgus , Kilgus-Technik, Ettlingen, unterstützte die Arbeiten durch Bau und Spende eines neu konzipierten Präzisions- bohrstocks. Kartiert wurden ferner Unterwas- serpflanzen (Makrophyten), die auch als Indika- torarten die Gewässergüte in Seen Nordbadens anzeigen. Im Berichtsjahr wurden öffentliche Ex- kursionen mit dem Schwerpunktthema Neobiota sowie öffentliche Vorträge z.B. anlässlich des Karlsruher Stadtgeburtstags angeboten.

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