Carolinea 75

Nachruf 199 Orchidee, die eine Nutzung in oraler Beziehung zulässt.“ – „Ein Weidenröschen aus den Alpen kann beim besten Willen nicht mit einem peru- anischen Artgenossen in Kontakt treten, so leid einem das tut.“ – „Eine Würgfeige kann nicht von einer anderen erwürgt werden, obschon das nicht mehr als gerecht wäre ... – Ficus elastica (Gummibaum) ist keine Würgfeige, sonst müsste man zu Hause noch Angst haben.“ Seine Forschungsarbeiten führte G erhard L ang mit bewundernswerter Energie und Akribie durch. Diese Akribie setzte sich in der gerade- zu penibel sorgfältigen Darstellungsweise der Ergebnisse fort, insbesondere in den Grafiken und Karten. Da die Mittel zum Farbdruck fehlten, wurden die Informationen (seien es Pflanzenge- sellschaften, Höhenschichten oder geologische Gegebenheiten) durch Schwarzweißraster und -schraffuren vermittelt, die im Original ein Puz- zle aus ausgeschnittenen Klebefolien darstell- ten. Sie waren so perfekt, dass die Grafiken den Botanikstudenten fortgeschrittenen Semesters an der Uni Freiburg als leuchtendes Beispiel vor- gestellt wurden. Die Vermittlung von Flora und Vegetation gingen Hand in Hand mit der Darstel- lung von Ökologie, Vegetationsgeschichte und Stratigraphie, wie beispielhaft in seiner Monogra- phie über die Vegetation des Bodenseegebietes vorgeführt. Die Prägnanz in Darstellung und Vermittlung äußerte sich auch im Schriftverkehr, der im wahrsten Sinne desWortes so weit wie möglich per Handschrift erfolgte: Eine Handschrift, die Disziplin belegte und keine Ausrutscher zeigte, klein und genau, und so passte eine Unmenge Information auf eine Postkarte. Disziplin und Pflichtbewusstsein forderte er auch von sei- nen Schülern: Ein schlankes Leben hatten die Hilfskartierer am Bodensee nicht, und finanzi- ell war es kein Geschäft für sie, musste doch ein Zimmer gemietet werden; dafür bekamen sie aber auch eine Gegenleistung. Oft genug war die reale Vegetation mit dem Kartiersche- ma nicht zu vereinbaren, und man lernte rasch, Abbildung 5. G erhard L ang an seinem 85. Geburtstag in Biberach an der Riß mit seiner ehemaligen „Berner Mann- schaft“ (rechts von ihm): J aqueline van L eeuwen , mit dem Fotoapparat B rigitta A mmann , P im van der K naap und L ucia W ick . Links stehen: S. S chloss und M anfred R ösch . – Foto: H. I lert .

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