Carolinea 76
136 Carolinea 76 (2018) Psyche casta/crasiorella Die Raupen dieser beiden syntop in ganz Ba- den-Württemberg, so auch im Kaiserstuhl vor- kommenden Psychidenarten sind kaum zu un- terscheiden. Die etwa 10 mm langen Säcke der ausgewachsenen Raupen sind mit zurechtgebis- senen Grashalmen belegt, die den Sack etwas überragen können (Abb. 4). Auch die Biologie der beiden Arten ähnelt sich sehr stark. Wahr- scheinlich handelt es sich bei unseren Tieren um P. casta , die als die häufigste Psychidenart in Baden-Württemberg gilt. Sie lebt in den unter- schiedlichsten Biotopen, auch im extensiven Kul- turland und im anthropogen beeinflussten Ge- lände (Hauswände, Zäune, Mauern), vor allem in warmen Gebieten. In Bezug auf die Nahrung sind die Tiere polyphag. Angegeben werden verschiedenste Laubbäume, diverse Sträucher, aber auch Euphorbia cyparissias , eine Staude, die auf trockenen Südböschungen im Kaiserstuhl häufig vorkommt. Dies lässt vermuten, dass die Aktivität der Raupen am Boden nicht sehr hoch ist. Insgesamt fingen wir 125 Individuen. Phänologie (Abb. 15) Raupen fanden sich in den Monaten Februar bis inklusive September in den Fallen, große Rau- pen im April, Mai und Juni, mit einem Maximum im April, kleinere Raupen von Februar bis Mai, Juli, August und September. Dies deckt sich mit den Angaben zur Phänologie in der Literatur, nach welchen die Aktivitätszeit der Adulten in der Oberrheinebene von Mitte Mai bis Mitte Juli dau- ert, mit dem Maximum Ende Mai/Anfang Juni. Die Larven häuten sich viermal und gehen ab August in die Ruhephase. Im Frühling häuten sie sich ein fünftes Mal und suchen dann einen Ver- puppungsort. Die im Juli, August und September gefangenen kleinen Raupen sind demnach die Nachkommen der Adulten vom Frühsommer, die im Frühling gefangenen kleineren und großen das vorletzte und letzte Larvenstadium vom Vorjahr, die zur Nahrungsaufnahme und Suche eines Verpuppungsortes am Boden aktiv sind. Ptilocephala plumifera Die Säcke von P. plumifera erreichen ausgewach- sen eine Länge von 11 mm und sind mit pflanz- lichem Material belegt. Oft werden Moosstücke verwendet, die wirr angeordnet sind, sodass die Säcke ein struppiges Aussehen haben (Abb. 16). Als Larvennahrung werden krautige Pflanzen und Gräser ( Bromus erectus ) angegeben. P. plumifera ist in großen Teilen Europas ver- breitet. Die Tiere leben stets an offenen, tro- cken-heißen, besonnten Stellen mit schütterer Vegetation, die oft von Steinen durchsetzt sind wie z.B. auf Trockenrasen oder südexponierten Bergwiesen. In Deutschland ist sie nur lokal aus der norddeutschen Tiefebene, aus weiten Teilen Brandenburgs und, als einzigem Fundort in Baden-Württemberg, aus dem Kaiserstuhl nachgewiesen. Dort ist sie vom Badberg, vom Orberg, von der Rheinhalde, aus der Nähe des NSG Bitzenberg und von Lössterrassen nördlich Oberrotweil (hier sind sicher Böschungen ge- Abbildung 15. Phänologie von Psyche cf. casta im Kai- serstuhl. n = 125. Abbildung 16. Ptilocephala plumifera angesponnener Sack mit leerer Puppenhülle eines Männchens, Kaiser- stuhl. – Foto: H errmann .
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