Carolinea 75

Carolinea 75 (2017): 129-142, 21 Abb.; Karlsruhe, 27.12.2017 129 Zur Spinnenfauna der Halbtrockenrasen am Michaelsberg bei Bruchsal, einer nordbadischen Wärmeinsel N orbert L eist , A ndrea J onitz & T obias B utterer Kurzfassung Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erfassung der Spinnenfauna des Kaiserbergs. Dieses Naturschutz- gebiet liegt am Michaelsberg bei Bruchsal (Baden) am Rande des Kraichgaus und wurde über ein Jahr mit- tels Bodenfallen arachnologisch untersucht. Insgesamt wurden 1991 an 263 Fangtagen in 15 Fallen 1.062 adulte Spinnen gefangen und bestimmt. Ergänzt durch Handfänge konnten 126 Arten aus 24 Familien nach- gewiesen werden. Davon sind in den Roten Listen und Vorwarnlisten für Baden-Württemberg 28 Arten und für Deutschland 19 Arten aufgeführt. 11 % der Arten sind als selten bis sehr selten eingestuft. Der xerotherme Charakter des Halbtrockenrasens wird durch die hohen Anteile der Lycosidae und Gnaphosidae an Individu- en- und Artenzahlen eindrücklich belegt. Bemerkens- wert sind zudem die individuenreichen Vorkommen von Zodarion spp. (Zodariidae) und Atypus spp. (Atypidae) . Einzige dominante Art ist Zodarion italicum , dagegen ist die Zahl der subrezedenten und nur mit einzelnen Individuen gefangenen Arten hoch. Die Aktivitätsdichte war im April und Mai am höchsten, bedingt durch den Fang von Lycosiden und Thomisiden, und nahm bis November stark ab. Abstract Spiders of the dry perennial calcareous grassland at Michaelsberg near Bruchsal – a heat island in northern Baden The goal of the present study was the registration of the spider fauna in the nature reserve Kaiserberg, which is situated at Michaelsberg near Bruchsal (Baden) by the border of the Kraichgau region. In total 1.062 adult spi- ders were captured during 263 days of the year 1991 by using 15 pitfall traps. While 126 species out of 24 families have been determined, 28 of these species are part of the Red List of the federal state Baden-Württem- berg, 19 of the Red List of Germany. From the deter- mined spiders, 11 % are classified to be rare or very rare. The xerotherm character of the Mesobrometum is impressively demonstrated by a high percentage of the Lycosids and Gnaphosids. Remarkable is the large number of individuals of the genera Zodarion (Zodarii- dae) and Atypus (Atypidae). Zodarion italicum is the only dominant species and the number of species caught by few or only one specimen is considerably high. The phenology of the captures shows the highest phase of activity in April and May, presupposed by Lycosids and Thomisids, decreasing considerably until November. Autoren Prof. Dr. N orbert L eist , Brahmsstraße 25, D-76669 Bad Schönborn; E-Mail: norbert.leist@partner.kit.edu Dr. A ndrea J onitz , Falkenweg 4, D-76709 Kronau; E-Mail: andrea.jonitz@kabelbw.de T obias B utterer , Heidelsheimer Straße 31, D-76703 Kraichtal; E-Mail: biobudde@gmx.de 1 Einleitung Der Michaelsberg bei Bruchsal in Nordbaden ist nicht nur durch seine neolithischen Funde, die der Michelsberger Kultur ihren Namen gaben, sondern auch durch seine Klimagunst am Rand des Kraichgaus zur Rheinebene eine Besonder- heit. Hier befindet sich das wegen seiner wärme- liebenden Flora und Fauna überregional bekann- te Naturschutzgebiet Kaiserberg. Über die Flora des Gebiets liegt eine umfassende Beschreibung von H ölzer (1978) vor. Einen Überblick über die Fauna gibt H assler (1998) in seinem Buch „Der Michaelsberg“. Darin sind die Spinnen nur marginal behandelt. Im „Atlas der Spinnentie- re Europas“ (Arachnologische Gesellschaft e.V. 2016) sind für das entsprechende Messtischblatt lediglich 56 Arten gelistet. Die hier vorgestellten Daten beruhen auf Aufsammlungen von 1991. Sie erweitern diese Nachweisliste erheblich und stellen damit Grundlage und Anreiz für weitere Untersuchungen dar. 2 Untersuchungsgebiet Zwischen Odenwald und Schwarzwald erstreckt sich das Kraichgauer Hügelland. Der Kaiserberg direkt nördlich des Michaelsbergs bei Bruchsal ist einer der Randberge zur Oberrheinischen Tiefebene (Abb. 1). Der Obere Muschelkalk ist hier von einer Lössschicht überdeckt. Die steile Hanglage mit SW-Exposition (Abb. 2-4) bewirkt im Frühjahr einen schnellen Anstieg der Tem- peraturen und im Herbst ein langes Anhalten derselben. Zu den Halbtrockenrasen schreibt H ölzer (1978): „Der kontinentale Charakter des Mikroklimas ist im freien Gelände stark ausge-

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