Carolinea 75

164 Carolinea 75 (2017) führten Kartierung nicht erfasst werden. Der rund 7-11 Millimeter große Deutsche Sandlaufkäfer zählt zu den kleinsten heimischen Sandlaufkä- fern. Sein Körper ist von schlanker Gestalt. Die Deckflügel sind meist mattgrün, gelegentlich blaugrün bis kupfern glänzend oder schwarz. Die flugfähigen Käfer treten von Mai bis September auf, bewegen sich im Gegensatz zu anderen Sandlaufkäfern aber vorwiegend laufend fort. Die Fortpflanzung findet im Sommer und Frühherbst statt. Die Überwinterung erfolgt meist als Larve, manchmal auch als Imago. Die Eier legen die Käferweibchen in kleine Bodenlöcher ab. Jede Larve gräbt sich eine eigene Wohnröhre, in der sie ihrer Beute, vor allem Ameisen, auflauert. Nach zwei Jahren verpuppen sich die Larven und verlassen im folgenden Frühjahr als Käfer ihr Versteck im Boden. Da der Deutsche Sandlauf- käfer offene Störstellen auf wechselfeuchten bis -trockenen, lehmig-schluffigen und kalkhaltigen Böden benötigt, tritt er nur in der Pionierphase von Lehmgruben auf. In der Ziegelhäule besie- delte er sonnenbeschienene, vegetationsarme Steilwände und deren nahezu unbewachsenen Böschungsfuß. Der stark gefährdete Walzenförmige Schnellläu- fer ( Harpalus subcylindricus ) ist eine wärmelie- bende Käferart, die trockene Lebensräume wie Magerrasen auf Sand, Löss oder Muschelkalk besiedelt. Im Gebiet wurde er, ebenso wie die zwei gefährdeten Laufkäferarten Berg-Sandlauf- käfer ( Cicindela silvicola , Abb. 12) und Zweifar- biger Haarschnellläufer ( Ophonus rupicola ), die ähnliche Ansprüche haben, nur im trockenen Be- reich des Erdzwischenlagers erfasst. Nur der ebenfalls gefährdete Dunkle Bunt- schnellläufer ( Acupalpus exiguus ) lebt auf nassem, lehmigem Untergrund mit dichter Pflanzendecke am Gewässerufer der Erdzwi- schenlager-Stillgewässer. Unter den 71 Stechimmen-Arten wurden 48Wild- bienen-, 12 Grabwespen, acht Faltenwespen-, zwei Wegwespen- sowie eine Goldwespenart nachgewiesen ( GÖG 2014). Fünf Wildbienen- arten gelten in Baden-Württemberg als gefähr- det. Fünf weitere sowie eine Grabwespenart wer- den in der Vorwarnliste geführt ( W estrich 1989). Herausragend ist die hohe Anzahl an Wildbie- nenarten. Besonders erwähnenswert sind die fünf gefährdeten Arten, die allesamt trockene, warme, krautreiche Habitate mit Ruderalvegeta- tion bevorzugen. Sandbienen (Gattung Nomada ) wie die Gelbbraunfühler-Sandbiene ( Andrena fulvicornis ) und die Wespenbiene ( Nomada di­ stinguenda ) sind typische Einzelgänger, soge- nannte Solitärbienen. Ein Weibchen gräbt ein- zeln eine Niströhre mit unterschiedlich vielen Nistkammern, trägt Pollen ein, legt ein Ei dazu und verschließt die Nistkammer und anschlie- ßend den Nistgang an der Erdoberfläche. Sie zählen zu den vielen im Boden nistenden Bie- nenarten (> 50 % der 500 in Deutschland le- benden Wildbienenarten) und sind daher sehr empfindlich gegen zu hohe Trittbelastung. Die Weißfleckige Wollbiene ( Anthidium punctatum ) polstert ihr Erdnest mit den weichen, wolligen Haaren von Pflanzen aus. So schabt sie bei- spielsweise die Pflanzenhaare von Königskerzen ab und verarbeitet sie zusammen mit Speichel zu einem Brutzellen-Gebilde, das an einen Wat- tebausch erinnert. Einige Wildbienen verwenden zum Nisten ausschließlich abgebrochene oder abgeschnittene, markhaltige, dürre Zweige bzw. Stengel von Brombeeren, Himbeeren, Heckenro- sen, Königskerzen, Disteln, Kletten oder Beifuß. In das weiche Pflanzenmark nagen sie einen Gang für das Nest. Die Bruchstelle ermöglicht den Bienen den Zugang. Nur die verhältnismäßig große Dreizahn-Stängelbiene ( Osmia tridentata ) ist in der Lage, seitlich ein Loch in die verholzte Stengelwand zu nagen. Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ( Megachile pilidens ) fertigt ihre Brutzellen aus Stücken von Pflanzenblättern, welche mit Speichel zusam- mengeklebt werden. Zur Nestanlage sucht das Weibchen zuvor nach geeigneten Stellen unter Steinen oder vorhandenen Hohlräumen im Bo- den. Die Weibchen sind hinsichtlich der Nah- rungsquellen nicht spezialisiert und können ver- schiedene Pflanzenarten wie z. B. Gewöhnlichen Hornklee, Feld-Mannstreu oder Gewöhnlichen Natterkopf als Pollen- und Nektarquelle nutzen. Die Pollen werden mittels einer Bauchbürste transportiert (Bauchsammler). 3 Vielfalt, Einzigartigkeit, Repräsentanz Im relativ kleinflächigen Naturschutzgebiet „Zie- gelhäule“ konnten fast 400 Tier- und Pflanzen- arten nachgewiesen werden, darunter unter anderem 168 Arten aus der Gruppe der Gefäß- pflanzen, 30 Vogel-, drei Reptilien-, acht Amphi- bien-, 19 Heuschrecken-, 15 Libellen-, 73 Lauf- käfer- und 71 Stechimmenarten. Diese und viele andere Arten besiedeln 20 verschiedene Haupt- biotoptypen, von denen sechs auf der Roten Li- ste stehen, vier Biotoptypen wurden in Baden- Württemberg mit „gefährdet“ oder sogar „stark

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