Carolinea 76
G ack & K obel -L amparski : Raupen von Sackträgern des zentralen Kaiserstuhls 133 Apterona helicoidella Die mit feinem Substrat (im Kaiserstuhl ist es meist Löss) belegten Säcke von A. helicoidella sind spiralig gewunden, erreichen an der Basis einen Durchmesser von etwa 5 mm und gleichen einem Schneckenhaus (Abb. 7). Die Larven- nahrung besteht aus verschiedensten krautigen Pflanzen. Die Art kommt in Baden-Württemberg vor allem in den Trockenbereichen der großen Flusstäler vor, wo sie stellenweise in individuenreichen Populationen auftreten kann. So ist sie auch im Kaiserstuhl lokal häufig gefunden worden. A. helicoidella lebt als typischer Wärmezeiger im offenen, stark besonnten Gelände auf Trocken- und Magerrasen, Felsfluren, anstehendem Löss und an schotterreichen Standorten. Von dieser Art fingen wir insgesamt 363 Indivi- duen auf der Daueruntersuchungsfläche. Phänologie (Abb. 8) Nördlich der Alpen lebt ausschließlich die parthe- nogenetische Form von A. helicoidella . Nur we- nige Schlüpfdaten von Weibchen sind bekannt, allerdings nicht aus dem Freiland. Im Oberrhein- gebiet wurden große Raupen und Puppen ge- sammelt und der Schlupf im Labor beobachtet. Danach kommen die Weibchen ab Mitte Juni bis Ende Juli aus der Puppe und legen ihre Eier in die leere Puppenhülle im Sack ab. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen die Larven. Sie bleiben im Sack und überwintern ohne Nahrungsaufnahme. Erst im kommenden Frühjahr (März/April) verlas- sen sie den mütterlichen Sack, bauen ihren eige- nen Sack und gehen auf Nahrungssuche. Im Gegensatz zu allen anderen Psychiden leben die Raupen mit Ausnahme des letzten Stadiums als Minierer. Sie beißen ein Blatt an und schie- ben sich mit dem Vorderkörper unter die Epider- mis, während sie das chlorophyllhaltige Gewebe fressen. Der Sack mit dem Hinterleib bleibt stets außerhalb des Blattes. Ist alles so erreichbare Ge- webe verzehrt, beißen sie ein neues Loch. Nach der Literatur erstreckt sich die Verpuppungsphase nach fünf Häutungen von Mai bis Anfang Juni. Unsere Fangdaten bestätigen eine hohe Aktivität kleiner Larven im Frühling, vermutlich Tiere, die nach dem Schlupf geeignete Nahrung suchen. Große Raupen gingen vor allem in den Monaten Juni und Juli in die Fallen. Da es sich bei letzte- ren wahrscheinlich um Tiere handelt, die einen Verpuppungsplatz suchen, läge der Zeitpunkt der Verpuppung nach unseren Daten später als in der Literatur angegeben. Canephora hirsuta (= unicolor ) Die Säcke von C. hirsuta erreichen eine Länge von 25-37 mm und sind mit Blatt- oder Grasstü- cken belegt (Abb. 9). Die Art ist in Baden-Württemberg weit ver- breitet, die meisten Funddaten liegen aus der Oberrheinebene vor. Sie gilt als Charakterart xerothermer Landschaften und wurde auf Groß- böschungen im Kaiserstuhl bereits nachgewie- sen ( H errmann 1994). Die Raupen sind polyphag und fressen neben frischem auch verwelktes und verwesendes Pflanzenmaterial. Insgesamt fingen wir 359 Indi- viduen. Phänologie (Abb. 10) Die Aktivitätszeit der Erwachsenen erstreckt sich in der Oberrheinebene von Mitte Mai bis Ende Juli. Die Entwicklung der Raupen von C. hirsu Abbildung 7. Apterona helicoidella Raupensack, Kai- serstuhl. – Foto: K rumm . Abbildung 8. Phänologie von Apterona helicoidella im Kaiserstuhl. n = 359.
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