Carolinea 75

162 Carolinea 75 (2017) Deutschlands in der Kategorie 2 als „stark ge- fährdet“ gelistet ( L aufer 1999). Während sie als ausgestorben in Sachsen und Sachsen-Anhalt gilt, ist sie gleich in drei Bundesländern „vom Aussterben bedroht“. Großflächig hat sich seit Anfang des vorigen Jahrhunderts ihr ehemals geschlossenes Areal am Nordrand mehr und mehr in kleine isolierte Restpopulationen auf- gelöst. Während Arealeinbußen bundesweit zu verzeichnen sind, werden diese an den Areal­ rändern besonders deutlich. Die Ursachen für die rapiden Bestandsrückgänge sind bei der Gelbbauchunke gut bekannt. ImWesentlichen ist der entscheidende Faktor der großflächige Ver- lust an geeigneten Laichgewässern durch Aus- trocknung, Verfüllung, Verlandung oder Beschat- tung in Folge einer veränderten Landnutzung. Eine Aufgabe des Abbaus in Abgrabungsflächen und die anschließende Verfüllung haben vielfach zum Verlust ihrer Lebensräume geführt. Unter den Schwanzlurchen ist der streng geschützte und stark gefährdete Kammmolch ( Triturus cri­ status ) bemerkenswert. In der Ziegelhäule wurden 16 Libellenarten ge- funden ( GÖG 2014, Z immermann 2012/2013). Alle Arten sind nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Zwei davon werden in der Roten Liste geführt: Die Südliche Binsenjungfer ( Lestes barbarus ) ist in den Roten Listen so- wohl bundes- als auch landesweit als „stark ge- fährdet“ eingestuft ( H unger & S chiel 2006). Die äußerst seltene Art wird in Baden-Württemberg zudem im Artenschutzprogramm des Landes aufgeführt. Diese zierliche Kleinlibelle erreicht eine Flügelspannweite von 4,5 bis 5 Zentime- tern. Der Körper ist dunkel metallisch-braun. Als artspezifisch besonderes Erkennungszeichen gelten die zweifarbigen, außen weißlichen und innen braunen Flügelmale. Die Tiere leben an stehenden Gewässerufern mit viel Vegetation und sumpfigen, stark verwachsenen Kleinge- wässern, die vor allem von Binsen dominiert sind. Die Südliche Binsenjungfer fliegt von Juni bis September und gilt in Mitteleuropa, wo sie als sporadische Wanderart vorkommt, als stark ge- fährdet. Schwerpunktmäßig ist sie in Südeuropa verbreitet ( S ternberg & B uchwald 1999). Der Südliche Blaupfeil ( Orthetrum brunneum , Abb. 9) ist bundesweit als „gefährdet“ einge- stuft. Er ist als mediterrane Art vor allem in Süd- deutschland anzutreffen. Der Südliche Blaupfeil ist ein Pionierbesiedler von temporären, som- merwarmen Flachgewässern. Diese sind häu- fig recht vegetationsarm und kiesig bis sandig. Besiedelt werden Kiesgrubengewässer, Gräben, Bäche, Schlenken und Quellbereiche. In der Zie- gelhäule werden die kleinen vegetationsarmen Teiche als Eiablageplätze bevorzugt. Von den 68 in Baden-Württemberg und 40 im Enzkreis nachgewiesenen Heuschreckenarten kommen 19 Arten in der Ziegelhäule vor ( GÖG 2014, Z immermann 2012/2013, Z immermann et al. 2013), davon fünf Arten der Roten Liste. Be- sonders hervorzuheben ist das Vorkommen der Blauflügeligen Ödlandschrecke ( Oedipoda cae­ rulescens , Abb. 10). Sie ist in der Roten Liste Baden-Württembergs als „gefährdet“ eingestuft ( D etzel 1998), ebenso wie im Naturraum “Kraich- gau / Neckarbecken“. Nach dem BNatSchG ist die Art besonders geschützt. Ihre größten Vor- Abbildung 9. Der bundesweit gefährdete Südliche Blaupfeil ( Orthetrum brunneum ) findet sich an den Ge- wässern des NSG. – Foto: P. Z immermann . Abbildung 10. Die besonders geschützte Blauflügelige Ödlandschrecke ( Oedipoda caerulescens ) nutzt im Ge- biet Rohböden mit ausdauernder Ruderalvegetation trockenwarmer Standorte. – Foto: P. Z immermann .

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