Carolinea 75
F alk & T reptow : Biegsame Gesteine – Itacolumite 7 heitsgrads stellen Itacolumite eine Besonderheit im geowissenschaftlichen Museumsbestand dar. Historie Die Bezeichnung Itacolumit wurde 1822 von W ilhelm L udwig von E schwege eingeführt und galt zunächst als eine allgemeine Gesteinsklas- sifizierung sowohl flexibler und als auch starrer Quarzite in den Gebirgszügen um den brasilia nischen Bundesstaat Minas Gerais. Das Wort Itacolumit entstammt dabei dem Namen der Fundregion Serra do Itacolumi (heute Itacolomi), nahe Villa Rica (heute Ouro Preto). Redundante Bezeichnungen sind u.a. Itacolumbit, Itacolum- nit, Itacolumnyt oder lokale Benennungen wie Articulit, Gelenkquarz oder Gelenquarz ( K erbey 2011 ). Nach D erby (1882) sollte die Bezeichnung Ita- columit nur noch für eine geologische Einheit in Brasilien – jene, in der flexible Probestücke vor- kommen – genutzt werden. Das Verständnis wan- delte sich im 19. Jh. allerdings zur allgemeinen Bezeichnung eines metamorphen Sandsteins, bis schließlich C ayeux (1929) (nach umfassender Vorarbeit von D erby 1882, vgl. K erbey 2011) den Itacolumit als Synonym für ein flexibles, quarzi- tisches Gestein verwendete. K erbey (2011) stellt die Nutzung des Begriffs für flexible Sandsteine und flexible Quarzite mit der deutlichen Unter- scheidung von „Micaceous Schistose Quartzite“ und „Mature Quartzose Sandstone“ nach S uzuki & S himizu (1993) klar. K laproth (1801) beschrieb in einer ersten Pu- blikation die Eigenschaften des „elastischen Quarzes“ aus Brasilien. Er führte auch eine chemische Analyse an dem von ihm als „Fos- sil“ bezeichneten Gestein durch. Weitere Auto- ren beschäftigten sich später mit der mineralo- gischen Zusammensetzung und Begrifflichkeit (D erby 1882, von C otta 1866, L ieber 1858 ). Als Bestandteile werden Quarz (hauptsächlich), Glimmer, Talk und Chlorit erwähnt. Seltener tre- ten antransportierte Diamanten auf (Brasilien, Indien, E schwege 1822, D erby 1882 ). Während E schwege (1 822) irrtümlicherweise von einer vollständig metamorphen Genese ausging (Dia- manten), vermutete L ieber ( 1858) eine klastische Genese anhand des graduellen Überganges von Itacolumit zu Sandstein in einem geologischen Profil von South Carolina. Im Rahmen materialwissenschaftlicher und pe- trologischer Untersuchungen zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden für die Itacolumite Brasi liens zusätzlich die Minerale Sillimanit und Kya- nit nachgewiesen ( S uzuki & S himizu 1993 ). Diese Minerale unterstrichen einen stärker metamor- phen Charakter jener flexiblen Siliziklastika im Vergleich zu jenen aus Indien. Wissenschaft- liche Grundlage bildeten/bilden Aufnahmen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM). Weitere wichtige Arbeiten zur Flexibilität und Genese des Gesteines erfolgten durch S iegesmund et al. (2002), Y amaguchi (2007), S uzuki et al. (1993, 2011) und K erbey (2011). Sammlungsobjekte des SMNK Fundort Im Sammlungsbestand der Petrographischen Sammlung des SMNK wurden bis zur Erschei- nung dieser Abhandlung fünf vermeintliche Ob- jekte ausgemacht (Abb. 2). Mit Hilfe eines ein- zelnen Sammlungsetikettes (Bezeichnung und Herkunft) und der offensichtlichen Eigenschaften des Gesteins konnte eine vorläufige Zuordnung vorgenommen werden. Der Fundort „Brasilien“ wurde mit Literaturangaben abgeglichen (vgl. K erbey 2011 ). Nachfolgende Analysen an Trenn- schliffen und REM-Aufnahmen bekräftigten den vermuteten Fundort. Mit einiger Unsicherheit kann als Fundort auf den Pico do Itacolomi (süd- lich Ouro Preto) geschlossen werden, der auch rezent noch als Abbaugebiet dient (näheres sie- he Diskussion). Probenstücke aus dem Großraum Ouro Preto werden stratigraphisch zur Moeda Formation der Caraça Gruppe gezählt ( K erbey 2011 ). Jene bil- det die Basis der präkambrischen Minas Super- gruppe (rund 2,6 Ga, B ekker et al. 2003). Beschreibung Die ursprünglich fünf je etwa 1 cm dicken und plattigen Objekte erscheinen kompakt und ma- kroskopisch homogen. Objekt SMNK_Pet.6413A liegt als Gesteinsstreifen mit den ungefähren Ma- ßen 40,5 cm x 7,5 cm vor (Abb. 1, Abb. 2). Ob- jekt SMNK_Pet.6413B weist die Maße 17,5 cm x 6,0 cm und Objekt SMNK_Pet.6413C stellt eine Gesteinsplatte mit den Maßen 31,0 cm x 18,5 cm dar (Abb. 2). Letzterer fehlen zwei Ecken, die im Sammlungsbestand nicht auffindbar waren. Bei allen drei Itacolumiten sind jegliche Kanten abge- rundet, was insbesondere mit dem Herauslösen einzelner randnaher Quarzkörner („Bröseln“) im Laufe der Zeit und Lagerung zu erklären ist. Die Objekte zerfallen dennoch nicht großmaßstäb- lich von allein. Zu Analysezwecken wurden zwei
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