Carolinea 75

122 Carolinea 75 (2017) aktuellem Erkenntnisstand identifizierten Arten ( H ausmann 2001, 2004) eignen. Die beiden ande- ren Unterfamilien der Geometridae, Larentiinae und Ennominae, umfassen weitere 733 Arten, die in dieser Arbeit nicht betrachtet wurden. (Das BIN-System ist ein Online-Werkzeug, das COI- Barcode-Sequenzen algorithmisch gruppiert und so eine Webseite für jeden Cluster (= potenzielle Art) erzeugt. ) H ausmann et al. (l.c.) fanden in ihrer Studie nur acht Artenpaare, deren DNA-Barcode-Sequen- zen nicht unterscheidbar waren. Von diesen gab es wiederum nur drei Artenpaare, die sympatrisch vorkommen und damit für eine molekulare Be- stimmung nicht zugänglich sind; zu diesen gehört B. notha & B. touranginii . Die anderen beiden sind Cyclophora punctaria ( L innaeus , 1758) & C. quer­ cimontaria ( B astelberger , 1897) sowie Chlorissa viridata ( L innaeus , 1758) & C. cloraria ( H übner , 1813), welche hier keine Rolle spielen. Die beiden Arten B. notha und B. touranginii sind auf Grund zahlreicher Merkmale, von der Mor- phologie über die Ökologie bis zur Ethologie, gut getrennt, wie den Arbeiten von B érard (2000), L évêque et al. (2006), L évêque & F aucheux (2010), L évêque (2011) und T rusch et al. (2016) zu ent- nehmen ist. Vielmehr sind die beiden Arten ein Beispiel dafür, dass der Barcode eben nicht in al- len Fällen für die Identifikation von Arten geeignet ist. Denn er stellt nur einen (weiteren) Merkmals- komplex dar, der – so wie alle anderen Merkmals- muster in der Biologie auch – interpretiert werden muss. Es ist für die jüngere Wissenschaft eher ein Glücksfall, dass der COI-Barcode in so vielen Fällen das gleiche Muster widerspiegelt, was wir aktuell als Arten zu erkennen glauben. Im Folgenden haben wir uns dem Merkmalskom- plex „Anzahl der Fühlerglieder“ (Abb. 11) noch einmal näher gewidmet. Bei diesem distinkten morphologischen Merkmal wurde jeder Füh- ler als ein Datensatz betrachtet und die Anzahl der Fühlerglieder von 175 vollständig erhalte- nen Fühlern beider Arten ermittelt (n Fühler von B. touranginii = 64, n Fühler von B. notha = 111; vgl. Tab. 1). Im Diagramm (Abb. 10) sind auf der y-Achse die Anzahl der untersuchten Fühler aufgetragen und an der x-Achse die Anzahl der Fühlerglieder. Abbildung 10. Die Anzahl der Fühlerglieder ist ein gutes Argument dafür, dass es sich bei B. touranginii und B. notha um verschiedene Arten handelt. Auch wenn sie bei beiden Arten variabel ist und Bereiche von 7 ( touranginii ) bzw. 10 ( notha ) Fühlergliedern überstreicht, ist in den allermeisten Fällen eine eindeutige Zuordnung zu einer der beiden Merkmalswolken möglich. Sie unterliegen der Normalverteilung und besitzen nur einen kleinen Überlappungsbe- reich. Der einzelne Wert von 42 Fühlergliedern bei einem Falter von B. notha bezieht sich auf das Exemplar mit stark asymmetrischen Fühlern (vgl. Text und Abb. 9, links).

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