Carolinea 75

Naturwissenschaftlicher Verein 213 Der an diesem Abend verliehene Koppe-Preis, benannt nach dem Bryologen F ritz K oppe (1896-1981), ist die wichtigste Auszeichnung für Arbeiten mit Moosen im deutschsprachigen Raum. Er wurde an diesem Abend anlässlich des 120. Geburtstages von Dr. F ritz K oppe an Herrn A lfons S chäfer -V erwimp aus Herdwangen- Schönach vergeben. A lfons S chäfer -V erwimp hat bereits während des Studiums an der PH Weingarten begonnen, sich für die Bryologie zu interessieren. Besonders prägend war die Zeit in Brasilien, wo er sechs Jahre lang in São Paulo unterrichtet hat. In dieser Zeit hat er sich nicht nur in die Bryologie der Tropen eingearbeitet, sondern auch zahlreiche Kontakte zu bekannten Bryologen geknüpft. Seine erste Publikation er- schien 1980 über die Moosflora des Schiener Bergs. Bis heute sind es über 130 Publikation ge- worden. Er hat 23 Lebermoose, drei Laubmoose, 18 fossile Moose, eine Flechte und die Gattung Pluvianthus neu beschrieben. Ab 1980 hat er bei zahlreichen Forschungs- und Sammelreisen fast alle Kontinente besucht. Er war Mitarbeiter bei der Flora „Die Moose Baden-Württembergs“, wo er die Gattung Orthotrichum bearbeitet und zahlreiche Funde aus dem Land beigesteuert hat. Außerdem war er an verschiedenen For- schungsprojekten beteiligt, darunter auch an zwei DFG-Projekten in Ecuador. A lfons S chäfer - V erwimp gilt heute als einer der besten Kenner der tropischen Moose. Sein Herbar umfasst zur- zeit rund 40.000 Belege. ImFestvortrag, der in dieWelt derMoose einführte und ihre Vielfalt und Schönheit zeigte, berichtete M. N ebel , dass die Moose als erste Pflanzen den Sprung ans Land geschafft haben. Studien an ihrem Erbgut zeigen, dass die Lebermoose die ältesten Landpflanzen sind. Viele Erfindungen, die später den Farnen und Blütenpflanzen zu Gute kamen, wurden von ihnen gemacht. Das Leben außerhalb des Wassers war nur mit Hil- fe zahlreicher Neuerungen möglich: Sporen für die Verbreitung durch den Wind, Spaltöffnungen für Wassertransport und Gasaustausch und die Symbiose mit Pilzen für die Aufnahme von Wasser und lebensnotwendigen Mineralien. Die Moose werden in drei Verwandtschaftsgruppen eingeteilt. Weltweit sind heute 7.270 Arten von Lebermoosen, 12.500 Arten von Laubmoosen und 215 Arten von Hornmoosen bekannt, da- von kommen in Deutschland insgesamt 1.122 Arten und in Baden-Württemberg 864 Arten vor. Die Laubmoose sind nach den Blütenpflanzen und noch vor den Farnen die zweitartenreichste Landpflanzengruppe überhaupt. Obwohl Moose klein sind, leisten sie Erstaunliches. Mit geringem Aufwand an Material verändern sie ihre Gestalt, um sich effektiv der Umwelt anzupassen, aber auch um sie nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Im Bergregenwald und in den bore- alen Nadelwäldern stellen sie bis zu einem Drit- tel der oberirdischen Biomasse. In Mooren und auf Quellsintern bauen sie sich ihren eigenen Lebensraum. Die wichtigste Funktion im Ökosys­ tem ist wohl die Speicherung von Wasser, dazu haben Moose die unterschiedlichsten Zell- und Blattformen entwickelt. So können sie bis zu 22x mehr Wasser speichern, als sie selbst wiegen – ein Weltrekord! Als Pioniere auf nackter Erde vermindern sie die Erosion. Moospolster sind ein gern besuchter Lebensraum für zahlreiche Kleinstlebewesen von den Bakterien, über Algen und Pilze, bis hin zu Bärtierchen, Spinnen, As- seln und Moosskorpionen. 25. Oktober 2016 Island – Vulkaninsel im Norden Vortrag von Dr. A ndreas L andmann (Sinsheim) Der Vortragende zeigte seine besten Bilder aus sechs Island-Reisen und erklärte jeweils ihren geologischen Hintergrund. Auf dem mittelozea- nischen Rücken gelegen, bildet Island eine Er- hebung über den Meeresspiegel. Hier werden die geologischen Kräfte sichtbar: Heiße Quellen, Vulkanausbrüche und Lavaströme bilden sich fast täglich neu. Dr. L andmann (www.mineral- fascination.biz ) ließ uns die geologisch interes- santesten Punkte dieses faszinierenden Landes miterleben. Von den Heißquellengebieten Aku- reyri über die Hochlandpisten und Lavawüsten bis zur Südküste mit Gletscherseen, Eisbergen und gewaltigen Wasserfällen führte die virtuelle Reise auch nach Thingvellir. Hier driften Europa und Amerika auseinander und lassen immer wie- der neue Risse im Untergrund entstehen. 26. Oktober 2016 NachtAktiv – Herbstfalter im Auwald Führung von Dr. R obert T rusch , M ichael F alken - berg (Naturkundemuseum Karlsruhe) in Zusam- menarbeit mit dem Naturschutzzentrum Karlsru- he-Rappenwört An diesem späten Herbstabend konnten 20 Per- sonen nur einen sehr schwachen Anflug erleben. Von den Herbstschmetterlingen kamen jeweils in nur einem Exemplar an das Licht: die Rötlich- gelbe Herbsteule Sunira circellaris ( H ufnagel , 1766), die Weißdorn-Eule Allophyes oxyacan­

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