Carolinea 75

S taatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe 253 Hier ist die erfolgreiche Reparatur der stark beschädigten Ohren eines Wasserschweins ( Hydrochoerus hydrochaeris ) besonders erwäh- nenswert. Im Zuge der vermehrt anstehenden Reparaturarbeiten an historischen Präparaten wurden Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit ver- bessert, vor allem in Hinblick auf die persönliche Schutzausrüstung und Hygienemaßnahmen in den technischen Betriebsräumen der Wirbeltier- zoologie. Zur sicheren Entfernung mutmaßlich mit Bioziden belasteter Stäube wurde ein spe- zieller H-Sauger angeschafft, der sich an ande- ren Naturkundemuseen und kunsthistorischen Sammlungen bereits bewährt hat. Im Referat Entomologie war Referatsleiter Dr. M anfred V erhaagh als Projektleiter überwiegend mit der neuen Dauerausstellung „Form und Funk- tion – Vorbild Natur“ im neuen SMNK-Westflügel sowie im ehemaligen Vivariumsraum beschäftigt (s.o.), auch über den Zeitpunkt der offiziellen Er- öffnung im Juli 2016 hinaus, da weitere Inhalte zur Bionik für die Monitore sowie Schubladen mit Objekten zu ergänzen waren. In der ersten Jahreshälfte konnte der Kurator für Käfer und andere Insekten Dr. A lexander R iedel endlich das Molekular-Labor in Betrieb nehmen. Da Methoden der DNA-Analyse heute fester Bestandteil der Biodiversitätsforschung sind, wurde es nach längerer Planungs- und Umbau- phase im ehemaligen „Nassraum“ des Pavillons eingerichtet. Zur Ausstattung gehören u.a. zwei Thermocycler, drei Zentrifugen, eine Biodoc- Anlage, zwei Gel-Elektrophorese-Einrichtungen, zwei Thermomixer, eine Schwingmühle, Geräte zur Quantifizierung von Nukleinsäuren sowie verschiedene Pipetten. Im Labor können unter Leitung von Dr. R iedel zwei bis drei Personen gleichzeitig arbeiten. Bisher werden hauptsäch- lich Extraktionen von DNA, Polymerase-Ketten- reaktionen (PCR) sowie Sequenzierungen nach dem Sanger-Verfahren (Cycle-Sequencing mit anschließender Aufreinigung) durchgeführt. In Zukunft werden auch Methoden der Schrot- schuss-Sequenzierung etabliert, wie etwa die Herstellung von Sequenzier-Bibliotheken und die nach dem Sequenzlauf anschließende Analyse derartiger Datensätze. Ziel ist, durch den Auf- bau des Molekular-Labors lokale Kompetenzen weiter zu stärken und traditionelle Taxonomie mit molekularen Methoden zu verbinden, um auf die­ se Weise neue Arten effizient zu entdecken und zu beschreiben (Turbotaxonomie) sowie Arten aus ökologischen Studien und Naturschutz-Mo- nitoring sicherer bestimmen zu können. Dr . R iedel konnte neben dem Aufbau des Mole- kular-Labors und den laufenden Forschungsar- beiten auch zwei Drittmittelanträge stellen. Diese sind notwendig, um weitere Forschungsreisen zu finanzieren und eine minimale Arbeitsgruppe zu halten. Neben diesen „Zukunftsinvestitionen“ wur- den basierend auf den Arbeiten vergangener Jah- re mehrere Publikationen abgeschlossen. Eine Veröffentlichung behandelt die Phylogenie und Biogeographie der Cryptorhynchinae, eine über 5.000 Arten umfassende Gruppe der Rüsselkä- fer. Eine molekulare Stammbaumrekonstruktion enthüllte, dass diese sich vor ihrer umfassenden Radiation in Australien und Neuguinea zunächst in anderen Regionen diversifiziert hat. Ein wei- terer Datensatz von 190 Arten der Gattung Trigo­ nopterus wurde hinsichtlich der Ausbreitungsge- schichte dieser Gattung auf den indonesischen Sundainseln untersucht. Hier wurde mit moder- nen Methoden der „Ancestral Area Analysis“ ge- arbeitet. Eher schon Routine war die Revision der australischen Trigonopterus -Arten mit 24 neuen Arten sowie die Beschreibung neuer Trigonopte­ rus -Arten von der Insel Neubritannien. Im Umweltforschungsplan des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wurde dem von Dr. R o - bert T rusch geführten Ressort Schmetterlinge das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Abbildung 21. Die durch ihre Größe (bis 3 cm) und schwarze Färbung beeindruckende Vogelspinnen- verwandte Macrothele calpeiana (Hexathelidae) ist in Spanien, Italien und Nordafrika verbreitet. Dieses Ex- emplar wurde wohl mit mediterranen Zierpflanzen nach Baden-Württemberg eingeschleppt und vom Land- ratsamt Offenburg dem Museum übergeben. – Foto: H. H öfer .

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=