Carolinea 75

S chweitzer et al. : Neues Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ 161 Versteck. Vor allem die juvenilen Zauneidechsen findet man an der sonnenbeschienenen Steil- wand des Erdzwischenlagers beim Sonnenbad und Nahrungserwerb. Die adulten Tiere jagen bevorzugt in der lichteren Ruderalvegetation und nutzen den Fuß der Steilwand mit Lockergestein zur Eiablage. Aber auch die trockenen Wiesen im Norden des Gebiets werden zum Beuteerwerb aufgesucht. Insgesamt kommen acht Amphibienarten im Gebiet vor ( GÖG 2014; Z immermann 2012/2013). Neben den auf der baden-württembergischen Vorwarnliste aufgeführten Arten Erdkröte ( Bufo bufo ) und Grasfrosch ( Rana temporaria ), leben auch die streng geschützten Lurche Spring- frosch ( Rana dalmatina ), Gelbbauchunke ( Bom­ bina variegata , Abb 7) und Kammmolch ( Triturus cristatus ) im Naturschutzgebiet. Der Springfrosch gilt nach der Roten Liste Ba- den-Württembergs als „gefährdet“ ( L aufer 1999) und wird im Anhang IV der FFH-Richtlinie ge- führt ( LUBW 2010b). Er ist eine thermophile Art mit Hauptverbreitung im südlichen bzw. südöst- lichen Europa. Innerhalb Deutschlands liegt der Verbreitungsschwerpunkt in Süddeutschland. In Baden-Württemberg kommt der Springfrosch le- diglich in den wärmebegünstigten Regionen der Oberrheinebene, des Kraichgaus bis ins Neckar­ becken sowie im westlichen Bodenseegebiet vor. Der Springfrosch nutzt nur das größere Stillge- wässer mit Ufervegetation im Südwesten des Gebiets und den Trinkweiher im Nordosten als Fortpflanzungsstätte. Absolut einzigartig im Gebiet ist das Vorkommen der Gelbbauchunke ( Bombina variegata ) mit großem Bestand. Zur Reproduktion sucht diese Art vor allem die voll besonnten, vegetations- freien oder -armen, temporären, flachen Gewäs- ser im Bereich des Erdzwischenlagers (Abb. 8) und entlang der Gräben auf. Diese temporären Kleinstgewässer zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich schnell und stark erwärmen sowie arm an Konkurrenten und Prädatoren sind. Die Laichgewässer müssen relativ engräumig mit geeigneten Feucht- und Trockenlebensräumen verzahnt sein, d.h. staufeuchte Böden und geeig- nete Landlebensräume wie Offenland in Waldnä- he oder Hochstaudenfluren müssen ebenso vor- handen und erreichbar sein wie ein dynamischer Zustand im Lebensraum, welcher Rohboden- standorte neu entstehen lässt und eine aufkom- mende Verbuschung verhindert. All dies findet die Art im NSG „Ziegelhäule“. Ursprüngliche Le- bensräume der Gelbbauchunke in Deutschland fanden sich in natürlichen Bach- und Flussauen. Dort wurden im Zuge der Auendynamik entstan- dene temporäre Gewässer zur Reproduktion genutzt. Ursprüngliche Laichgewässer der Art sind auch Quell- und Felstümpel, Bachkolke und Wildtiersuhlen.Während Gelbbauchunken z.B. in der Schweiz oder in Frankreich auch heutzuta- ge noch vereinzelt in Primärhabitaten (naturna- hen voralpinen Flüssen und Auenlandschaften) nachgewiesen werden, ist die Art in Deutschland heute fast vollständig in Sekundärhabitate zu- rückgedrängt worden. Bei diesen Sekundärhabi- taten handelt es sich sehr häufig um Abbaugru- ben, militärische Übungsplätze oder Viehweiden, in denen die essentielle natürliche Dynamik durch menschliche Tätigkeiten oder Weidetiere aufrechterhalten wird. Die Gelbbauchunke wird zwischenzeitlich in der nationalen Roten Liste Abbildung 7. Die Gelbbauchunke ( Bombina variegata ) besticht durch ihre auffällige Bauchzeichnung. – Foto: P. Z immermann . Abbildung 8. Die Gelbbauchunke ( Bombina variegata ) bevorzugt vegetationsfreie Kleingewässer. – Foto: P. Z immermann .

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