Carolinea 75

H errmann & T rusch : Das Purpurweiden-Jungfernkind am südbadischen Oberrhein 119 nach stand dieses Flugverhalten nicht in einem Zusammenhang mit der Suche nach Nahrung, denn die Kätzchen der Büsche wurden nicht angeflogen. Es ist daher anzunehmen, dass dieses Flugverhalten der Partnersuche dient. Zu beobachten war auch, dass sich die meisten Falter von B. touranginii nicht über die Höhe der Gebüsche hinaus bewegten. In größerer Höhe konnten hingegen manchmal die beiden ande- ren Archiearinae-Arten beobachtet werden. Ins- besondere dann, wenn die Falter aus Sicht des Beobachters in das gleißende Gegenlicht der zu dieser Jahreszeit tiefstehenden Sonne geraten, entziehen sie sich oft dem Betrachter. Blütenbesuche und Saugverhalten: Hinsicht- lich der Nahrungspflanzen der Imagines kommt zu den beiden, bereits bei T rusch et al. (2016) genannten Arten Salix purpurea und S. eleag­ nos , welche hier durch mehrfache Beobachtun- gen bestätigt werden, die Salweide ( S. caprea ) hinzu. An ihren Weidenkätzchen wurde einmal ein Blütenbesuch im Buhnenfeld bei Neuenburg beobachtet (R. H errmann ). Bislang wurden Imagines von B. touranginii nie saugend am Boden angetroffen, so wie dies die Falter von B. notha und A. parthenias regelmäßig tun. Ebenso wenig konnte B. touranginii an der Salzlecke eines Jägers (bei Grißheim) beobach- tet werden, welche jedoch von A. parthenias be- sucht und zum Saugen genutzt wurde. 4.4 Neue Erkenntnisse aus Zuchten von B. touranginii und B. notha Das am 17. März 2017 bei Bremgarten eingetra- gene Weibchen von B. touranginii begann noch am gleichen Abend mit der Eiablage (vgl. Kap. 4.3 und Abb. 8). Damit war es möglich, die Art unter Laborbedingungen zu züchten. Detaillierte Beschreibungen und Fotos der Präimaginalstadi- en wurden schon von L évêque (2011: 10-14, Abb. 2-25) aus Frankreich sowie Abbildungen von T rusch et al. (2016: Abb. 18-24) aus Deutsch- land veröffentlicht, so dass wir hier auf erneute Illustrationen aus den Laborzuchten (M. L eipnitz , R. H errmann ) verzichten. Bei R. H errmann schlüpften aus den Eiern zwischen 1.-3. April 2017 die Räupchen, die sich nach etwa 48 Stunden in den beigelegten Blättern von Purpurweide in kleinen Gruppen einspannen. Die Eiraupen nahmen die relativ harten Blätter der Purpurweide ( S. purpurea ) zunächst schlecht an. Vielmehr bevorzugten sie zunächst die zarten, frisch entwickelten Blätter von Zitterpappel ( P. tremula ), welche ebenfalls gereicht wurden. Mit demWachstum der Raupen wurde dann zunehmend auch Purpurweide ge- fressen. Ab dem 22. April 2017 wurden den fast erwachsenen Raupen neben Purpurweide und Zitterpappel die Blätter folgender Populus - und Salix -Arten als Futterpflanzen angeboten, um ihre Nahrungsspezifität zu testen: Silberpappel ( P. alba ), Schwarzpappel ( P. nigra ), Echte Trauer­ weide ( S. babylonica ; Salicaceae), Silberweide ( S. alba ; Salicaceae), Korbweide ( S. viminalis ), Lavendelweide ( S. elaeagnos ) und Salweide ( S. caprea ). Bei all diesen Fütterungsversuchen der Larven von B. touranginii erfolgte der Wechsel auf die neue Fraßflanze erstaunlich schnell. Dieses fast polyphage Verhalten unter Laborbedingungen ist im Freiland wohl unwahrscheinlich, denn dann müsste die Eiablage auch an diesen Pflanzen- arten erfolgen. Ein aktives Wechseln der in den frühen Stadien in einem Gespinst zwischen den Weidenblättern lebenden Raupen (vgl. L évêque 2011: 11, Abb. 10, T rusch et al. 2016: 73, Abbildung 8. Das am 23. März 2015 gefundene Weibchen von B. touranginii legte unter künstlichen Bedingungen (Wärme, Licht) auch noch zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht Eier ab. Links: ( von hinten mit ausgestülptem Ovi- positor; rechts: Eiablagen. Sie wurden sowohl einzeln (die Mehrzahl) als auch in Gruppen von bis zu drei Eiern in den Schaumstoff hinein platziert. – Fotos: R. T rusch .

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=