Carolinea 75

S chweitzer et al. : Neues Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ 163 kommen liegen entlang der Rheinebene. Sie bevorzugt warme, offene und karge Biotope wie z.B. Kies- und Sandgruben. Im Gebiet nutzt sie Rohböden mit ausdauernder Ruderalvegetation trockenwarmer Standorte. Die Sumpfschrecke ( Stethophyma grossum ) ist in Baden-Württemberg „stark gefährdet“. Als Le- bensraum bevorzugt sie feuchte Grünlandstand- orte, wie Seggenriede und vor allem Nasswiesen. Durch Trockenlegung und Intensivierung von Feuchtlebensräumen ist die ehemals verbreitete Art heute sehr selten geworden. Auffällig sind die Laute der Sumpfschrecke: Sie zirpt nicht, son- dern erzeugt Laute, die wie ein Knipsen klingen. Eine weitere gefährdete Art ist die Feldgrille ( Gryllus campestris ). Diese früher häufig auftre- tende Heuschrecke steht mittlerweile landesweit auf der Vorwarnliste. Von den zahlreichen Arten der Schmetterlinge sind für das Gebiet drei besonders erwähnens- wert: Aus der Gruppe der Blutströpfchen wurde das Hufeisenklee-Widderchen ( Zygaena trans­ alpina ) festgestellt ( T reiber 2012). Es ist nach BNatSchG besonders geschützt und steht in Baden-Württemberg und im Naturraum als „ge- fährdet“ auf der Roten Liste ( E bert et al. 2005). In Deutschland steht die Art auf der Vorwarnliste (Bundesamt für Naturschutz 2009). Besonders bedeutsam ist der Große Feuerfalter ( Lycaena dispar , Abb. 11). Er wird bundes-, lan- desweit sowie für den Naturraum als „gefährdet“ eingestuft. Unter der FFH-Richtlinie wird er im Anhang II und IV geführt. Seinen baden-würt­ tembergischen Verbreitungsschwerpunkt besitzt der Große Feuerfalter in der Oberrheinebene, zeigt aber eine Ausbreitungstendenz in Richtung Kraichgau und Neckarbecken. Es werden Bra- chestadien sowie feuchte Wiesen, Gräben und Wegränder besiedelt. Als Nahrung für die Rau- pen sind Ampferarten wichtig, diese kommen im Gebiet vor. Trotz relativ hoher Anpassungsfähig- keit ist der Große Feuerfalter durch Lebensraum- verlust bestehenden Grünlands, insbesondere durch Düngung und häufige Mahd in Baden- Württemberg gefährdet. Als Anhang II-Art der FFH-Richtlinie müssen für seinen Erhalt Schutz- gebiete ausgewiesen werden. Im Gebiet findet die Art vor allem entlang der Gräben geeignete Raupenfutterpflanzen. Eine weitere wertgebende Art ist die Spanische Flagge ( Callimorpha quadripunctaria ). Sie zählt zu den tag- und dämmerungsaktiven Nachtfal- tern. Zur wichtigsten Nahrungspflanze der Falter zählt der Wasserdost ( Eupatorium cannabinum ), welcher in dem Erdzwischenlager wächst. Die Spanische Flagge ist im Anhang II der FFH- Richtlinie als prioritäre Art geführt, also eine Art, für deren Erhalt die europäischen Länder eine „besondere Verantwortung“ tragen, da sie ent- weder stark bedroht oder in ihrer weltweiten Ver- breitung auf Europa beschränkt ist. Im Gebiet konnten insgesamt 73 Laufkäferarten nachgewiesen werden ( GÖG 2014, K öberle 2013). Davon gilt eine Art als vom Aussterben bedroht und vier Arten sind als stark gefährdet bzw. gefährdet eingestuft ( T rautner 2006). Der vom Aussterben bedrohte und streng geschützte Deutsche Sandlaufkäfer ( Cylindera germanica ) trat bislang nur sporadisch im Naturschutzgebiet auf und konnte bei der im Jahr 2014 durchge- Abbildung 11. Der Große Feuerfalter ( Lycaena dispar ). – Foto: P. Z immermann . Abbildung 12. Den Berg-Sandlaufkäfer ( Cicindela silvi­ cola ) findet man in den trockenen Bereichen des Erd- zwischenlagers. – Foto: P. Z immermann .

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