Carolinea 75

118 Carolinea 75 (2017) delt. Auch liegt der Schwerpunkt des Auftretens von A. parthenias nicht in dem Habitat, in dem B. touranginii vorkommt. Ein Einbeziehen sämtli- cher Datensätze von A. parthenias und B. notha aus Baden-Württemberg wäre in diesem Zusam- menhang nicht sinnvoll, da es hier darum geht, die gleichzeitig und syntop lebenden Falter der drei Arten miteinander zu vergleichen und in Be- ziehung zu setzen. 4.3 Verhalten Boudinotiana touranginii ist eine tagaktive, helio- phile Art, die Imagines fliegen nur im Sonnen- schein. Bei bedecktem Himmel und Temperatu- ren unter +10°C waren keine Beobachtungen von fliegenden Faltern möglich. Tageszeitlich konnte zwischen 13.00 und 16.00 Uhr die größ- te Abundanz von (männlichen) Faltern registriert werden. An Begleitarten wurden zur Flugzeit von B. touranginii in der Weichholzaue neben den beiden anderen Jungfernkindern folgende tag­ aktive Schmetterlingsarten beobachtet: Leptidea sinapis/juvernica -Artengruppe – Pieridae Gonepteryx rhamni ( L innaeus , 1758) – Pieridae Pieris rapae ( L innaeus , 1758) – Pieridae Pieris napi ( L innaeus , 1758) – Pieridae Anthocharis cardamines ( L innaeus , 1758) – Pieridae Nymphalis polychloros ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Vanessa io ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Vanessa atalanta ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Aglias urticae ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Polygonia c-album ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Araschnia levana ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Pararge aegeria ( L innaeus , 1758) – Nymphalidae Celastrina argiolus ( L innaeus , 1758) – Lycaenidae Macroglossum stellatarum ( L innaeus , 1758) – Sphingidae An Raupennachweisen gelangen zur Flugzeit von B. tourangini an den Weidenbüschen im Ha- bitat: Proutia betulina ( Z eller , 1839) – Psychidae Synanthedon formicaeformis ( E sper , 1783) – Sesiidae Agrochola lota (Clerck, 1759) – Noctuidae Operophtera brumata ( L innaeus , 1758) – Geometridae Erannis defoliaria ( C lerck , 1759) – Geometridae Weibchen: Von den beiden im Untersuchungs- gebiet gefundenen Weibchen war nur eines in der Natur aktiv. Es schwirrte am 17. März 2017 um 14.45 Uhr an einer Purpurweide (beobachtet von D. W arzecha und den Autoren). Das Tier war, obwohl es sich um ein anscheinend frisch ge- schlüpftes Exemplar handelte (vgl. Titelbild des vorliegenden Carolinea-Bandes 75 und Abb. 1), bereits befruchtet, so dass dieses Verhalten möglicherweise dem Erreichen der Eiablageplät- ze diente. Das zweite Exemplar, welches zwei Jahre früher am 23. März 2015 gegen 11.00 Uhr vormittags von M. F alkenberg gefunden wurde, saß inaktiv auf einem Zweig oder Purpurweide (vgl. T rusch et al. 2016: Abb. 16b). Auch in der Gefangenschaft begann das 2017 ge- fundene Tier erst nachmittags ab ca. 14.00 Uhr aktiv zu werden. Es wurde regelmäßig mit Honig- wasser gefüttert und legte die meisten Eier in den Nachtstunden bei künstlicher Beleuchtung ab. Die Ablage erfolgte immer in den gereichten Schaum- stoff hinein (Abb. 8). Das im Jahr 2015 gefundene Weibchen legte seine Eier ebenfalls nur in den Schaumstoff des Transportgefäßes, nicht jedoch an die später angebotenen Purpurweidenzweige. Eiablagen direkt an der Purpurweide gelangen uns unter künstlichen Bedingungen nicht. Wir schlussfolgern aus unseren Beobachtungen im Freiland und im Labor, dass die Weibchen in der Natur tageszeitlich wohl später aktiv sind als die Männchen. Möglicherweise werden sie des- wegen so selten in ihrem Lebensraum gefunden. Sie sind allerdings nicht nachtaktiv, denn mit ei- nem Lichtfang (durch C. W idder ) direkt am Fund- ort des ersten Weibchens in der Nacht zum 24. März 2015 konnte die Art nicht nachgewiesen werden ( T rusch et al. 2016: 72). Dies entspricht auch unseren Erwartungen hinsichtlich der ta- geszeitlichen Aktivitätsphasen bei den Arten der Archiearinae. Die Eiablage in Schaumstoff (Abb. 8a-c) deutet darauf hin, dass die Eier auch in der Natur in eine weiche Struktur hinein abgelegt werden könnten. Denn es erfolgt immer erst dann eine Eiablage, wenn das Tier mit dem Ovipositor ein paar Milli- meter in den Schaumstoff eingedrungen ist. Es scheint also ein gewisser Gegendruck am Ovi- positor erforderlich zu sein, damit die Eiablage ausgelöst wird. An den relativ glatten Purpurwei- denzweigen erfolgte bei unseren Tieren jeden- falls nie eine Ablage.Wir vermuten deshalb, dass die Eiablage im Freiland in die Weidenkätzchen hinein erfolgen könnte. Nach der Ablage von reichlich 100 Eiern wurde das o.g. Tier abgetötet und als faunistischer Beleg in der Sammlung des SMNK hinterlegt. Männchen: Die Männchen dieser außerordent- lich scheuen, dem Netzschlag sofort entflie- henden Art sind, wie am Fundort bei Steinen- stadt gut zu beobachten war, in reißendem und scheinbar ziellosem Flug entlang des Saumes der Weidenbüsche unterwegs. Allem Anschein

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