Carolinea 75

112 Carolinea 75 (2017) Dank) bis 2017 flächenhafte Kartierungen im Gebiet der südbadischen Rheinaue zwischen Märkt im Süden (als nördlichstem Stadtteil von Weil am Rhein) und rheinabwärts bis zur Höhe von Hartheim am Rhein (Gemeinde Breisgau- Hochschwarzwald). Darüber hinaus gab es wei- ter nördlich stichprobenhafte Nachsuchen in ge- eignet erscheinenden Habitaten in Rheinnähe, so an mehreren Stellen im Bereich Taubergie- ßen (Rheinhausen bis Nonnenweier, zwischen dem Polder Altenheim und dem Kehler Rhein- vorland; Ortenaukreis) sowie am nordbadischen Oberrhein in der Gemeinde Elchesheim-Illingen (Landkreis Rastatt) und auch direkt südlich von Karlsruhe. Alle zuletzt genannten Kartierungen in den nördlichen Gebieten blieben jedoch bisher erfolglos. Die faunistischen Untersuchungen im Süden des Untersuchungsgebietes beschränkten sich bis- her fast ausschließlich auf die rezente flussnahe (rechtsrheinische) Weichholzaue, welche sich in einem mehr oder weniger schmalen Streifen entlang des so genannten Restrheins und des angrenzenden „Leinpfades“ hinzieht. Die tiefer gelegenen, nassen Lokalitäten im Bereich der Trockenwaldzone mit Weidengebüsch, wie z.B. aufgelassene Kiesgruben in der Markgräfler Rheinebene oder andere ähnlich strukturierte Sonderstandorte, wurden bisher kaum unter- sucht. Wir nehmen allerdings an, dass in der südbadischen Rheinebene zukünftig auch an ei- nigen dieser anthropogen geprägten Lokalitäten weitere Vorkommen von B. touranginii entdeckt werden können, weil die Art bereits in einem solchen Habitat gefunden wurde (vgl. T rusch et al. 2016: 70-72, Abb. 10a, b). Darüber hinaus er- scheint es uns möglich, dass das Purpurweiden- Jungfernkind auch noch weiter rheinabwärts, in der nördlich anschließenden Offenburger Rheinebene, gefunden werden kann. Zumindest befinden sich dort mancherorts für die Art geeig- net erscheinende Lebensräume. Durch gezielte Nachsuche in den unmittelbar am Fluss gelegenen potenziellen Larval- und (durch Beobachtung bestätigten) Imaginalhabitaten ließ sich B. touranginii bereits im Frühjahr 2015 – ne- ben den beiden von T rusch et al. (2016) publizier- ten Fundstellen des Erstnachweises – im Bereich eines Buhnenfeldes südwestlich von Neuenburg- Steinenstadt (215 m NN) nachweisen. Eine wei- tere Teilpopulation konnte im Folgejahr im südlich davon gelegenen NSG Kapellengrien (224 m NN) bei Rheinweiler (Bad Bellingen) entdeckt werden. Bislang keine Hinweise auf Vorkommen gab es hingegen, trotz geeignet erscheinender Habitat- strukturen, im Bereich des Stauwehrs Weil am Rhein/Märkt (236 m NN), welches nur 4 km von der Landesgrenze zur Schweiz entfernt liegt. Ab Steinenstadt flussabwärts lebt B. touranginii in einem verhältnismäßig großflächigen Buhnen- feld, welches sich nur wenig nördlich von Neuen­ burg (209 m NN) rechtsrheinisch erstreckt. Die bislang nördlichsten bekannten Vorkommen in unserem Untersuchungsgebiet befinden sich zum einen in den Buhnenfeldern westlich von Neuenburg-Grißheim (199 m NN) sowie etwas weiter flussabwärts, im Umfeld des Rheinüber- gangs nach Frankreich, nahe der Gemeinde Hartheim-Bremgarten (197 m NN). Noch etwas weiter nördlich fanden wir dagegen in einem für B. touranginii potenziell geeigneten flussnahen Gelände nahe dem Rheinwärterhaus Hartheim (193 m NN) noch keine Hinweise auf ein weiteres Teilvorkommen der Art. Sämtliche oben mitgeteilten Bereiche, in denen B. touranginii sehr lokal nachgewiesen werden konnte, bilden die gegenwärtig bekannte nord- östliche Arealgrenze im Gesamtverbreitungs- gebiet der Art (vgl. Abb. 3). Sie liegen alle im Bereich der Wechselwasserzone der Rheinaue und umgreifen einen Bereich mit einer Nord-Süd- Ausdehnung von ca. 30 km entlang des südwest- lichen Teils des Rheins auf deutscher Seite. 3.2 Einfluss des Lokalklimas Das südliche oberrheinische Tiefland mit seiner Lage nahe dem 48 Grad nördlicher Breite, in dem sich das flussnahe, von B. touranginii be- siedelte Areal befindet, ist durch ein Klima mit milden Wintern und warmen, sonnenstundenrei- chen Sommern gekennzeichnet. Insbesondere im Sommer kommt es häufig zu lang anhalten- den schwülen Perioden. Bedingt durch seine Lage im Lee der Vogesen im Westen des Un- tersuchungsgebietes gehört der hier behandelte Raum mit durchschnittlich 650 mm Jahresnie- derschlag und häufig auftretenden Föhnlagen zu den trockensten Regionen Mitteleuropas. Infolge der häufig aus dem Südwesten über die Burgun- dische Pforte einströmenden milden Luftmassen wird eine Jahrestemperaturmittel von + 9 °C bis + 10 °C erreicht, mit Mittelwerten von 0 bis 1 °C im Januar und solchen von + 18 °C bis 19 °C im Juli ( R eif et al. 2013). Auf Grund dieser Tempe- raturen lassen sich Züge eines submediterranen Lokalklimas erkennen, welches insbesondere in der so genannten Markgräfler Trockenaue die re- zente Flora und Fauna prägt. Durch seine Lage

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=