Carolinea 75

200 Carolinea 75 (2017) die Situation zu analysieren und pragmatisch zu denken. Wer nun ob der Akribie seiner Untersuchungen und Darstellungen angenommen haben mochte, G erhard L ang sei ein Perfektionist auch in seiner Arbeit im Privatleben, mag sogar teilweise Recht haben. Seine Wohnungen in Bern oder in Bibe­ rach waren bestens und geschmackvoll einge- richtet, das Haus, das er mit seiner Frau in Karls- ruhe bezogen hatte, schaffte es in die Zeitschrift „Schöner Wohnen“, so attraktiv war es und so wenig ein Produkt von der Stange. Aber G erhard L ang war sicher auch Genussmensch, der Kunst, Musik und Literatur schätzte und sehr gern und gut kochte. Stets wurde man herzlich bei Besu- chen aufgenommen, und spätestens da konnte man seine geistreichen und humorvollen Zwi- schenbemerkungen schätzen lernen. Nahezu bis zu seinem Lebensende blieb die Freundschaft zu seinen Studienkollegen aus der Arbeitsgruppe um F ranz F irbas an der Uni Göttingen bestehen, die sich jedes Jahr einmal trafen und allesamt re- nommierte Botaniker wurden, anfangs noch mit Prof. Dr. W erner T rautmann (Bad Godesberg), dem L ang seine „Quartäre Vegetationsgeschich- te“ widmete, so sehr hatte ihn dessen früher Tod berührt, dann noch Jahrzehnte lang mit Prof. Dr. O. L. L ange , Ökophysiologe an der Uni Würzburg, und Prof. Dr. G ünther R eichelt , Gymnasialprofes- sor in Rottweil. Mitte der siebziger Jahre lernte L ang auf einem Botaniker-Kongress in Moskau seine zukünftige Lebensgefährtin Dr. H eide -I nge I lert kennnen, die ihm in Liebe bis an sein Lebensende verbun- den blieb, wobei die familiären Kontakte nach Karlsruhe und zu seinen Kindern weiterhin von ihm sehr gepflegt wurden. Wer ein hohes Alter erreicht, bleibt in der Regel von Beschwerden und Leiden nicht verschont. Am 28.10.2014 schrieb er: „Was mich selbst angeht, merke ich jedes Jahr, dass Altwerden kein Spaß ist.“ Die letzten Jahre waren über- schattet von einer schweren und schwierigen Operation als Spätfolge der im Krieg erlittenen Verwundungen, die ihn in seiner Mobilität stark einschränkten. Am 19. Juni 2016 starb G erhard L ang nach kurzem Leiden im hohen Alter von 91 Jahren im Kreise seiner Familie. Es ist wohl eine große Seltenheit, dass ein so dramatisch kriegsversehrter Mann sich zu einem derart ausgeglichenen, ruhigen und hoch-kulti- vierten Universitätslehrer und Familienmensch entwickeln konnte, er war darin ein wohltuender Ausnahme-Charakter, der allseitig geschätzt und verehrt wurde. Dank Die Autoren danken K. A mmann , B. A mmann und M artin L ang für wertvolle Hinweise. Literatur H obohm , C. & S chwabe , A. (1985): Bestandsaufnahme von Feuchtvegetation und Borstgrasrasen bei Frei- burg im Breisgau – ein Vergleich mit dem Zustand von 1954/55. – Ber. Naturf. Ges. Freiburg, 75 : 5-51. L ang , G.(1970): Die Vegetation der Brindabella Range bei Canberra. Eine pflanzensoziologische Studie aus dem südaustralischen Hartlaubgebiet. – Aka- demie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abh. Math.-Naturwiss. Kl., 1 : 1-98. L ang , G. (1973): Die Vegetation des westlichen Boden- seegebietes. – Pflanzensoziologie, 17 : 1-451; Jena. L ang , G. (1994): Quartäre Vegetationsgeschichte Euro- pas: Methoden und Ergebnisse. – 462 S.; Jena. L ang , G. (2005): Seen und Moore des Schwarzwaldes. – Andrias, 16 : 1-160. O berdorfer , E. & L ang , G. (1952): Vegetationskund- liche Karte des Oberrheingebietes bei Ettlingen- Karlsruhe (Schwarzwaldrand). O berdorfer , E. & L ang , G. (1957): Vegetationskund- liche Karte des Südschwarzwaldes bei Freiburg i. Br. – Beilage zu den Ber. d. Naturforsch. Ges. Freiburg i. Br. 47 . L ang , G. & P hilippi , G. (1959, 1964): Vegetationskund- liche Karte Karlsruhe-Nord (Nördliche Oberrhein­ ebene). L ang , G. & O berdorfer , E. (1960): Vegetationskund- liche Karte des oberen Wutachgebietes (Ost- schwarzwald-Baar). – Landesvermessungsamt Ba- den-Württemberg. Eine Bibliographie der Arbeiten von G. L ang findet sich unter: www.ips.unibe.ch/gl Autoren Dr. S iegfried S chloss , Gartenstraße 18, D-76751 Jock­ grim; E-Mail: s.schloss@t-online.de Prof. Dr. V olkmar W irth , Friedrich-Ebert-Straße 68, D-71711 Murr; E-Mail: volkmar.wirth@online.de

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