Carolinea 75

S chweitzer et al. : Neues Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ 165 gefährdet“ eingestuft. Das Gebiet zeigt für ein Sekundärbiotop mit angrenzenden Wiesen eine reiche Vielfalt an Lebensräumen und Arten auf. Im weiteren Umkreis ist eine derartige Zusam- mensetzung aus den Biotoptypen, der Flora und der Fauna nicht bekannt. Das Erdzwischenlager selbst ist ein aus Menschenhand entstandenes Sekundärbiotop, welches vielfältige Standort­ extreme mit trockenen und feuchten Bereichen, sonnigen und schattigen Plätzen sowie Tüm- pel unterschiedlichster Wassertiefen (Abb. 13) und Nassbereiche mit Schilfröhrichten aufweist. Auch die umgebenden Grünlandtypen zeigen ein breites Standortspektrum von nass bis trocken. Neben einem viel genutzten Sommerlebens- raum sind dies wichtige Wanderkorridore für Ar- ten mit unterschiedlichen Sommer- und Winter- quartieren. Die Einzigartigkeit bezüglich der näheren Um- gebung zeichnet sich vor allem durch das be- deutende Vorkommen der Gelbbauchunke aus, die sowohl im Erdzwischenlager als auch in den Gräben ihren Lebensraum hat. Einzigartig ist auch das Vorkommen des vom Aussterben be- drohten Deutschen Sandlaufkäfers und des stark gefährdeten Walzenförmigen Schnellläufers, die beide offene und trockene Ruderalflächen sowie die Steilwände besiedeln. Das ehemalige Erdzwischenlager repräsentiert somit eine typische arten- und strukturreiche Entnahmestelle nach Nutzungsaufgabe des Menschen mit Rohböden, Ruderalflächen und Abbruchkanten. Diese Lebensräume waren frü- her in Stromtälern entlang größerer Flüsse weit verbreitet. Durch deren Begradigung und Ein- dämmung sind alle Pionierarten auf sogenannte Sekundärbiotope wie beispielsweise die Ziegel- häule inklusive der sie vernetzenden Wiesenkor- ridore angewiesen. 4 Schutzbedürftigkeit Der Bereich des ehemaligen Erdzwischenla- gers wurde nach der Nutzungsaufgabe sich selbst überlassen. Eine forstwirtschaftliche oder jagdliche Nutzung erfolgte nicht. Das Gelände ist durch hohe Lehmwälle und das kleinflächig wechselnde Relief für Spaziergänger kaum zu- Abbildung 13. Flache Kleingewässer als Laichplatz für die Gelbbauchunke. – Foto: NATUR-Bildarchiv Hafner.

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