Carolinea 75

150 Carolinea 75 (2017) Heutiger Zustand der Dermoplastik von „Tris- tan“ und mögliche Maßnahmen zur Restau- rierung Von Anfang an wurde der Gerbungsprozess als entscheidende Phase angesehen, der das wei- tere Schicksal des Präparates bestimmen sollte, denn es war bekannt, dass bei ungenügender Entfettung die Haut nicht dauerhaft konserviert werden würde ( A nonymus 1970e). Bedauer- licherweise traten erste Risse schon wenige Jahre nach der Fertigstellung des Präparates auf ( A ngst 1976, 2016 in litt.). Begünstigt durch unzureichende klimatische Bedingungen in den Ausstellungsräumen ( K nipper 1970a) nahmen die Schäden im Laufe der Zeit zu, so dass die Kaschierung klaffender Risse mit breiten Fell- streifen, die wahrscheinlich von einer Mähnen- robbe ( Otaria byronia ) oder einem Kalifornischen Seelöwen ( Zalophus californianus ) stammten, notwendig wurde. Diese Arbeiten wurden noch von H orst K öhler durchgeführt ( A ngst 2016 in litt.). Spätestens nach dem Auszug der Dermo- plastik aus dem Polarsaal und mit ihrer Neuauf- stellung im Kassettensaal traten neue Risse auf, die den Blick auf den unterliegenden weißlichen Gipskörper frei geben (Abb. 3). Um weitere Schä- den zu vermeiden, wäre eine Unterbringung des Präparats im Depot geboten, doch platzt dieses wie „Tristan“ aus allen Nähten. Die Restaurierung des See-Elefanten ist nach dem aktuellen Gutachten eines erfahrenen Prä- parators durchaus möglich. Ähnliche Restaurie- rungsmaßnahmen wurden z.B. erfolgreich bei der Restaurierung des Quaggas ( Equus quag­ ga quagga ) am Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt/Main durchgeführt. Die Haut dieses Tieres wurde mit vergleichbaren Methoden ge- gerbt und auf einen Gipskörper aufgezogen wie es mit der Haut von „Tristan“ der Fall war. Auch wies das Quagga erhebliche Risse auf, nachdem es über Jahrzehnte Temperatur- und Luftfeuch- tigkeitsschwankungen ausgesetzt gewesen war ( B ecker 2001). Diese Schäden wurden unter Ver- wendung reversibler Materialien behoben, wobei Fehlstellen mit farblich abgestimmtem und an die Oberflächenstruktur des Originalfelles ange- passtem Spezialwachs kaschiert wurden. Auf die Verwendung von Fellstreifen anderer Arten zur Ausbesserung wurde in diesem Fall bewusst ver- zichtet ( B ecker 2001). Nach erfolgter Restaurierung müsste „Tristan“ unbedingt unter möglichst konstanten Klimabe- dingungen untergebracht werden, um erneute Schäden zu vermeiden. Aktuell sind solche Be- dingungen in den Ausstellungs- und Depoträu- men leider nicht gegeben. Eine teilklimatisierte Vitrine könnte den notwendigen Schutz für ein restauriertes Präparat gewährleisten, sobald dafür ein geeigneter Standort in der Schau­ sammlung gefunden wäre. Bis dahin kann es noch ein weiter Weg sein, aber es zeichnet sich zumindest ab, dass die nächste Etappe von „Tristan“ der Umzug in ein neues Depot sein könnte, wo ausreichend Platz und geeig- nete Klimabedingungen gegeben sind, so dass dann mit der Restaurierung begonnen werden könnte. Dank Für vielfältige Hinweise über See-Elefanten in der Wilhelma und in Schaumuseen danke ich R. A ngst (Karlsruhe), M. H oltkötter (Wilhelma Stuttgart) und M. T roxler (Naturhistorisches Museum Burgergemeinde Bern). Literatur A nonymus (1970a): Esslinger gerbte Tristans Fell – Der beliebte und bekannte See-Elefant der Wilhelma wird Museumsstück. – Esslinger Zeitung 102 (46), 25.2.1970. A nonymus (1970b): Die Wilhelma trauert um ihren Star Tristan – Er war übermenschliches Unikum – Die beliebte Symbolfigur, der See-Elefanten-Opa ist ge- storben – Mit 17 Jahren der älteste in Europa. – Can- statter Zeitung 148 (28), 4.2.1970. A nonymus (1970c):Wilhelmas Lieblingskind nach Karls- ruhe – der wuchtige See-Elefant wird präpariert/ Später ins Naturkundemuseum. – Badische Neueste Nachrichten 25 (32): 7, 9.2.1970. A nonymus (1970d): Die KNITZ-Reportage – Guter al- ter Tristan im Netzhemd. – Stuttgarter Nachrichten 68 (29), 21.3.1970. A nonymus (1970e): Wilhelmas Lieblingskind nach Karlsruhe – Der wuchtige See-Elefant wird präpa- riert / Später ins Naturkundemuseum. – Badische Neueste Nachrichten 25 (35): 17, 12.2.1970. A nonymus (1972): Vergangenheit und Gegenwart wer- den attraktiv dargestellt. Landessammlungen für Naturkunde Ende 1973 fertig ausgebaut. – Badische Neueste Nachrichten 27 (300/1): 18, 23.12.1972. B ecker , U. (2001): Die Geschichte des Frankfurter Quaggas mit besonderer Berücksichtigung der letz- ten Restaurierung. – Natur und Museum 131 (12): 440-447. B raun , M. (2000): Die Schausammlungen im Naturkun- demuseum Karlsruhe. – Carolinea 58 : 25-32. H ofmeyr , G. J. G. (2015): Mirounga leonina . – The IUCN Red List of Threatened Species 2015: eT13583 A45227247. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.20 15-4.RLTS.T13583A45227247.en .

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