Carolinea 76
Carolinea 76 (2018): 129-148, 32 Abb.; Karlsruhe, 14.12.2018 129 Raupen von Sackträgern (Lepidoptera: Psychidae) aus Bodenfallen im Rebgelände des zentralen Kaiserstuhls C laudia G ack & A ngelika K obel -L amparski Kurzfassung Im zentralen Kaiserstuhl, einem im südlichen Ober rheingebiet gelegenen, vom Weinbau geprägten Ge- biet, fanden ab den 60er Jahren großangelegte Flur- bereinigungsmaßnahmen statt. Auf den zunächst von Pflanzen und Tieren weitgehend leeren Rebterrassen und Böschungen wurden über 3 Jahrzehnte die Wie- derbesiedlung und die Populationsentwicklung der epi- gäischen Fauna mit Bodenfallen untersucht. Wir fingen insgesamt 4.492 Sackträgerraupen, die zu neun Arten gehören. Die Daten der häufig gefangenen Arten liefer- ten Aussagen über ihre Phänologie und Populations- entwicklung. Schlüsselworte : Echte Sackträger, Psychidae, Kai- serstuhl, Bodenfallen, Langzeituntersuchung, Wieder- besiedlung, Populationsentwicklung Abstract Records of Bagwormlarvae (Lepidoptera: Psychidae) in the vineyards of the Kaiserstuhl (southern Germany) In the central Kaiserstuhl which is an area of viniculture in the upper Rhine area in south-western Germany lar- gescale land consolidation measures were performed since the sixties of the 20th century, leaving behind primarily more or less unseated vineyard terraces and slopes. For more than 30 years, the recolonization/ succession and population development of the epigeal fauna in these newly-structured vineyards were inves- tigated using pitfall traps. We caught altogether 4.492 bagworm larvae belonging to nine species. Data of the frequently caught species allowed drawing conclusions on their phenology and population development. Keywords: Bagwormlarvae, Psychidae, Kaiserstuhl, pitfall traps, long-term observation, recolonisation, po- pulation dynamics Autoren Dr. C laudia G ack , Maximilianstraße 1, D-79100 Freiburg, Tel. 0761/72164; E-Mail: kc-anthophora@t-online.de Dr. A ngelika K obel -L amparski , Schwarzwaldstraße 60, D-79194 Gundelfingen, Tel. 0761/582432; E-Mail: kobel.lamparski@biologie.uni-freiburg.de Einleitung Der im südlichen Oberrheingraben gelegene Kai- serstuhl ist dank seines warmen Klimas schon seit Jahrhunderten Kulturland, das heute vor allem vom Weinbau geprägt wird. Der Weinbau fand bis zum Beginn der 60er Jahre des ver- gangenen Jahrhunderts auf kleinterrassiertem Gelände statt, das in die während des Pleisto- zäns entstandene dicke Lössauflage des Kaiser- stuhls geschnitten wurde. Löss ist leicht zu bear- beiten, besitzt dank seiner Feinstruktur eine hohe Standfestigkeit, was die Terrassierung ermögli- chte, aber auch erforderte, da durch Zerstörung dieser Feinstruktur die Erosionsanfälligkeit sehr groß ist. Ab den 60er Jahren fanden großange- legte Flurbereinigungsmaßnahmen statt, durch die großflächige Rebterrassen und riesige Bö- schungen entstanden, beide zunächst von Pflan- zen und Tieren weitgehend leere Flächen. Von 1979 an, der 1. Vegetationsperiode nach Fertigstellung, wurde über drei Jahrzehnte bei Oberbergen im zentralen Kaiserstuhl die Wieder- besiedlung und die Populationsentwicklung der epigäischen Fauna im neustrukturierten Rebge- lände mit Bodenfallen untersucht. Von den hier dargestellten Psychiden gerieten – ihrer Lebensweise entsprechend – fast aus- schließlich die am Boden lebenden Raupen in die Fallen. Wir fingen insgesamt 4.492 Raupen. Acht der neun nachgewiesenen Arten sind ty- pisch für Wärmegebiete; alle Arten sind aus dem Kaiserstuhlgebiet bekannt ( H errmann , 1994). Acht Arten sind in Baden-Württemberg häufig und gelten als nicht gefährdet, eine Art ( Ptiloce phala plumifera ) kommt in Baden-Württemberg ausschließlich am Kaiserstuhl vor und wird des- halb zur Kategorie 2R (stark gefährdet, Relikt bzw. isolierter Vorposten) gerechnet ( E bert et al. 2005). Unsere Daten sollen zur Dokumentation der Psy- chidenfauna des Kaiserstuhlgebietes beitragen, die hohen Fangzahlen einiger Arten erlauben Überlegungen zur Phänologie. Bei den Angaben in der Literatur handelt es sich stets um Erkennt- nisse aus Handaufsammlungen oder Zuchten, die sich durch unsere ganzjährig über viele Jah- re erhobenen Fangdaten ergänzen lassen. Auch
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