Carolinea 74
Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe 209 Neben der Arbeit an anderen Forschungspro- jekten hat sich Herr M anegold im Berichtsjahr besonders der Neuaufstellung und Datener- fassung der Wirbeltiersammlungen gewidmet. Dabei machte er einige bemerkenswerte Entde- ckungen, wie das verloren geglaubte Stopfpräpa- rat aus der Typenserie des Weißstreifen-Busch- kängurus ( Dorcopsis hageni ), das zusammen mit dem dazugehörigen Schädel und dem Fell eines weiteren Tieres 1895 als Geschenk von B ernhard H agen , dem späteren Gründungsdi- rektor des Völkerkundemuseums in Frankfurt am Main (heute „Weltkulturen Museum“), an das Großherzogliche Naturalienkabinett gelangte. In den Nachkriegskatalogen war nur die Existenz des Schädels vermerkt worden, der Rest der Typenserie galt als verschollen. Wiederentdeckt wurde auch das historische Präparat eines juve- nilen Paradiessittichs ( Psephotus pulcherrimus ). Diese australische Papageienart starb vermutlich 1927 aus, daher gelten Präparate dieser Art als besonders wertvolle Belege in naturkundlichen Sammlungen wie jener des SMNK, ebenso wie Exemplare des gleichfalls ausgestorbenen Ka- rolinasittichs ( Conuropsis carolinensis ) und der Wandertaube ( Ectopistes migratorius ). Durch die Bemühungen des neuen Kurators konnten die Sammlungen aber auch um eini- ge wertvolle neue Belege erweitert werden. Zu den besonders bemerkenswerten Neuzugängen zählt der Kadaver eines Wolfs ( Canis lupus ), der im Juni 2015 tot an der Autobahn A5 bei Lahr aufgefunden wurde und als Erstnachweis dieser Art in Baden-Württemberg nach der Ausrottung vor ca. 150 Jahren gilt. Baden-Württemberg ist Wolfserwartungsland, und den beiden Staatli- chen Naturkundemuseen des Landes kommt die Aufgabe zu, Totfunde dieser Art als Belege zu archivieren (vgl. Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Würt temberg (2013): Die Rückkehr des Wolfs nach Baden-Württemberg – Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe.). Weitere be- merkenswerte Neuzugänge sind ein männlicher Sulawesi-Hirscheber ( Babyrousa babyrussa celebensis ) aus der Wilhelma Stuttgart und ein weiblicher Tiger ( Panthera tigris ) aus dem Schwaben Park Kaiserbach. Die Unterbringung eines weiteren historisch be- deutsamen Präparates wurde deutlich verbes- sert, und zwar eines Gipsabgusses von einem 1,80 m langen Flusswels ( Silurus glanis ). Dieser Fisch wurde 1926 vom damaligen Museumsdi- rektor Dr. M ax A uerbach gesammelt und anschlie- ßend von Museumspräparator M artin S chelenz nach einem eigens entwickelten Verfahren für die Schausammlung des Naturkundemuseums Karlsruhe abgeformt und unter Verwendung von Blattgold und Kutschenlack handkoloriert. Zuletzt war der Abguss durch wenig optimale Unterbrin- gung in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach Reinigung und Reparatur durch die Wirbeltier- Präparatorin des SMNK, A lmuth M üller , wurde das Präparat in einem speziellen Edelstahlrah- men an einer Wand des Wirbeltiermagazins an- gebracht (Fa. Linder & Aulenbach, Eggenstein- Leopoldshafen), um weitere Beschädigungen zu vermeiden. Im dem von Dr. M anfred V erhaagh geleiteten Re- ferat Entomologie konzentriert sich Dr . A lexander R iedel bei seinen Forschungen weiterhin auf die Rüsselkäferfauna der indoaustralischen Region. Schwerpunkte seiner Arbeiten im Jahr 2015 wa- ren die Taxonomie australischer Trigonopterus - Arten sowie die Biogeographie dieser Gattung Abbildung 17. Historischer Abguss eines 1,80 m langen Flusswelses Silurus glanis , neu restauriert und sicher auf- bewahrt im SMNK-Wirbeltiermagazin. – Foto: H. H öfer .
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