Carolinea 75

136 Carolinea 75 (2017) 4.3 Gildenstruktur Basierend auf Tabelle 1 wurden alle Arten soweit möglich einer Gilde aus U etz et al. (1999) zuge- ordnet und deren Anteile berechnet (Tab. 3). An- gesichts der Fangmethode, des Fangzeitraumes und des Biotops ist die hohe Zahl der Netzbauer überraschend. Sie ist vor allem auf die kleinen Linyphiiden (inkl. Erigoninae) zurückzuführen. Ebenso ist der deutlich höhere Anteil an Individu- en tagaktiver Bodenjäger gegenüber den Nacht- aktiven bemerkenswert, während die Artenzahl der Nachtaktiven dreimal so hoch ist wie die der Tagaktiven. Bei den Lauerjägern hält sich das in etwa die Waage. 4.4 Xerothermie Ein Vergleich der Anteile der Familien Linyphii- dae, Lycosidae und Gnaphosidae am Gesamt- fang der Individuen bzw. Arten (Tab. 2) zeigt einen interessanten Zusammenhang mit dem Aspekt Xerothermie. Auf nicht-xerothermen of- fenen Wiesenstandorten beträgt der Artenanteil der Linyphiiden häufig über 50 % ( B auchhenss & S choll 1985). An xerothermen Standorten ver- ringert er sich zugunsten größerer Arten der Ly- cosidae und Gnaphosidae. An nicht-xerothermen Standorten stellen die Lycosiden 2- bis 3-mal so viele Arten wie die Gnaphosiden, an Xerotherm- standorten ist der Anteil der Gnaphosiden etwa gleich oder sogar höher. 4.5 Habitatpräferenz Zwei Drittel der individuenreichen Arten am Kai- serberg sind durch eine Habitatpräferenz für trocken-warme Standorte ausgezeichnet. Dabei stehen drei Arten von Lycosiden vier Gnaphosi- den-Arten gegenüber. Dazu kommen zwei Tho- misiden-Arten und eine große Zahl an Atypiden und Zodariiden (Tab. 4). 4.6 Aktivität im Jahresverlauf Hier lassen sich deutliche Aktivitätsmuster er- kennen (Abb. 20). Während die adulten Lycosi- den in April und Mai ihre Aktivitätsmaxima zei- gen, erstrecken sich diese bei ihren nachtaktiven Lebensraumkonkurrenten, den Gnaphosiden, von März bis August. Die adulten Hahniiden sind in ihrer Aktivität weitgehend auf März bis Mai beschränkt, während die Salticiden und Thomisi- den ein Maximum im April/Mai und danach noch- mals im Juli/August aufweisen. Die Zodariiden als Ameisenfresser folgen dem Aktivitätsrhyth- mus ihrer Beute und finden sich in überaus hoher Zahl von März bis August. Insgesamt waren am Kaiserberg 1991 die höchsten Aktivitätsdichten der Spinnen im April/Mai zu beobachten, gefolgt von einer zweiten Aktivitätsphase im Juli/August (Abb. 21). 5 Diskussion Die Artenzusammensetzung der Spinnen in den Bodenfallenfängen im NSG Kaiserberg zeigt ne- Abbildung 18. Misumena vatia, eine Veränderliche Krabbenspinne mit Hauhechel-Bläuling als Beute. Die auf Blüten lauernde Art kann ihre Körperfarbe zwi- schen Gelb und Weiß wechseln und sich so dem Un- tergrund anpassend tarnen. Abbildung 19. Zelotes longipes, diese nachtaktive Art ist für trockene und warme, schwach bewachsene Standorte charakteristisch.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=