Carolinea 75

208 Carolinea 75 (2017) einrichtungen mehr, sondern Museen der For- schungsgeschichte? – M arkus S choller , Kurator für Pilze und Algen am SMNK, wiederlegt diese These in seinem Vortrag. Zunächst gab er einen Überblick über die deutschen Pilzherbarien (Ge- schichte, Anzahl Belege) und zeigte am Beispiel des Karlsruher Pilzherbariums, dass die Belege heute intensiver denn je wissenschaftlich genutzt werden. Und dies nicht nur für die traditionelle Forschung und Lehre wie Morphologie-basierte Bestimmung und Taxonomie, Vorlesungen, Öf- fentlichkeitsarbeit: Sie können auch, dank neuer Methoden, Grundlage für die molekulare Taxo- nomie und Phylogenie, die Dokumentation vieler Umweltveränderungen, digitale Biodiversitäts- zentren und andere aktuelle Forschungsdiszipli- nen sein. 16. Februar 2016 Der Naturwissenschaftliche Verein Karlsruhe gestern und heute – aus der Geschichte unseres Vereins Vortrag von Dr. R obert T rusch (Naturkundemu- seum Karlsruhe) Dieser, im Rahmenprogramm zur Sonderaus- stellung „175 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe e.V.“ gehaltene Hauptvortrag wurde in der Carolinea Band 74 (2016): 103-122 publiziert, so dass hier auf eine Inhaltsangabe verzichtet werden kann. 26. Februar 2016 Insekten suchen – was soll denn das? Bericht eines Jugendlichen Vortrag von A ljoscha W rona (Karlsruhe) Ein Jugendlicher erzählt im Rahmenprogramm zur Sonderausstellung zum Vereinsjubiläum da- von, wie er sich für die Insektenkunde (Entomo- logie) begeistern ließ: Unter Anleitung des Lei- ters der Entomologischen Jugend AG und von Wissenschaftlern zog er los, um mit Kescher, Schwarzlicht und Bettlaken bewaffnet das Leben der Nachtfalter zu erkunden. Für ihn sind z.B. die Exkursionen Spaß und Studieren zugleich, eine gelungene Kombination aus Abenteuer und Lernen. In der Jugend-AG wird im Museum auch das genaue Hinsehen geschult und man lernt, Insekten zu präparieren, zu bestimmen und zu sortieren. Er fand so seinen Zugang zu erster wissenschaftlicher Betätigung und zum Karlsru- her Naturkundemuseum. Quasi nebenbei leisten die Jugendlichen der AG übrigens auch etwas für den Naturschutz, denn jede Beobachtung wird in eine faunistische Datenbank eingegeben. 1. März 2016 Universalformen der Natur Vortrag von Dr.-Ing. I wiza T esari (Institut für Ange- wandte Materialien, KIT Karlsruhe) Anlässlich der neuen Dauerausstellung „Form und Funktion“ des Karlsruher Naturkundemu- seums, die einen Schwerpunkt auf die Bionik legt, stellte der Referent in Vertretung von Prof. Dr. C laus M attheck eine „weit universelle Kon- tur der Natur“ ( M attheck ) vor, die sich in leben- den und toten Strukturen findet, in Bäumen und Knochen, Steilküsten und Bachkieseln, in Strömungen und Erdpyramiden, Insektenflü- geln und Gehörnen, usw. Die Kontur ist auch das Produkt der Deformation und der Ero­ sion. Sie ist einerseits Ergebnis der Evolution, kann aber auch als „Überlebenswille“ der Toten bezeichnet werden. Der Vortrag war eine An- leitung zum verstehenden Sehen in Natur und Technik. Solche Methoden sind besonders gut geeignet, Schüler an ein neues Naturverständ- nis heranzuführen. Die daraus abgeleiteten Formoptimierungen sind bereits weit in der In- dustrie verbreitet und Bestandteil technischer Regelwerke. 6. März 2016 Ornithologische Wanderung um den Knielinger See (Schwerpunkt Wasservögel) Führung von J ochen L ehmann (Bühlertal) Auch im Rahmenprogramm zur Sonderausstel- lung „175 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein“ fand diese Veranstaltung der Ornithologischen AG statt. Man traf sich an der S-Bahn-Halte- stelle Knielingen-Maxau um 9.00 Uhr zu der rund 4-stündigen Wanderung um den Knielin- ger See. Er ist der nördlichste Teil des deutsch- französischen Ramsar-Gebietes zum Schutz von Feuchtgebieten „Oberrhein-Rhin supérieur“, das von Karlsruhe bis Basel reicht. Der Ober­ rhein wurde auf baden-württembergischer und elsässischer Seite am 28. August 2008 wegen seiner überragenden Naturausstattung, seiner kulturellen Bedeutung und seiner hydrologischen Funktionen als Feuchtgebiet internationaler Be- deutung und weltweit 10. grenzübergreifendes Ramsar-Gebiet anerkannt. Aufgrund der Arten- vielfalt sind der Rhein und seine angrenzenden Gewässer insbesondere als Überwinterungs- und Durchzugsgebiet von größter Bedeutung für Wasservögel. Auf der Wanderung wurden den Teilnehmern, die zumeist ein Fernglas mit- gebracht hatten, die beobachteten Arten vorge- stellt.

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