Carolinea 76
K astner et al.: Die Blockhalden-Wolfspinne im Nordschwarzwald 167 Zeichnung auf den Steinen sehr gut getarnt. Bei Störung verschwinden sie blitzschnell im Lücken- system ( S chikora 2015). Die Männchen sind et- was kleiner, aber langbeiniger (Abb. 3). Am bes- ten untersucht ist die Art im Fichtelgebirge, wo sie auf der Haldenoberfläche und in angrenzen den Felsheiden häufig und besonders aktiv war, dagegen an Felsstandorten, in Blockwald und in beschatteten Blockhalden fehlte und auch in rezent durch Absterben von Bäumen bzw. Wald freigestellten und künstlichen Halden nicht nach- gewiesen werden konnte ( F ritze & B lick 2010). Material und Methoden Untersuchungsgebiet, Lage und Naturraum Die untersuchten Blockhalden liegen alle im nördlichen Schwarzwald, im Naturraum Grin- denschwarzwald, der ungeachtet der namenge- benden waldfreien Hochflächen der waldreichste Teil des Nordschwarzwalds ist ( S chenkel 2000). Der Schwarzwald erstreckt sich im Südwesten Deutschlands von Karlsruhe und Pforzheim im Norden bis Lörrach-Waldshut im Süden. Mit ei- ner Größe von ca. 6.000 km² und einer Höhe von bis zu 1.490 m über NN ist er das größte zusam- menhängende Mittelgebirge Deutschlands. Der Nordschwarzwald umfasst ein Höhenspektrum von 150 m in den Tälern bis 1.164 m am Gip- fel der Hornisgrinde. Die Niederschläge reichen von ca. 1.000 mm (Randgebiete) bis 2.000 mm (Hornisgrinde, Kniebis). Das Grundgebirge des Schwarzwalds besteht aus Granit und Gneis, wird aber vor allem im Nordschwarzwald von Buntsandstein überdeckt ( H olz & P hilippi 2000, T runko 2010). Von den 13 untersuchten Halden (Tab. 1) lie- gen sieben innerhalb des 2014 eingerichteten Nationalparks Schwarzwald, sechs entlang des zentralen Kamms im südlichen Teil des Parks (Ruhestein), eine Halde im nördlichen Teil (Och- senkopf). Knapp außerhalb des Nationalparks liegen die Halde am Seibelseckle und die Halde im Gebiet der Hornisgrinde. Vier Halden liegen unterhalb der westlichen Nationalparkgrenze bei Seebach bzw. Ottenhöfen (Abb. 4). Die Halden befinden sich in Höhen von 640 m bis 1.070 m ü. NN und innerhalb eines Gebiets von ca. 40 km². Mit zwei Ausnahmen (OK, SB2) liegen alle Halden auf der spätglazial ausgeräumten Westabdachung des Schwarzwalds, teilweise im Bereich, in dem Granite und Gneise des kris- tallinen Grundgebirges an die Oberfläche treten (SE), teilweise im Bereich des Deckgebirges mit Gesteinen des Rotliegend und Buntsandsteins. Die Auswahl der untersuchten Halden wurde mit Unterstützung der Wissenschaftler des National- parks unter den folgenden Kriterien vorgenom- men: unterschiedliche Geologie (Rhyolith, Granit, Sandstein), Halden- und Blockgröße, Höhenlage und Exposition. Bereits bekannte Vorkommen der untersuchten Art, z.B. am Melkereikopf, am Altsteigerskopf, in einer Halde bei Seebach und am Karlsruher Grat sollten mit systematisch er- hobenen Daten belegt werden, ebenso wie das erwartete Fehlen der Art, z.B. in der isolierten Halde am Ochsenkopf, an jüngeren Halden am Seibelseckle oder stärker beschatteten Halden bei Seebach. Zur Charakterisierung der Halden in Hinblick auf ihre Eignung als Habitat für die Blockhal- denwolfspinne wurden verschiedene Lage- und Standortvariablen aufgenommen. Höhenlage, Hangneigung, Blockgrößen und Beweglichkeit der Steine wurden durch Messungen (Kompass, GPS, Maßband) und Beobachtungen im Feld erfasst. Angaben zur Geologie beruhen auf Ge- steinsproben. Größe der Halde, Isolation und Exposition sowie Deckungsgrad der höheren Ve- getation und größere Totholzstücke wurden aus Luftbildern unter Verwendung von Google Earth Pro erfasst und vor Ort mit eigenen Beobachtun- gen oder Messungen (z.B. Größe, Vegetation, Totholz) abgeglichen. Temperaturmessungen (stündlich) wurden an den Haldenoberflächen und teilweise im Lückensystem mit Loggern (LogTag Trix-16) über den gesamten Fangzeit- raum vorgenommen (Abb. 5, 9, 10). S imone L ang und M atthias A hrens (SMNK) haben während einer eintägigen Exkursion Moose und Flechten in den drei Seebach-Halden, am Och- senkopf und in den Halden am Seibelseckle auf- genommen. Erfassung der Spinnen Um Vorkommen von A. norvegica sudetica in den Halden zu erfassen, wurden in jeder Un- tersuchungsfläche 10 Bodenfallen installiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass die unter- schiedlichen Bereiche Haldenkopf, Haldenfuß, eigentliche Halde sowie die stärker (häufiger) beschatteten Ränder mit Fallen bestückt wa- ren. Die Abstände zwischen einzelnen Fallen variierten entsprechend der unterschiedlichen Größe und Form der einzelnen Halden, lagen aber immer zwischen 10 und 20 m. Um den Ge- ländebedingungen gerecht zu werden und die Blockhalden-Wolfspinne möglichst sicher nach- zuweisen, wurden drei verschiedene Bodenfal-
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