Carolinea 75

Carolinea 75 (2017): 143-145, 2 Abb.; Karlsruhe, 27.12.2017 143 Pison koreense ( R adoszkowski , 1887), eine weitere Adventivart in Deutschland? (Hymenoptera: Crabronidae: Trypoxylonini) K onrad S chmidt Kurzfassung Über den ersten Fund von Pison koreense ( R adosz - kowski , 1887) in Europa in einem Garten in Heidelberg wird berichtet. Bestimmungsmerkmale werden aufge- führt. Der faunistische Status der Art – einmalige Ein- schleppung oder bisher übersehene Adventivart – wird diskutiert. Abstract The presence of Pison koreense ( R adoszkowski , 1887) in a garden at Heidelberg is reported. It is the first re- cord of this species in Europe. Characteristics of the species are mentioned. Its faunistic status – unique import or overlooked adventive species – is discussed. Autor Prof. Dr. K onrad S chmidt , Jahnstraße 5, D-69120 Hei- delberg Am 19.06.2017 befand sich in einer Gelbschale in unserem Vorgarten in Heidelberg-Neuenheim eine mir unbekannte Grabwespe. Das kleine schwarzeWespchen ist nur knapp 5 mm lang. Mit dem Schlüssel der Gattungen der Grabwespen Europas in B itsch & L eclercq (1993) konnte ich nicht einmal die Gattungszugehörigkeit feststel- len. Wegen der tief ausgerandeten Augen und des schwarzen Körpers tippte ich auf die Tribus Trypoxylonini. Aber die Gattung Trypoxylon hat nur eine, die Gattung Pison , zumindest bei den in Europa vorkommenden Arten, drei Cubitalzel- len (= Submarginalzellen). Bei dem vorliegenden Tier sind aber zwei Cubitalzellen vorhanden! Auf- fällig sind außerdem die dicht mit feinen, kurzen Härchen bedeckten Augen. So musste ich bei meinen Bestimmungsver- suchen auf B ohart & M enke (1976) „Sphecid wasps of the world: a generic revision“ zurück- greifen. Hier fand ich, dass es in der Gattung Pi­ son auch Arten mit nur zwei Cubitalzellen gibt, da die kleine, mittlere, gestielte Cubitalzelle fehlt. Von den 1976 etwa 150 weltweit beschrie- benen Pison- Arten stellten B ohart & M enke (1976) acht in die Untergattung Krombeiniellum R ichards mit dicht behaarten Augen, während bei den übrigen Pison -Arten die Augen kahl, selten fast kahl sind. M enke (1988, zit. n. A ntropov 1994) teilt die Gat- tung Pison nicht in Untergattungen, sondern in Arten-Gruppen ein. Danach gehört das vorlie- gende Tier zur agile -Artengruppe der Gattung Pison mit zwei Cubitalzellen und dicht behaarten Augen. Diese Artengruppe hat A ntropov (1994) revidiert und einen Bestimmungsschlüssel erar- beitet. Das Verbreitungsgebiet der 12 hier ein- geordneten Arten reicht von Zentralasien östlich bis Korea und Japan und südlich bis Indien, Sri Lanka, Indonesien und zu den Philippinen. Eine Art, P. koreense ( R adoszkowski ), wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus Korea oder Japan in die USA eingeschleppt und dort erstmals von K rom - bein (1958, zit. n. A ntropov 1994) entdeckt. Jetzt ist ein Männchen dieser Art erstmals in Eu- ropa in Heidelberg in einem Garten aufgetaucht. Da in Heidelberg von 1945 bis 2015 das amerika- nische Hauptquartier für Mitteleuropa stationiert war, sind die Vorfahren dieses Pison koreense wohl aus den USA zu uns gelangt. Ein großes ehemaliges Kasernen- und Wohnareal der Ame- rikaner in Heidelberg-Rohrbach liegt Luftlinie etwa 2,5 km südlich von unserem Garten. Für seine Larven baut P. koreense kleine, zylin- drische Lehmtöpfchen: 6-10 x 4-6 mm. Die zer- brechlichen Lehmzellen haben eine Wandstärke von durchschnittlich etwa 0,2 mm ( I wata 1976). Sie werden einzeln oder in Gruppen von bis zu 20, aber stets voneinander getrennt, an ge- schützten Stellen angeheftet, in Mauerritzen an Lehmwänden und Gebäuden, z.B. unter Dach- rinnen, aber nicht an Pflanzen. So ist eine Ver- schleppung der Nester über weite Strecken bei Materialtransporten leicht möglich. Als Larvenfutter wurden pro Zelle in Ostasien 5-7 kleine, durch einen Giftstich gelähmte Rad- netzspinnen der Gattung Araneus eingetragen ( A ntropov 1994). In den USA dienten 20-31 win- zige Spinnchen der Gattung Dictyna (Dictynidae, Kräuselspinnen) als Larvennahrung ( S heldon 1968, zit. n. A ntropov 1994). Das Ei wird an den

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