Carolinea 76

K astner et al.: Die Blockhalden-Wolfspinne im Nordschwarzwald 173 von Moosen bedeckt, hauptsächlich von Raco- mitrium lanuginosum , einem charakteristischen Blockhalden-Moos ( N ebel 2000). Die Art ist licht- liebend und widerstandsfähig gegen Kälte und Hitze sowie Austrocknung. Daneben wurden noch Racomitrium affine (F. W eber & D. M ohr ) L indb . und R. heterostichum ( H edw . ) B rid . gefun- den, außerdem Polytrichum pallidisetum F unck und zahlreiche weitere Blockhaldenarten in ge- ringerer Deckung (z.B. Grimmia affinis H ornsch ., Hypnum andoi A. J. E. S m .). Auch die Flechten- flora erscheint artenreich (acht Cladonia -Arten u.a.). Seebach 1 ist eine „klassische“ Blockhalde aus kristallinem Gestein und durch Sturzprozes- se ausgehend vom Nährfelsen entstanden und wahrscheinlich seit der letzten Kaltzeit als offe- ne Halde erhalten. Sie ist Teil eines wesentlich größeren Haldenkomplexes, der eine starke Dynamik der Vegetationsentwicklung zeigt. Am unteren Rand ist sie von einem unbefestigten Forstweg begrenzt. Die beiden Temperaturlogger zeigen Maximal- werte von bis zu 65 °C tagsüber im August und Minimalwerte von knapp 5 °C morgens im Juni. Die Durchschnittstemperatur an der Haldenober- fläche lag bei 21 °C, die durchschnittliche tägli- che Temperaturdifferenz bei 28,1 °C. Blockhalden-Wolfspinnen wurden in allen Fal- len gefangen, die meisten Tiere (15 Individuen) in einer Falle am Haldenkopf, jeweils nur 1 Indi- viduum in Fallen in der Mitte, am Rand und im Kopfbereich. Seebach 2 (SE2) (Abb. 17, 18) Seebach 2 ist die einzige nordexponierte Halde in dieser Untersuchung, da sonst keine Halden dieser Exposition zu finden waren. Die kleine steile Halde ist ca. 30 m breit und ca. 20 m lang, grenzt links und rechts an von Fichten dominier- ten Wald und wird oben und unten von unbefes- tigten Waldwegen begrenzt, weist also keinen natürlichen Haldenfuß bzw. -kopf mehr auf. In- nerhalb der Halde wachsen einige kleine Fichten und junge Birken, viele Blöcke sind von Moos bedeckt (Abb. 17). Neben Racomitrium lanugi- nosum wurden das häufige Waldbodenmoos Po- lytrichum formosum H edw . sowie die Torfmosse Sphagnum nemoreum S cop . und S. quinquefa- rium ( L indb . ex B raithw .) W arnst . gefunden. Dies weist u.a. darauf hin, dass die Halde aufgrund der Exposition auch im Sommer deutlich stär- ker beschattet und feuchter ist als die anderen Halden. Das zeigen auch die Loggerdaten: So- wohl die Maximaltemperaturen (46 °C) als auch die Durchschnittstemperatur im Meßzeitraum (18,6 °C) waren niedriger als auf den anderen Seebach-Halden. Die Blöcke sind recht einheit- lich mittelgroß bis groß, aber unregelmäßig ver- teilt (Abb. 18). Die Beweglichkeit der meisten Blö- cke ist gering. An einigen Stellen war Totholz zu finden. Die Halde liegt inmitten von auf blockigem Untergrund stockendem Wald (Blockwald). Es ist zu vermuten, dass die Halde durch rezenten Sturmwurf vegetationsfrei wurde und bis dahin ebenfalls von Wald überwachsen war. In vier der 10 Fallen wurden keine Blockhalden- Wolfspinnen gefangen. Diese Fallen befanden sich am Fuß, in der Mitte, am Kopf und am Rand. Die größte Aktivitätsdichte (9 Individuen pro Fal- le) wurde in der Haldenmitte gemessen. Seebach 3 (SE3) (Abb. 19, 20) Seebach 3 ist eine südsüdwest exponierte, mä- ßig steile Halde. Sie ist mit ca. 25 x 40 m mit- telgroß und von allen Seiten von hohen Fichten (Blockwald) umgeben. Sie weist deshalb am Rand sehr schattige und dicht bemooste Berei- che (v.a. Polytrichum formosum ) auf. Auch die zentralen Bereiche weisen auf den recht einheit- lich mittelgroßen bis großen und wenig beweg- lichen Blöcken mit häufig waagrechter Oberflä- che eine hohe Moosdeckung durch Racomitrium lanuginosum ( H edw .) B rid . auf (Abb. 20). Insge- samt erscheint die Moosflora artenreich, Totholz und höhere Vegetation finden sich dagegen kaum. Auch diese Halde ist unten und oben von unbefestigten Waldwegen begrenzt. Insgesamt erweckt die Halde den Eindruck, seit langer Zeit baumfrei zu sein. Angesichts des umgebenden Blockwalds ist aber nicht sicher, ob sie seit der periglazialen Entstehung unverändert als offene Halde existiert. Ein am Fuß der Halde im Block- wald ausgebrachter Logger zeigt eine Durch- schnittstemperatur von nur 16,1 °C. Ein zweiter in der Mitte der Halde oberflächlich ausgelegter Logger zeigt eine Maximaltemperatur von 54 °C, eine Durchschnittstemperatur von 20,6 °C so- wie eine durchschnittliche tägliche Temperatur­ differenz von 15,9 °C. In vier der ausgebrachten Fallen in der Mitte und am Haldenfuß wurden keine Blockhalden-Wolf- spinnen gefangen, in einer Falle am Haldenkopf 11 Tiere. Haldenkomplex Altsteigerskopf Die drei Untersuchungsflächen am Altsteigers- kopf liegen etwas höher als die Seebach-Halden

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