Carolinea 75

S chweitzer et al. : Neues Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ 159 Zwei in der zentralen westlichen Gebietshälfte des Erdzwischenlagers gelegene Flächen ge- hören zur Ruderalvegetation trockenwarmer Standorte. Die Bestände sind recht lückig und mäßig artenreich. Typische Arten sind unter an- derem Färber-Resede ( Reseda luteola ), Färber- Hundskamille ( Anthemis tinctoria ), Wilde Möhre ( Daucus carota ), Huflattich ( Tussilago farfara ), Weißer Steinklee ( Melilotus alba ), Gewöhnliches Bitterkraut ( Picris hieracioides ) und Gewöhnliche Eberwurz ( Carlina vulgaris , Abb. 4). Neophyten sind nur in geringem Umfang an der Bestandsbildung beteiligt. Ruderalfluren frischer bis feuchter Standorte besiedeln große Flächen- anteile in der Grube und prägen vor allem in der südlichen Gebietshälfte den Gesamtaspekt. Der Deckungsgrad liegt bei mindestens 50 %, der Neophytenanteil ist gering. Grasreiche Ru- deralfluren sind vor allem im Norden und in den östlichen Randbereichen des Grubengeländes großflächig vertreten. Die Bestände sind meist vergleichsweise dicht, der Neophytenanteil kann mehr als 50 % betragen. Die vorherrschende Grasart ist meist das Land-Reitgras ( Calama­ grostis epigejos ), weitere am Bestandsaufbau beteiligte Arten sind unter anderem Wilde Möhre ( Daucus carota ), Gewöhnliches Bitterkraut ( Pi­ cris hieracioides ) und Gewöhnliche Eberwurz ( Carlina vulgaris ). An das ehemalige Erdzwischenlager schließen sich im Norden und Westen verschiedene Wie- sentypen an. Die artenarmen bis mäßig arten- reichen Fettwiesen mittlerer Standorte nehmen mit etwa einem Drittel einen vergleichsweise hohen Flächenanteil ein. Kennzeichnende Pflanzenarten sind Wiesenkerbel ( Anthriscus sylvestris ), Glatthafer ( Arrhenatherum elatius ), Wiesen-Schaumkraut ( Cardamine pratensis ), Wiesen-Pippau ( Crepis biennis ), Weißes Wie- senlabkraut ( Galium album ), Wolliges Honiggras ( Holcus lanatus ), Scharfer Hahnenfuß ( Ranuncu­ lus acris ) sowie Einzelvorkommen der Wiesensil- ge ( Silaum silaus ) nordwestlich des Trinkweihers. Diese Wiesen werden zweimal im Jahr gemäht und dienen ebenso wie die Nasswiesen als wich- tiger Sommerlebensraum für die Amphibien. Daneben werden sie von zahlreichen Heuschre- cken, Schmetterlingen, Wildbienen und Vögeln als wichtigen Nahrungslebensraum aufgesucht. Die zwei Wiesenstreifen vom Trinkweiher und vom Erdzwischenlager zum Trinkwald wurden als wichtiger Wanderkorridor zwischen Laichge- wässer, Sommerlebensraum und Winterquartier in das Schutzgebiet integriert. Nasswiesen basenreicher Standorte liegen vor allem im Norden und Nordwesten des Gebiets in der Senke des kleinen Talabschnitts entlang eines periodisch wasserführenden grabenartigen Wiesenbachs, der im Trinkwald westlich des Ge- biets entspringt. Charakteristische Arten sind Sumpf-Segge ( Carex acutiformis ), Kamm-Segge ( Carex disticha ), Flatter-Binse ( Juncus effusus ), Kohldistel ( Cirsium oleraceum ), Sumpf-Horn­ klee ( Lotus uliginosus ), Sumpf-Vergissmeinnicht ( Myosotis scorpioides ), Blut-Weiderich ( Lythrum salicaria ) und Großer Wiesenknopf ( Sanguisor­ ba officinalis ). Diese extrem nassen Teile des Grünlands sind essentielle Habitate für Heu- schreckenarten und Käfer. Nur kleinflächig werden die Grünlandflächen im Schutzgebiet von wenigen Äckern unterbrochen. Meist handelt es sich um Ackerflächen mit frag- mentarischer Wildkrautvegetation. Die Ackerbe- gleitflora besteht beispielsweise aus Rauhaa- rigem Fuchsschwanz ( Amaranthus retroflexus ), Gewöhnlicher Hühnerhirse ( Echinochloa crus- galli ), Persischem Ehrenpreis ( Veronica persica ), Gewöhnlichem Vogelknöterich ( Polygonum avi­ culare ) und Geruchloser Kamille ( Tripleurosper­ mum perforatum ). Am West-, Nord- und Ostrand des Erdzwischen- lagers sowie nördlich und im direkten Umfeld des Trinkweihers befinden sich Gebüsche, Feldhecken und Feldgehölze (Schlehen-Ligus­ ter-Gebüsch mittlerer Standorte, Grauweiden- Feuchtgebüsch). Die Bestände setzen sich aus Hainbuche ( Carpinus betulus ), Gewöhnlicher Esche ( Fraxinus excelsior ), Feld-Ahorn ( Acer campestre ), Berg-Ahorn ( Acer pseudoplatanus ), Abbildung 4. Die Gewöhnliche Eberwurz oder Gold­ distel ( Carlina vulgaris ). – Foto: NATUR-Bildarchiv Hafner.

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