Carolinea 76

132 Carolinea 76 (2018) Bei der kurzen Lebensdauer der erwachsenen Tiere, insbesondere der immobilen Lebensweise der Weibchen, erfolgt die Ausbreitung über die Raupen. Von ihnen können nur kürzere Strecken laufend überwunden werden. Ein passiver Trans- port von Raupen in ihren Säcken über größere Distanzen ist nachweislich durch Wind, Wasser und Tiere, sicherlich auch durch den Menschen möglich. Von Canephora hirsuta (= unicolor ) und anderen Arten aus derselben Verwandtschafts- gruppe ist bekannt, dass die Erstlarven einen Seidenfaden spinnen, der ihnen zum Abseilen aus der Vegetation dient, an dem sie aber auch ähnlich wie kleine Spinnen durch „ballooning“ verdriftet werden können ( H ättenschwiler 1994, 2008). Material und Methoden Alle Untersuchungsflächen liegen im zentralen Kaiserstuhl, die meisten im Gewann Baßgeige. Auf einer Großböschung (im Folgenden als Bö- schung II bezeichnet) waren unmittelbar nach ihrer Fertigstellung kontinuierlich über 33 Jahre von 1979 bis 2011 Bodenfallen exponiert. Zu Vergleichszwecken wurden im selben Gebiet alte Rebböschungen, alte und neue Rebflächen, ein angrenzender Wald und ein Halbtrockenrasen am Badberg für mindestens jeweils ein Jahr mit Fallen versehen und die Fänge in die Analyse mit einbezogen (Anhang Tab. 1). Bei den verwendeten Bodenfallen ist das Fang- gefäß in einem fest installierten PVC-Rohr in den Untergrund versenkt, die Tiere gelangen über einen eingepassten Trichter in die Falle. Als Konservierungsfüssigkeit wurde Aethylenglycol verwendet. Der Durchmesser der Fallen betrug 15 cm. Die Fallen waren kontinuierlich exponiert, die Leerung erfolgte alle vier Wochen, in den Sommermonaten alle 14 Tage. Durch den Böschungsbau bedingt, ist die Dauer- fläche in einen Abtragsbereich aus anstehendem hartem Löss mit schütterer, niedriger Vegetation und einen Auftragsbereich aus aufgeschüttetem Löss mit dichterer Vegetation untergliedert. Im Abtragsbereich befanden sich zehn, im Auftrags- bereich fünf Fallen (Abb. 6). Die gefangenen Raupen wurden nach S auter und H ättenschwiler (2004) bestimmt. Ergebnisse Insgesamt fingen wir während unserer Unter- suchung 4.492 Psychidenraupen, die zu neun Arten gehören (Anhang Tab. 2). Mit Ausnahme einer Art ( Taleporia tubulosa ) wurden im Verlauf der 33 Untersuchungsjahre alle Arten im flurbe- reinigten Rebgelände gefangen. Im alten Rebge- lände und imWald gab es nur zwei Arten, und im Mesobrometum am Badberg kamen drei Arten vor, allerdings waren in diesen drei Standorten die Fallen nur ein Jahr exponiert. Gefangene Arten, Phänologie Bei einem Großteil der Fänge wurde die Vertei- lung von großen und kleinen Raupensäcken pro- tokolliert und aus diesen Daten die Phänologie- kurven erstellt. Dabei enthalten die Kategorien groß/klein jeweils mehrere Larvenstadien. Bei einer Art ( Dahlica triquetrella ) wurden die im Jahr 1997 gefangenen Raupensäcke vermessen. Der Balken unter der Abszisse gibt die Aktivitätszeit der Adulten im Oberrheingebiet nach H errmann (1994) an, die beiden Punkte in der Kurve Ptilo­ cephala plumifera zeigen unsere Fänge adulter Männchen. Abbildung 6. Lage der Fallen auf Böschung II.

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