Carolinea 75

H errmann & T rusch : Das Purpurweiden-Jungfernkind am südbadischen Oberrhein 111 b, H errmann 2008) handelt es sich bei B. tou­ ranginii um ein stenökes Relikt der südwest- bis mitteleuropäischen Stromauen-Landschaften. Die Art ist vermutlich seit sehr langer Zeit, wohl Jahrtausende, in der südlichen Oberrheinebene heimisch und wird in dieser Arbeit und auch von T rusch et al. (2016) als Relikt der dynamischen Stromtalauen angesehen. Für diese Hypothese spricht die geringe Mobilität der Weibchen, die in den Zweigen der Weiden sitzen, nur äußerst selten fliegen und deswegen auch besonders schwer zu finden sind ( C laude T autel in litt. 21. März 2015). Diese Einschätzung unseres französischen Kollegen können auch wir bestä- tigen: Auf 278 von uns im Freiland beobachtete Imagines von B. touranginii kommen nur zwei weibliche Exemplare. 3.1 Kartierung am Oberrhein in den Jahren 2015-2017 Weil sich die tagsüber fliegenden Imagines des Purpurweiden-Jungfernkindes schwierig beob- achten lassen (vgl. T rusch et al. 2016: 70, 75) und wegen der verborgenen Lebensweise der Präimaginalstadien, die bei uns bis heute nicht in der Natur gefunden werden konnten, blieb die Art in Deutschland lange unentdeckt. Auch stan- den die Buhnenfelder am südbadischen Ober- rhein in der Vergangenheit, z.B. im Vergleich zur gut erforschten so genannten Trockenaue, ver- hältnismäßig wenig im Mittelpunkt lepidopterio- logischer Untersuchungen. Nachdem B. touran­ ginii erstmals 2015 in Deutschland zweifelsfrei erkannt und publiziert wurde ( T rusch et al. 2016), erfolgten durch mehrere Lepidopterologen (vgl. Abbildung 3. Aktuelle Verbreitung des Purpur- weiden-Jungfernkindes Boudinotiana touranginii ( B erce , 1870) in Baden- Württemberg und damit in Deutschland. Die Vor- kommen von Nord nach Süd sind: Bremgarten, Grißheim, Neuenburg, Steinenstadt und das NSG Kapellengrien. Sie bilden die östliche Arealgrenze in der Ge- samtverbreitung der Art. Sowohl nördlich davon bei Hartheim als auch südlich bei Märkt/Weil am Rhein war es bis- lang trotz Nachsuche nicht möglich, B. touran­ ginii nachzuweisen.

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