Carolinea 76

130 Carolinea 76 (2018) Aspekte zur Wiederbesiedlung und zur Popula- tionsentwicklung der einzelnen Arten im neuen Rebgelände werden diskutiert. Zur Biologie der Psychiden Alle Angaben zur Biologie allgemein und zu den behandelten Arten im einzelnen sind, soweit nicht anders erwähnt, aus H ättenschwiler (1994) und H errmann (1994) zusammengestellt. Die Psychiden gehören zu den Schmetterlin- gen und zwar zu jenen, die wegen der oft ge- ringen Körpergröße als „Kleinschmetterlinge“ bezeichnet werden, einer Zusammenfassung von Gruppen unterschiedlichster Abstammung. Sie gehören in die Verwandtschaft der Echten Motten (Tineidae, tree of life 2015). Aus Baden- Württemberg sind 30 Arten bekannt, die je nach Art von kühlen feuchten Wäldern bis zu heißen Trockenrasen in den verschiedensten Lebens- räumen vorkommen. Psychiden unterscheiden sich in zwei Merkma- len von den meisten anderen Schmetterlingen: 1. Ihre Raupen verbringen ihr gesamtes Leben in selbstproduzierten, oft geradezu „kunstvoll“ anmutenden, artspezifischen Gehäusen, die Säcke genannt werden (Abb. 1), und in denen auch die Verpuppung stattfindet. 2. Die Weibchen fast aller Arten in Mitteleuropa haben keine Flügel und sind somit flugunfähig (Abb. 2), bei einigen Arten haben sie sogar weder Beine noch Augen. Die Männchen – wenn auch klein und unschein- bar – sind „normale“ Schmetterlinge mit wohl ausgebildeten grauen, braunen oder anthrazit­ farbenen, meist ungemusterten, oft etwas durch­ scheinenden Flügeln. Auffällig sind die bei ei- nigen Arten großen, stark verzweigten Fühler (Abb. 3). Weder Weibchen noch Männchen können Nahrung aufnehmen, da die Mundwerk- zeuge reduziert sind. Bei manchen Arten bleibt das geschlüpfte erwachsene Weibchen für die wenigen Stunden oder Tage seines Lebens im Sack, bei manchen kommt es heraus, bleibt aber auf dem Sack sitzen (Abb. 4). Direkt nach dem Schlupf senden begattungsbereite Weibchen spezifische Duftstoffe aus, welche die arteigenen Abbildung 1. Puppensack von Canephora spec., Neu- siedler See (Illmitz). Abbildung 2. Ptilocephala plumifera Weibchen, Kaiser- stuhl. – Foto: H errmann . Abbildung 3. Ptilocephala plumifera Männchen, Kaiser- stuhl. – Foto: H errmann .

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