Carolinea 75

Carolinea 75 (2017): 185-189, 4 Abb.; Karlsruhe, 27.12.2017 185 Dr. U lrich F ranke *12. Januar 1943 – † 23. März 2017 Viel zu früh, im Alter von 74 Jahren, verstarb im März der frühere Mitarbeiter des Staatlichen Mu- seums für Naturkunde Karlsruhe, der Zoologe Dr. U lrich F ranke . U lrich F ranke kam am 12. Januar 1943 als letztes von vier Kindern in Sprottau in Schlesien zur Welt. Sein Vater war Stadtinspektor, die Mut- ter erhielt nach dem Besuch des Lyzeums eine hauswirtschaftliche Ausbildung und führte bis zur Heirat den Haushalt der Eltern. 1945 befand sich der Vater nach Kriegsdienst an der Westfront in amerikanischer Gefangenschaft, die Familie konnte mit dem letzten Zug Sprottau verlassen und landete nach langer Odyssee in Leipzig, wo sie sieben Wochen lang im Bayerischen Bahn- hof in einem Viehwaggon hausen musste. Dort erkrankte der zweijährige U lrich an Diphterie, die er zwar glücklicherweise überlebte, aber von der er eine Schädigung des Herzens zurückbe- hielt, die ihm zeitlebens zu schaffen machte und letztlich auch zu seinem Tod führte. Die Fami- lie blieb in Leipzig, wo der Vater eine Stelle im evangelischen Kirchensteueramt erhielt. In der 4. Klasse erfuhr U lrich , dass er nicht auf die Ober- schule durfte, weil sein Vater kein Arbeiter war. Das bestärkte die Eltern in ihrem Entschluss, die DDR zu verlassen. 1955 begann eine neuerliche Fluchtodyssee, die für den Zwölfjährigen sehr belastend war, weil er seinen besten Freund zu- rücklassen musste und niemandem die Flucht- pläne verraten durfte. In Westdeutschland wurde er in Waldshut in die erste Klasse des Gymnasiums eingeschult, spä- ter, als die Familie zunächst in Überlingen am Ried (heute ein Stadtteil von Singen) und ab 1961 in Radolfzell eine Bleibe fand, erfolgte der Wech- sel ans Gymnasium in Singen, wo er 1965 auch das Abitur ablegte. In Radolfzell lernte U lrich F ranke 1969 auch seine Frau, die Buchhändlerin L inda K usch , kennen, mit der ihn neben anderen gemeinsamen Interessen lebenslang die Liebe zu Büchern verband. 1970 heirateten die bei- den, 1971 wurde Sohn T horwald geboren, 1981 A rnold . Beide studierten später Informatik. Ur- laubsreisen und Ausflüge mit der Familie führten meistens zu Zielen, die U lrich F ranke aufgrund seiner Begeisterung für die Natur auswählte, so z.B. Moore, Schluchten, Bergwiesen in den Al- pen, Wattenmeer, Schutzgebiete an der Ostsee, aber auch Botanische Gärten und Museen. Frau und Kinder empfanden diese Erlebnisse stets als sehr bereichernd und lernten mit der Zeit, Na- turphänomene zu erkennen und Insekten und Pflanzen mehr Beachtung zu schenken. Nach dem Abitur schrieb sich U lrich F ranke auf Wunsch des Vaters zunächst an der Pädago- gischen Hochschule Reutlingen ein, um Lehrer zu werden, merkte aber schon während des ers­ ten Semesters, dass dies nicht der richtige Weg für ihn war. Ihn zog es zum Studium der Biolo- gie, das er dann in Freiburg beginnen durfte und 1971 mit den Schwerpunkten Limnologie, Zoolo- gie, Pflanzenphysiologie und organische Chemie sowie einer Diplomarbeit über die Wasserqualität eines verunreinigten Gebirgsbaches abschloss. Mit der anschließenden Dissertation über die Abbildung 1. Dr. U lrich F ranke (2011). – Foto: privat.

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