Carolinea 75

214 Carolinea 75 (2017) thae ( L inné , 1758), der Federfühler-Herbstspan- ner Colotois pennaria ( L inné , 1761), der Oran- gegelbe Breitflügelspanner Agriopis aurantiaria ( H übner , 1799), je ein Männchen und ein Weib- chen der Herbstspanner-Gattung Epirrita , ein Federgeistchen der Gattung Emmelina und der Wickler Acleris rhombana ( D enis & S chiffermül - ler , 1775). Einen derart individuenarmen Licht- fang hatte niemand von uns erwartet, zumal die Herbstschmetterlinge früher oft in großer Anzahl auftraten. Ob sich uns hier das Insektensterben zeigte? Die Teilnehmer waren jedenfalls erschro- cken, wie wenige Schmetterlinge nur noch unter- wegs waren! 22. Oktober 2016 Heidelberg: Steine in der Stadt Geologische Stadt-Exkursion mit Dr. M atthias G eyer (Geotourist Freiburg) Bei Heidelberg denkt man natürlich an das Schloss, an die Neckarbrücke oder an die Uni- versität. Bei dieser etwas anderen Stadtführung richtete sich der Blick allerdings öfter nach un- ten: auf Mauern und Straßenpflaster. Nach ei- ner kurzen Einführung zur geologischen Lage Heidelbergs führte die Route vom Bismarckplatz durch die Hauptstraße bis zum Marktplatz. Na- türlich prägt der Buntsandstein das Stadtbild, aber schon beim Straßenpflaster fallen auch noch andere Natursteine auf. Die Fassaden der Häuser sind so vielfältig, dass sich ohne Mühe im Verlauf dieses geologischen Stadtrundgangs Vertreter aller wichtigsten Gesteinstypen finden lassen. 8. November 2016 Hungrige Wale, freche Robben und schleimige Aale – Neues vom Forschungstaucher Vortrag von U li K unz (Kiel) Gut besucht war die Multimediashow des Mee- resbiologen und Unterwasserfotografen U li K unz (www.uli-kunz.com ) im Großen Saal im Nymphengarten-Pavillon des Naturkundemuse- ums. Er hat sich in den letzten beiden Jahren mit einigen Großmäulern im Tierreich eingelassen und musste dafür in einem Fall gar nicht bis ans Ende der Welt reisen, um biologisches Neuland zu betreten. Auf Deutschlands einziger Hoch- seeinsel Helgoland gelang es ihm, ein zuvor noch nie dokumentiertes Verhalten von Deutsch- lands größtem Raubtier zu fotografieren und der Kegelrobbe dabei tief in den Rachen zu blicken. Um gewaltige Mengen Wale zu beobachten, zog es ihn allerdings für mehrere Wochen ins winter- liche Nordnorwegen, wo er Stürmen, hohen Wel- len und dichtem Schneefall trotzen musste. Als es dann endlich ins Wasser ging, wurde er von einem riesigen Buckelwal fast verschluckt. Da er die Begegnung heil überstanden hat, konnte er uns davon berichten. 22. November 2016 Lebensraum Streuobstwiese Vortrag von E iko W agenhoff (Karlsruhe-Gröt- zingen) Trotz großer Flächenverluste zählen Streuobst- wiesen immer noch zu den prägendsten Land- schaftstypen in Baden-Württemberg. Als vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft besit- zen sie zu allen Jahreszeiten einen hohen äs- thetischen Reiz, und durch die Verzahnung von Wald- und Grünlandelementen eine sehr hohe Artenvielfalt. Seit der Einführung der Obstkultur durch die Römer durchlebten die Streuobstwie- sen in Mitteleuropa mehrfach einen Bedeutungs- wandel von einer existenziellen Bewirtschaf- tungsform über ein nutz- und wertloses Relikt vergangener Zeiten bis hin zur Anerkennung als Hotspot der Biodiversität und Genreservoir alter Obstsorten. Der Vortrag gab einen Einblick in die Geschichte, Bedeutung und Gefährdung des Streuobstbaus und stellte einige typische Be- wohner aus der Tier- und Pflanzenwelt näher vor. 13. Dezember 2016 Mykoremediation – Pilze im Dienste des Schadstoffabbaus Vortrag von Dr. E ric S trittmatter (Universität Freiburg) Weißfäulepilze, z.B. der Zunderschwamm ( Fomes fomentarius ) oder die Schmetterlingstra- mete ( Trametes versicolor ), spielen beim Abbau des Holzstoffs Lignin eine überragende Rolle. Ohne sie würde eine enorme Menge Biomasse dem natürlichen Stoffkreislauf entzogen werden; Schätzungen belaufen sich auf 20 Mrd. Tonnen pro Jahr. Dem Ligninabbau zu Grunde liegt des- sen oxidative Spaltung durch sauerstoff- oder peroxidabhängige pilzliche Enzyme. Pilze kön- nen aber noch viel mehr. Die ungewöhnlichen Ei- genschaften dieser und verwandter Pilzenzyme machen sie für industrielle Anwendungen (z.B. Papierherstellung, Pharmaindustrie) interessant. Darüber hinaus ergeben sich Perspektiven für den Einsatz von Weißfäulepilzen im Umwelt- schutz. Das Stichwort ist Mykoremediation, also die biologische Sanierung durch Pilze. Die Viel-

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