Carolinea 74

196 Carolinea 74 (2016) „Polargebiete“-Saal in den Westflügel statt. Der mehr als 500 kg schwere Schädel ließ sich auf- grund seiner Größe nicht innerhalb des Hauses von einem Stockwerk ins andere transportieren, sondern musste auf einem eigens angefertigten Gestell zur einzigen Fensteröffnung im 1. Ober- geschoss gefahren werden, die groß genug war, um ihn mittels eines ausfahrbaren Kranarmes nach draußen hieven zu können. Anschließend wurde er durch die Hilfe zahlreicher Hände mit Muskelkraft durch das Hauptportal und über eine Rampe in den Westflügel verbracht. Im Oktober 2015 erfolgte dann die Montage des Walskeletts durch die Präparationsfirma Ohlenbusch aus Lü- beck in freier Aufhängung von der Betondecke. Kurz vor der Fertigstellung der Montage muss- te diese aber abgebrochen werden, da sich die Hängevorrichtung als zu nachgiebig erwies und auf die Unterkonstruktion der abgehängten De- cke drückte. Nach umfassender Begutachtung der Situation wurde entschieden, die abge- hängte Decke wieder zu öffnen und im Jahr 2016 eine neu konstruierte, statisch abgesicherte Auf- hängevorrichtung anzubringen. Dabei lässt sich auch die Ausrichtung, die Seilabhängung und die spätere Ausleuchtung des Skeletts optimieren. Leider war dies nicht der einzige Rückschlag beim Ausstellungsaufbau. Nach der Befüllung des großen Meerwasseraquariums erwies sich der Silikatwert des Wassers als viel zu hoch. Nachdem er auch durch mehrwöchiges Filtern über Ionenaustauscher nicht nennenswert ge- senkt werden konnte, war klar, dass es eine Quelle im Becken geben musste, die permanent Silikat nachliefert. Ein zu hoher Silikatwert ist deshalb unerwünscht, weil er zu explosionsar- tiger Vermehrung von Kieselalgen führen kann, die dann in kurzer Zeit alle Oberflächen im Be- cken mit einer braunen Schicht überziehen wür- den, was einen erhöhten Reinigungsaufwand nach sich zöge. Als Quelle des Silikats wurde der Zement ausgemacht, mit dem die Korallenblöcke zu Riffstrukturen verbunden worden waren. Um den Silikat-Nachschub zu stoppen, wurden alle zugänglichen Zementflächen in mehrwöchiger Arbeit mit einem Epoxidharz-Sand-Gemisch ver- siegelt. Tatsächlich ließ sich durch diese Maß- nahme der Silikatwert deutlich senken. Sehr unerfreulich war auch die erste Anliefe- rung von sogenanntem „Lebendgestein“. Dabei handelt es sich um Riffgestein, das noch von di- Abbildung 3. Ein seltener Anblick: Für kurze Zeit schwebt der Walschädel über dem Friedrichsplatz. Sanft lässt ein Kran das schwere Objekt zu Boden.

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