Carolinea 76

H olstein : Spinnenfauna der Gemarkung Gingen an der Fils 157 orten gelegentlich viele Fangschläuche gefun- den werden, die aber oft schon älter und nicht besetzt sind. Da die Weibchen fast nie ihren Fangschlauch verlassen und frei laufende Tape- zierspinnen demzufolge Männchen sind, die sich zur Paarungszeit auf Weibchensuche begeben, kann man davon ausgehen, dass die Art weiter verbreitet ist, jedoch nur durch gezielte Suche gefunden wird und daher die bisherigen Nach- weise nicht ganz repräsentativ sind. Ein Nach- weisrückgang an den bekannten Standorten ist feststellbar, sodass die Art auf die Vorwarnliste der Roten Liste aufgenommen wurde ( B lick et al. 2016). Scytodes thoracica ( L atreille , 1802) – Speispinne (Abb. 4) Die wärmeliebende Speispinne kommt bei uns aufgrund der Wintertemperaturen hauptsächlich in Gebäuden vor. Sie zeigt ein hochinteressantes Beutefangverhalten, indem sie kein Fangnetz verwendet, sondern ihre Beutetiere mit einem klebrigen Fangfaden bespuckt, der kleine Insek- ten und auch andere Spinnen an den Untergrund fesselt. Danach wird die Beute mit einem Giftbiss getötet. Es gibt bisher etwa 30 Nachweisorte der Art in Baden-Württemberg, die allesamt die Wohnorte von Spinnenforschern und deren nähere Umge- bung anzeigen. Es ist daher davon auszugehen, dass die eher unauffällige Speispinne wesentlich weiter verbreitet und nur deshalb wenig nachge- wiesen ist, weil kaum jemand darauf achtet. In Gingen gibt es mehrere Nachweise aus unter- schiedlichen Gebäuden. Argiope bruennichi ( S copoli , 1772) – Wespenspinne (Abb. 5) Die Wespenspinne ist eine unserer auffälligsten und schönsten Spinnen. Die wärmeliebende Art mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt und ursprünglich wenigen Populationen in wärmebe- günstigten Regionen Deutschlands hat bereits seit den 1970er-Jahren ihr Verbreitungsgebiet nach Norden erweitert und ist in den 1990ern an der Nord- und Ostseeküste Deutschlands angekommen. Argiope ist meist auf sonnigen, offene Standorten mit niedriger bis halbhoher Vegetation und hoher Heuschrecken-Dichte auf trockenem wie feuchtem Untergrund anzutreffen. Es gibt auch Funde im Siedlungsbereich bzw. in Gärten, wenn dort die entsprechenden Bedin- gungen herrschen. Ab Mai sind Jungspinnen zu beobachten, ab etwa Juli bis August findet man erwachsene Tiere. Die Männchen sind nur kur- ze Zeit zur Paarungszeit aktiv und verschwinden bereits nach wenigen Wochen wieder, Weibchen dagegen sind bis in den Herbst hinein bzw. bis zu den ersten Nachtfrösten anzutreffen. Durch ihre Auffälligkeit gibt es recht viele Fund- meldungen aus Baden-Württemberg, und die Wespenspinne ist derzeit nicht gefährdet, doch ist aktuell lokal festzustellen, dass Habitate, die noch vor einigen Jahren zahlreich besetzt waren, inzwischen nur noch wenige oder gar keine Wes- penspinnen mehr beherbergen. Panamomops mengei S imon , 1926 Die Art ist mit ca. 1,5 mm Körperlänge eine klei- ne Vertreterin der Zwerg- und Baldachinspinnen (Linyphiidae), für die es keinen deutschen Na- men gibt. Sie lebt vorwiegend in der Streu und Abbildung 3. Männchen der Tapezierspinne Atypus pi- ceus ( S ulzer , 1776), gefunden in Gingen an der Fils am 22. Juni 2012. Abbildung 4. Die ca. 5 mm lange Speispinne Scytodes thoracica ( L atreille , 1802) hat eine leierförmige Zeich- nung auf dem Prosoma und geringelte Beine. Hier ein Weibchen.

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