Carolinea 75

M anegold : See-Elefant „Tristan“ 149 Insel eingetroffen ( N eugebauer 1967; H oltkötter 2016 in litt.), und auch dieses Tier wurde nach seinem Herkunftsort benannt. „Tristan“ und „Ma- rion“ zählten zu den ersten Importen von See- Elefanten nach Deutschland nach dem 2. Welt- krieg. Im Zeitraum von 1956 bis 1959 trafen nicht nur in der Wilhelma See-Elefanten ein, sondern auch im Tierpark Hellabrunn in München, im Zoo Duisburg sowie in den Zoos von Frankfurt/Main und Köln (www.zootierliste.de) . „Tristan“ und „Marion“ zeugten „Isolde“, die 1965 geboren wur- de und als weltweit erste Zucht dieser Art in Ge- fangenschaft gilt ( N eugebauer 1967 ), auch wenn sie nicht älter als 18 Monate wurde ( P edersen & W endt 1979: 405 ). „Tristan“ verblutete an Bissverletzungen, die ihm im selben Becken gehaltene Artgenossen zuge- fügt hatten ( A nonymus 1970b, c). Zum Zeitpunkt seines Todes war „Tristan“ 4 m lang, wog 2,5 t und galt als ältester Südlicher See-Elefant in Gefangenschaft ( A nonymus 1970c). Tatsächlich sollen Südliche See-Elefanten in freier Wild- bahn selten älter als 14 Jahre werden ( S tewart 2014: 171). „Tristans“ Artgenosse „Charly“, gleichzeitig der letzte See-Elefant der Wilhelma, wurde allerdings 23 Jahre alt, bevor er 1996 ein- geschläfert werden musste ( S chäfer 2015). Von der Wilhelma Stuttgart an die Landes- sammlungen für Naturkunde Karlsruhe Nachdem Hauptkonservator H elmut K nipper vom Tod des See-Elefanten erfuhr, benötigte er ei- nem Zeitungsartikel zufolge eine halbe Stunde Bedenkzeit, in der er sich dafür entschied, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um „Tristan“ nach Karlsruhe zu holen ( A nonymus 1970d). Allein die Bergung des gewaltigen Tieres aus dem Rob- benbecken der Wilhelma nahm vier Stunden in Anspruch ( A nonymus 1970e), acht weitere Stun- den waren nötig, um die 400 kg schwere Haut vom Körper abzuziehen ( A nonymus 1970a). Die aufwendige Präparation der Dermoplastik durch H orst K öhler mit Unterstützung von Prä- parator P eter G ust und Oberamtsgehilfe D ieter E rb nahm neun Monate in Anspruch ( K nipper 1970b, 1971) und war immer wieder Gegenstand von Zeitungsberichten und Nachrichtenbeiträgen im Fernsehen ( K nipper in litt. 1970). „Tristan“ wur- de 1972 als „spektakulärer Mittelpunkt“ der ers- ten Sonderausstellung nach dem Wiederaufbau des Museumsgebäudes angekündigt ( A nonymus 1972) (Abb. 1). Es war von Anfang an beabsich- tigt, „Tristan“ als Schaupräparat im Südostpa- villon des Naturkundemuseums zusammen mit anderen Meerestieren auszustellen ( A nonymus 1970c, K nipper 1973: 8). Dieser Ausstellungs- raum wurde Anfang der 1990er Jahre zum „Po- larsaal“ umgestaltet und war nicht zuletzt we- gen der Dermoplastik des See-Elefanten, die hier zusammen mit dem montierten Skelett von „Tristan“ gezeigt wurde (Abb. 2), bei Museums- besuchern besonders beliebt ( B raun 2000). (Ein Foto von „Tristans“ Skelett illustriert übrigens die englischsprachige Wikipedia-Seite zu Mirounga leonina ). Seitdem aber 2014 die Ausstellung im „Polarsaal“ aufgelöst wurde, fehlt „Tristan“ ein angemessener Platz in der Schausammlung. Auch dieses Problem ist nicht neu, denn bereits Mitte der 1970er Jahre wurde im Zuge veränder- ter Ausstellungskonzepte ernsthaft überlegt, die Dermoplastik des See-Elefanten zum Verkauf anzubieten, wie ein Schriftwechsel mit der Firma A. S chlüter KG vom April 1976 belegt. Da sich das Stück aber als unverkäuflich erwies, wurden diese Pläne nicht weiter verfolgt. Abbildung 3. Seit 2016 wird die Dermoplastik von „Tris- tan“ im Ausstellungssaal „RotaryNaturräume“ gezeigt, wo er sich trotz offensichtlicher Schäden großer Be- liebtheit erfreut. – Foto: A. M anegold .

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